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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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ruhiger atmen. Er setzte sich in Bewegung, fort von den Stimmen des Islis, die ihm nachglitten, fort von den leeren Häusern Prags, die ihn mit ihrem Schweigen lähmten. Verflucht, was erwartete er? Dass er Luftsprünge machen würde nach dem Desaster in der Burg? Dass er vor Freude singen und tanzen würde angesichts der verfluchten Nebel, die einen Angriff der Armee verhinderten, und der Übermacht der Dämonen, die sich der Welt näherte? Die Zweige der Bäume streiften seine Schultern und mit jedem Schritt, den er sich in ihre Schatten zurückzog, ließ das Pochen in seinem Schädel ein wenig nach. Er setzte sich auf einen Felsen, starrte ins Unterholz und stieß verächtlich die Luft aus. Großartig. Er ging in den Wald, um zu sich selbst zu finden. Remis hätte seine helle Freude daran gehabt.
    Ich bin in deinem Kosmos der Anfang aller Dinge.
    Grim erschrak, so plötzlich war Verus’ Stimme in seinen Gedanken aufgetaucht. Zorn erwachte in ihm. Er sah den Dämon vor sich, und wieder überkam ihn der übermächtige Drang, ihm das selbstgefällige Grinsen vom Gesicht zu schlagen. Doch gleich darauf spürte er erneut den Schauer, der ihn bei diesen Worten überkommen hatte. Verus hatte alles geplant. Jeder verdammte Schritt, den Grim in die Götterwelt gesetzt hatte, war von diesem Bastard geplant worden. Er hatte seit Urzeiten vorgehabt, die Flamme des Prometheus an sich zu bringen – und nun war es ihm gelungen.
    Es ist deine Bestimmung, ihr zu folgen.
    Grim schnaubte verächtlich, aber die Worte brannten sich ihren Weg durch seine Gedanken. Sie nagten an seinem Verstand, sie würden ihn noch vollständig verrückt machen, wenn er sie nicht loswurde. Aber er konnte sie nicht packen, er fühlte nur, wie sie ihn lähmten und ihn noch tiefer hineintrieben in die Kälte, die sich unaufhaltsam in seinem Inneren ausbreitete. Für einen Moment überkam ihn der Impuls, Mia zu suchen oder Samhur vielleicht, Remis oder Kronk, irgendjemanden, dem er alles erzählen konnte. Doch er blieb, wo er war. Was sollte er ihnen sagen? Sie würden nicht verstehen, was in ihm vorging, er begriff es ja nicht einmal selbst, und er wusste, dass er ihn nicht ertragen konnte, den Blick in ihre Gesichter, in denen er sich selbst spiegelte, seine reglosen Züge und die tiefschwarzen Augen, in denen die Kälte zum Tanz aufrief.
    Du bist ihr längst verfallen, so wie ich es vor langer Zeit vorhergesehen habe.
    Grim wollte die Worte nicht hören. Sie glitten von ihm fort und entzündeten die Schatten im Unterholz. Er sah sich über verbrannte Städte fliegen, wieder spürte er die Macht der Flamme in seinen Gliedern, und als er den Blick wandte und den Mondschein auf seinem Gesicht fühlte, da glitt Verus’ Stimme wie ein Messerstich in ihn hinein.
    Hast du den goldenen Himmel wirklich ganz vergessen?
    Grim hob die Klaue, kurz schien es ihm, als könnte er die Worte so abwehren, doch stattdessen zog sich ein Riss durch das Bild des Waldes, und noch ehe er ganz begriffen hatte, was er eigentlich tat, war er bereits hinübergetreten in die Welt der Träume. Er hielt die Augen geschlossen, kühl streiften Nebel seine Haut, und als er die Schwingen ausbreitete, wusste er instinktiv, wohin er sich wenden musste. Wir sind Brüder, drang Seraphins Stimme durch seine Gedanken. Erinnere dich!
    Sanft strichen diese Worte über Grims Stirn, und er sah Seraphin vor sich, seine flammende Gestalt, die Wunde in seiner Brust und den Ausdruck seiner Augen, als er ihn hatte gehen lassen. Er war da gewesen, die ganze Zeit über. Grim hatte ihn zurückgestoßen, doch nun spürte er mit jedem Schwingenschlag, dass ihn etwas zu Seraphin hinzog, etwas, das über seinen Verstand ging und das ihm dennoch den Atem nahm, als er den Schatten des Traumschlosses auf seinem Gesicht fühlte.
    Blauglühend erhob sich das Gebäude in die Nacht. Zahlreiche Zinnen waren zerbrochen, ganze Türme noch immer eingestürzt, aber die Mauern hatten sich neu errichtet, und im Inneren fand Grim ganze Räume vollständig wiederhergestellt. Schweigend trat er in den Saal aus Nacht ein. Er lag verlassen, und als Grim dicht vor der Fensterfront stehen blieb und den Blick über die endlose Ebene schweifen ließ, wo einst das Meer gewesen war, hörte er weit entfernt das Rauschen von Wellen. Wie oft mochte Seraphin an diesem Platz gestanden haben, einsam und verzweifelt, wie oft hatte er seinen Blick ausgesandt in der Hoffnung, Licht zu sehen in der ewigen Nacht, in die er sich begeben hatte?

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