Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
Vom Netzwerk:
hätte den Wald für ihn abholzen lassen, sie hätte den Teich für ihn ausschlämmen lassen; sie hätte das Schloß für ihn gebaut; sie hätte ihn in einen Dornbusch verwandelt, dann in eine Kirche und zuletzt in einen Teich, und er hätte sie so geschwind vergessen. Der Königssohn aber hörte von alledem nichts. Die Diener aber waren aufgewacht und hatten alles gehört und wußten nicht, was das bedeuten sollte.
     
    Am andern Morgen, als sie aufgestanden waren, da zog die Braut das Kleid an und fuhr mit dem Bräutigam zur Kirche. Unterdes machte das Mädchen die zweite Walnuß auf, und da lag ein noch schöneres Kleid darin; das zog sie wieder an und ging damit in die Kirche, gegenüber vom Altar. Und nun ging es genauso wie das vorige Mal. Und das Mädchen legte sich wieder eine Nacht auf die Türschwelle, die nach des Königssohnes Stube ging; und die Bedienten sollten ihm wieder einen Schlaftrunk geben. Aber die Bedienten gaben ihm einen Trunk, von dem er wach blieb; und damit legte er sich zu Bette. Und die Müllersmagd auf der Türschwelle weinte wieder und sagte, was sie alles getan hätte.
     
    Das alles hörte der Königssohn, und er war ganz betrübt – und es fiel ihm alles wieder ein, was in der Vergangenheit geschehen war. Da wollte er zu ihr gehen; aber die Mutter hatte die Türe zugeschlossen. Am andern Morgen aber ging er gleich zu seiner Liebsten und erzählte ihr alles; und sie möchte doch nicht böse sein, daß er sie so lange vergessen hätte. Da machte die Königstochter die dritte Walnuß auf; da war ein noch viel schöneres Kleid darin. Das zog sie an und fuhr mit ihrem Bräutigam zur Kirche. Und da kamen viele Kinder, die gaben ihnen Blumen und legten ihnen bunte Bänder vor die Füße, und sie ließen sich einsegnen und hielten eine lustige Hochzeit. Aber die falsche Mutter und die unrechte Braut mußten weg. Und wer das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm.
     

Vom klugen Schneiderlein
     
    E s war einmal eine Prinzessin gewaltig stolz; kam ein Freier, so gab sie ihm etwas zu raten auf, und wenn er’s nicht erraten konnte, so ward er mit Spott fortgeschickt. Sie ließ auch bekanntmachen, wer ihre Rätsel löste, sollte sich mit ihr vermählen, und möchte kommen, wer da wollte.
     
    Endlich fanden sich auch drei Schneider zusammen, davon meinten die zwei ältesten, sie hätten so manchen feinen Stich getan und hätten’s getroffen, da könnt’s ihnen nicht fehlen, sie müßten’s auch hier treffen; der dritte war ein kleiner unnützer Springinsfeld, der nicht einmal sein Handwerk verstand, aber meinte, er müßte dabei Glück haben, denn woher sollt’s ihm sonst kommen. Da sprachen die zwei andern zu ihm: »Bleib nur zu Haus, du wirst mit deinem bißchen Verstande nicht weit kommen.«
     
    Das Schneiderlein ließ sich aber nicht irre machen und sagte, es hätte einmal seinen Kopf darauf gesetzt und wollte sich schon helfen, und ging dahin, als wäre die ganze Welt sein.
     
    Da meldeten sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihr Rätsel vorlegen; es wären die rechten Leute angekommen, die hätten einen feinen Verstand, daß man ihn wohl in eine Nadel fädeln könnte. Da sprach die Prinzessin: »Ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was für Farben ist das?« – »Wenn’s weiter nichts ist«, sagte der erste, »es wird schwarz und weiß sein, wie Tuch, das man Kümmel und Salz nennt.«
     
    Die Prinzessin sprach: »Falsch geraten, antworte der zweite.«
     
    Da sagte der zweite: »Ist’s nicht schwarz und weiß, so ist’s braun und rot wie meines Herrn Vaters Bratenrock.« – »Falsch geraten«, sagte die Prinzessin, »antworte der dritte, dem seh ich’s an, der weiß es sicherlich.« Da trat das Schneiderlein keck hervor und sprach: »Die Prinzessin hat ein silbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf, und das sind die zweierlei Farben.«
     
    Wie die Prinzessin das hörte, ward sie blaß und wäre vor Schrecken beinah hingefallen; denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und sie hatte fest geglaubt, das würde kein Mensch auf der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wiederkam, sprach sie: »Damit hast du mich noch nicht gewonnen, du mußt noch eins tun; unten im Stall liegt ein Bär, bei dem sollst du die Nacht zubringen; wenn ich dann morgen aufstehe und du bist noch lebendig, so sollst du mich heiraten.«
     
    Sie dachte aber, damit wollte sie das Schneiderlein los werden, denn der Bär hatte noch keinen Menschen lebendig

Weitere Kostenlose Bücher