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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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hielt inne und wartete, bis sie ihn anschaute. »Du hast die Wahl: Du kannst seinem Weg folgen – oder du kannst an ihr wachsen und unendliche Schönheit aus ihr hervorbringen, Schönheit, die die Menschen fühlen können, auch wenn sie sie nicht verstehen.«
    WortlosließerseinenBlickzurFlammehinabsinken,undalsderenFunkenaufloderten,dabeganndieStilleinMiazusingen,leiseundinfremdenSprachen,undsiestürztemittenhinein,ohneKälte,ohneFurcht,ohneZorn.DieseStillewarLucas,seinefarbbeflecktenHände,seinLachen,derDuftseinesHaares,siewarJakobmitseinerVerzweiflung,seinerEntschlossenheit,seinerHingabe,siewarderMond,derdieSehnsuchtnachdemUnbekannteninsUnermesslichesteigernkonnte,undsiewares,dieMiabrennenließundihrdieHoffnungaufdieStirnschrieb,dasssiemeinte,inFlammenzustehen.DieseStillewarsieselbst.Siespürte,dasssielächelte,undalssiedenBlickhobundLyskianansah,erwiderteerdieGestekaummerklich.
    Höre auf das, was du bist , vernahm sie seine Stimme, und halte es fest. Trage deine Flamme in die Welt, und wer weiß – vielleicht wirst du sie entzünden können mit deinem Traum.
    Mia erwiderte nichts. Sie sah sich von außen auf der Mauer sitzen, sah Lyskians Haar, das sich im Wind bewegte, und das Lächeln auf seinen Lippen, und sie wusste, dass sie dieses Bild niemals vergessen würde: sie beide mit der Flamme zwischen ihren Händen, die sie in sich trugen und die sie miteinander verband – jetzt und für alle Zeit.

Kapitel 47
    Carven schlief. Seine Atemzüge waren gleichmäßig, und wie er dalag, beide Hände auf die Brust gelegt, sah er so zart und zerbrechlich aus, dass Grim seinen Anblick kaum ertrug. Er saß dicht am Bett des Jungen und er war allein mit ihm, abgesehen von dem farbigen Drachen, der zusammengerollt auf Carvens Kissen lag. Mia hatte das Zimmer vor einer ganzen Weile verlassen, auch Remis und die Heiler des Islis hatten sich zurückgezogen, als hätten sie gespürt, dass Grim sie ohnehin kaum wahrnahm. Er sah Carven an, unverwandt, und er betrachtete die Schatten unter dessen Augen und die Blässe seiner Haut, die ihm etwas Krankes und Unheilvolles gab, das Grim noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte. Verus hatte sein Versprechen gehalten. Er hatte Carven vor dem Tod bewahrt, doch der schwarze Flügel hatte bereits seine Stirn berührt. Grim betrachtete die Narbe, die die Schattenschlingen an Carvens Arm hinterlassen hatten, er sah ihn erneut in den Armen der Totenfrau und fühlte sie wieder, die Dunkelheit, die wie eine Scherbe in seinen Augen gelegen hatte. Vorsichtig strich Grim ihm übers Haar. Es würde ein langer Weg für den Krieger des Lichts werden, wieder zu alter Kraft zurückzukehren. Doch er war nicht allein. Sie würden diesen Weg gemeinsam gehen.
    Als Grim die Schultern bewegte, knackten seine Knochen. Er hatte sich seit Stunden nicht mehr bewegt. Die Luft des Zimmers strömte warm in seine Lunge und machte ihm erneut die Kälte bewusst, die ihn seit seiner Reise nach Braskaton nicht mehr losließ. Eine ganze Weile hatte er dem Brennen in seiner Brust gelauscht, doch es war beinahe vollständig verstummt – und diese neue Stille war so merkwürdig, dass er immer wieder die Klaue hob, in der Erwartung seiner plötzlichen Rückkehr. Dabei wusste er, dass das nicht passieren würde. Er hatte es in der Hitze der Flamme aufgerieben, und nun war nichts mehr von ihm übrig als ein schwaches Flüstern in seinen Gedanken. Umso deutlicher spürte er die Kälte in seinem Inneren. Für einen Moment sah er Verus vor sich, sein Gesicht erhellt vom Licht der Flamme, und seine Züge verdunkelten sich. Er wusste, dass es nur einen Weg gab, diesem verfluchten Dämon die Stirn zu bieten. Er musste sie erneut aus der Welt der Götter holen, diese eisige, betörende Glut, deren Nachwirkungen noch immer durch seine Glieder strömten. Ein Pochen zog durch seinen Schädel, er spürte den Verlust der Flamme wie die dumpfe Leere der Trauer, und gleichzeitig sah er wieder Carvens Blick vor sich, das Entsetzen darin und den Schrecken, als sein Schrei ihn inmitten der Flammen Braskatons gefunden hatte. Er berührte Carvens Hand, doch es schien ihm, als würde er aus unendlicher Ferne nach ihm greifen. Er hatte mehr vernichtet als das verfluchte Brennen in seiner Brust, viel mehr, als dass er Worte dafür finden konnte. Dieser Gedanke trieb ihn auf die Beine und erst, als er das Zimmer verließ und hinaus in die Nacht trat, sank er zurück in die Schatten.
    Der Wind war kühl. Stürmisch riss er an Grims Mantel und ließ ihn

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