Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
gewartet, und wie er gar so lang nicht hat kommen wollen, da sind sie ihm entgegengegangen. Der Spielhansl aber, wie er sie hat kommen sehen, hat so getan, als wenn ihm das Geld in eine Pfütze gefallen wäre, und hat emsig darin herumgestochert; aber unser Herrgott hat’s schon gewußt, daß er sie verspielt hat.
Da hat ihm der heilige Petrus noch einmal drei Groschen gegeben. Jetzt hat er sich aber nicht mehr verführen lassen und hat ihnen das Brot gebracht. Da hat ihn unser Herrgott gefragt, ob er keinen Wein hat. Da hat er gesagt: »O Herr, die Fässer sind alle leer.« Da hat unser Herrgott gesagt, er solle nur in den Keller hinabgehen; denn es sei noch der beste Wein drunten. Er wollt’s nicht glauben; aber zuletzt hat er gesagt: »Ich will doch hinuntergehen; aber ich weiß, daß keiner drunten ist.« Wie er aber das Faß angezapft hat, da ist der beste Wein herausgelaufen. Jetzt hat er ihnen den Wein gebracht, und die zwei sind die Nacht über geblieben.
Am andern Tag, in der Frühe, hat unser Herrgott zum Spielhansl gesagt, er solle sich drei Gnaden ausbitten. Er hat gemeint, der Spielhansl würde sich den Himmel ausbitten; aber der hat um Karten gebeten, mit denen er alles gewinnt, und um Würfel, mit denen er alles gewinnt, und um einen Baum, auf dem alles Obst wächst, und wenn einer hinaufsteigt, daß er nicht mehr herab kann, bis er es ihm befiehlt. Jetzt hat ihm unser Herrgott alles gegeben, was er verlangt hat, und ist mit dem heiligen Petrus wieder fort.
Jetzt hat der Spielhansl erst recht zu spielen angefangen und hätte bald die halbe Welt zusammengewonnen. Da hat der heilige Petrus zu unserem Herrgott gesagt: »Herr, das Ding tut nicht gut; er gewinnt schließlich noch die ganze Welt; wir müssen ihm den Tod schicken.« Und da haben sie ihm den Tod geschickt. Wie der Tod gekommen ist, ist der Spielhansl natürlich am Spieltisch gesessen; da hat der Tod gesagt: »Hansl, komm mal ein bissel heraus!«
Der Spielhansl aber hat ihm gesagt: »Wart nur ein bissel, bis das Spiel aus ist, und steig derweil ein wenig auf den Baum da draußen, und brich uns ein bissel was ab, damit wir auf dem Wege was zu naschen haben.« Ist also jetzt der Tod auf den Baum gestiegen, und wie er wieder hat herunterwollen, hat er es nicht gekonnt, und der Spielhansl hat ihn sieben Jahre droben gelassen, und derweil ist kein Mensch gestorben. Da hat der heilige Petrus zu unserem Herrgott gesagt: »Herr, das Ding tut nicht gut; es stirbt ja kein Mensch mehr; wir müssen uns schon selber aufmachen.«
Jetzt sind sie also schon selber gekommen, und da hat ihm unser Herrgott befohlen, daß er den Tod herunterlassen sollte. Da ist er nun gleich gegangen und hat zum Tod gesagt: »Gehst herunter«, und der hat ihn gleich genommen und hat ihn erwürgt. Da sind sie nun miteinander fort und sind in die andre Welt gekommen. Da ist nun mein Spielhansl zum Himmelstor gegangen und hat da angeklopft. »Wer ist draußen?« – »Der Spielhansl!« – »Ach, den brauchen wir nicht, geh nur wieder fort.« Da ist er zum Fegefeuer gegangen und hat wieder angeklopft. »Wer ist draußen?« – »Der Spielhansl!« – »Ach, es ist so schon Jammer und Not genug bei uns, wir wollen nicht spielen; geh nur wieder fort.«
Da ist er zum Höllentor gegangen, und da haben sie ihn hereingelassen. Es ist aber niemand daheim gewesen als der alte Luzifer und ein paar krumme Teufel – die geraden haben auf der Welt zu tun gehabt –, und da hat er sich gleich niedergesetzt und hat wieder zu spielen angefangen. Da hat aber der Luzifer nichts gehabt als seine krummen Teufel; die hat ihm der Spielhansl abgewonnen, weil er mit seinen Karten alles hat gewinnen müssen. Jetzt ist er mit seinen krummen Teufeln fort, der Spielhansl, und da sind sie nach Hohenfürt und haben die Hopfenstangen ausgerissen und sind damit zum Himmel hinauf und haben zu stoßen angefangen; und jetzt hat der Himmel schon gekracht.
Da hat der heilige Petrus wieder gesagt: »Herr, das Ding tut nicht gut, wir müssen ihn hereinlassen, sonst wirft er uns den Himmel herab.« Jetzt haben’s ihn halt hereingelassen. Aber der Spielhansl hat gleich wieder zu spielen angefangen; und da ist denn solch ein Lärm und Getöse geworden, daß man sein eigenes Wort nicht mehr verstanden hat. Da hat der heilige Petrus wieder gesagt: »Herr, das Ding tut nicht gut, wir müssen ihn hinauswerfen; er macht uns sonst den ganzen Himmel rebellisch.«
Jetzt sind sie über
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