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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Menschenwölfe der Städte, die jenseits der Magie lebten und erst dort zu wahrer Stärke heranwuchsen. Sie erinnerte sich an Dharko, den Stammesführer der Werwölfe von Paris, die sie im Kampf erlebt hatte, nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie er sich ihr mit seiner Meute auf dem Schrottplatz genähert hatte. All diese Wölfe waren mächtig genug, um es mit einem Vampir wie Lyskian aufzunehmen, mit einem Hybriden wie Grim oder einem Jäger wie Samhur. Sie waren unzähmbar und frei und in dieser Wildheit lag eine Kraft, die jedes Anderwesen fürchtete, das bei Verstand war. Ja, Mia erinnerte sich an die Angst, die sie angesichts dieser Kreaturen empfunden hatte. Doch sie erschienen ihr wie Schoßhunde in Anbetracht dessen, was sie nun erblickte.
    Vor ihr stand ein riesiger Wolf. Er hatte sich auf zwei Beine erhoben, ohne dabei menschlich zu wirken, und rührte sich nicht. Sein pechschwarzes Fell verschmolz mit den Schatten, und seine Klauen waren so scharf, dass sie sich mühelos in den Stein gruben, auf dem er stand. Große Fangzähne ragten aus seinem Maul. Noch immer fühlte Mia das Grollen, das in seiner Kehle darauf wartete, hervorzubrechen, und sie wusste, dass schon ein schwacher Hieb mit seiner Pranke ihr den Kopf vom Hals trennen würde. Alles an diesem Wesen war brutal, doch es war nicht der Anblick der Gewalt, der ihr die Kehle zuschnürte. Es war der Blick, mit dem der Werwolf sie ansah – nur sie, keinen der anderen, und das Feuer in seinen Augen, diese goldene Glut, die in den Herzen der Ersten Drachen geruht und sie zum Leben erweckt haben sollte. Diese Kreatur war mehr als Wolf oder Mensch. Dieses Wesen war ein Khranados, und in diesem Augenblick zweifelte Mia nicht daran, dass die Legende der Wahrheit entsprach: Keine Macht der Welt war seiner Glut gewachsen. Er hatte den Drachen ihr Feuer gestohlen.
    Kaum merklich neigte er den Kopf, doch allein diese Bewegung ließ sie zusammenfahren. Dann trat er einen Schritt vor. Im selben Moment traf ihn etwas in die Brust. Schwarze Blitze zuckten über seinen Körper und erloschen umgehend, doch ein Dolch steckte in seinem Fleisch und schickte silberne Glut wie flüssiges Blei in seine Adern. Schmerzerfüllt riss er den Kopf in den Nacken. Schnell zog Lyskian Mia mit sich, und sie widerstand dem Drang, sich umzuwenden, als sie die schwankenden Tritte des Werwolfs hinter sich fühlte. Mit einem Schrei sprengte Grim die restlichen Trümmer auseinander. Das Tor glomm unter Samhurs Hand rot auf, Mia spürte den Schein auf ihrer Haut und gleich darauf die Dunkelheit, die sie dahinter umfing. Sie rannte, so schnell sie konnte, verfolgt von den goldenen Augen des Wolfs, und ihr Herz machte einen Satz, als der Gang sich öffnete und sie am anderen Ende einer von Stalagmiten durchzogenen Höhle ein schwarzes Tor zum Inneren Kreis erkannte. Schon hatten Grim und Samhur es erreicht, knirschend schob es sich in die Höhe, doch im selben Moment erschütterte das Brüllen des Wolfs die Höhle und brach den Boden auf, dass Feuergeysire daraus emporschossen. Gerade noch rechtzeitig packte Lyskian Mia am Arm und riss sie vor den Flammen zurück. Gleich darauf landete sie hart auf dem Boden. Benommen rappelte sie sich auf und stellte fest, dass sie ein ganzes Stück weit zurückgeschleudert worden waren – zu weit. Das schwarze Tor schützte den Inneren Kreis des Hohen Schlosses mit seiner Magie, doch sie würden es nicht mehr rechtzeitig vor dem Werwolf erreichen und wieder schließen können, und eines war sicher: Wenn der Khranados ihnen folgte, gab es kein Entkommen mehr.
    Die nächsten Augenblicke erschienen ihr wie in Zeitlupe. Sie hörte den Werwolf aus dem Tunnel brechen, sie konnte sein verbranntes Fleisch riechen und das Silber, das sich tief in seinen Körper gegraben hatte, sie hörte Remis schreien, fühlte Samhurs Zauber die Luft zerreißen, als er dem Wolf einen Feuerwirbel entgegenschlug – und sie sah Grims Gesicht, als er sie mit seinem Blick umfasste. Die Angst um sie ließ es verwundbar erscheinen, beinahe sanft, und als er einen Schritt auf sie zutrat und Samhurs Faust ihn packte, stieß er einen Schrei aus, der in Mia widerhallte. Das Tor senkte sich zwischen ihnen, doch sie hielt seinen Blick fest, fühlte die Dunkelheit darin und die Schatten, und für einen Moment schien es ihr, als würde das niederfallende Tor etwas verbildlichen, was sie die ganze Zeit gespürt und zurückgedrängt hatte. Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen und ignorierte

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