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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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dein Geld, oder ich schlag dich tot.«
     
    Da sagte der Jude: »Schenkt mir doch das Leben, Geld habe ich keins und nicht mehr als acht Heller.« Der Schneider aber sprach: »Du hast doch Geld, und das soll auch heraus«, brauchte Gewalt und schlug ihn so lange, bis er nah am Tod war. Und wie der Jude nun sterben wollte, sprach er das letzte Wort: »Die klare Sonne wird es an den Tag bringen!« und starb damit. Der Schneidergesell griff ihm in die Tasche und suchte nach Geld; er fand aber nicht mehr als die acht Heller, wie der Jude gesagt hatte.
     
    Da packte er ihn auf, trug ihn hinter einen Busch und zog weiter auf sein Handwerk. Wie er nun lange Zeit gereist war, kam er in eine Stadt bei einem Meister in Arbeit, der hatte eine schöne Tochter, in die verliebte er sich und heiratete sie und lebte in einer guten, vergnügten Ehe.
     
    Über lang, als sie schon zwei Kinder hatten, starben Schwiegervater und Schwiegermutter, und die jungen Leute hatten den Haushalt allein. Eines Morgens, wie der Mann auf dem Tisch vor dem Fenster saß, brachte ihm die Frau den Kaffee, und als er ihn in die Unterschale ausgegossen hatte und eben trinken wollte, da schien die Sonne darauf, und der Widerschein blinkte oben an der Wand so hin und her und machte Kringel daran.
     
    Da sah der Schneider hinauf und sprach: »Ja, die will’s gern an den Tag bringen und kann’s nicht!« Die Frau sprach: »Ei, lieber Mann, was ist denn das? Was meinst du damit?« Er antwortete: »Das darf ich dir nicht sagen.« Sie aber sprach: »Wenn du mich lieb hast, mußt du mir’s sagen«, und gab ihm die allerbesten Worte, es sollt’s kein Mensch wieder erfahren, und ließ ihm keine Ruhe.
     
    Da erzählte er, vor langen Jahren, wie er auf der Wanderschaft ganz abgerissen und ohne Geld gewesen, habe er einen Juden erschlagen, und der Jude habe in der letzten Todesangst die Worte gesprochen: »Die klare Sonne wird’s an den Tag bringen!« Nun hätt’s die Sonne eben gern an den Tag bringen wollen und hätte an der Wand geblinkt und Kringel gemacht, sie hätt’s aber nicht gekonnt.
     
    Danach bat er sie noch besonders, sie dürfte es niemand sagen, sonst käme er um sein Leben; das versprach sie auch. Als er sich aber zur Arbeit gesetzt hatte, ging sie zu ihrer Gevatterin und vertraute ihr die Geschichte, sie dürfte sie aber keinem Menschen wieder sagen; ehe aber drei Tage vergingen, wußte es die ganze Stadt, und der Schneider kam vor das Gericht und ward gerichtet. Da hatte es doch die klare Sonne an den Tag gebracht.
     

Das blaue Licht
     
    E s war einmal ein Soldat, der hatte dem König lange Jahre treu gedient. Als der Krieg aber zu Ende war und der Soldat, der vielen Wunden wegen, die er empfangen hatte, nicht weiter dienen konnte, sprach der König zu ihm: »Du kannst heimgehen, ich brauche dich nicht mehr; Geld bekommst du weiter nicht, denn Lohn erhält nur der, welcher mir Dienste dafür leistet.«
     
    Da wußte der Soldat nicht, womit er sein Leben fristen sollte, ging voll Sorgen fort und ging den ganzen Tag, bis er abends ineinen Wald kam. Als die Finsternis einbrach, sah er ein Licht, dem näherte er sich und kam zu einem Haus, darin wohnte eine Hexe. »Gib mir doch ein Nachtlager und ein wenig Essen und Trinken«, sprach er zu ihr, »ich verschmachte sonst.« – »Oho!«, antwortete sie, »wer gibt einem verlaufenen Soldaten etwas? Doch ich will barmherzig sein und dich aufnehmen, wenn du tust, was ich verlange.« – »Was verlangst du?«, fragte der Soldat. »Daß du mir morgen meinen Garten umgräbst.«
     
    Der Soldat willigte ein und arbeitete den folgenden Tag aus allen Kräften, konnte aber vor Abend nicht fertig werden. »Ich sehe wohl«, sprach die Hexe, »daß du heute nicht weiter kannst; ich will dich noch eine Nacht behalten, dafür sollst du mir morgen ein Fuder Holz spalten und klein machen.«
     
    Der Soldat brauchte dazu den ganzen Tag, und abends machte ihm die Hexe den Vorschlag, noch eine Nacht zu bleiben. »Du sollst mir morgen nur eine geringe Arbeit tun; hinter meinem Hause ist ein alter wasserleerer Brunnen, in den ist mir mein Licht gefallen, es brennt blau und verlischt nicht, das sollst du mir wieder heraufholen.«
     
    Den andern Tag führte ihn die Alte zu dem Brunnen und ließ ihn in einem Korb hinab. Er fand das blaue Licht und machte ein Zeichen, daß sie ihn wieder hinaufziehen sollte. Sie zog ihn auch in die Höhe; als er aber dem Rande nahe war, reichte sie die Hand hinab und wollte ihm das

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