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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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Kanzel war ein Pastor, der predigte. Da hörte er sich die Predigt an und ging wieder nach Hause. Da fragte ihn die Königin, warum er sie nicht mitgebracht habe? Da sagte er: »Nein, ich bin ihnen so lange nachgelaufen, und als ich glaubte, ich hätte sie eingeholt, da stand da eine Kirche und auf der Kanzel ein Pastor, der predigte.« – »Du hättest den Pastor nur bringen sollen«, sagte die Frau, »die Kirche wäre dann schon von selber gekommen. Wenn man dich schon schickt! Doch das kann jetzt nichts mehr helfen; da muß ich selber gehen.«
     
    Als sie nun eine Weile unterwegs war und die beiden von ferne sah, da guckte sich die Königstochter um und sah ihre Mutter kommen und sagte: »O weh! Nun kommt meine Mutter selbst. Ich will dich in einen Teich verwandeln und mich in einen Fisch.«
     
    Wie die Mutter an die Stelle kam, war da ein großer Teich, und in der Mitte sprang ein Fischlein herum und guckte mit dem Kopf aus dem Wasser und war ganz lustig. Da wollte sie gern den Fisch kriegen; aber sie konnte ihn nicht fangen. Da war sie ganz böse und trank den ganzen Teich aus, damit sie den Fisch doch kriegte; aber da wurde ihr so übel, daß sie das ganze Wasser wieder ausspeien mußte. Dann sagte sie: »Ich sehe wohl, daß hier nichts mehr helfen kann«; und sie möchten nur wieder zu ihr kommen. Da ging die Königin auch wieder nach Hause. Und die Königin gab ihrer Tochter drei Walnüsse und sagte: »Mit denen kannst du dir helfen, wenn du in höchster Not bist.«
     
    Und damit gingen die jungen Leute wieder zusammen fort.
     
    Als sie nun wohl an die zehn Stunden gegangen waren, da kamen sie an das Schloß, aus dem der Königssohn war; und dabei war ein Dorf. Als sie da angekommen waren, da sagte der Königssohn: »Bleib hier, meine Liebste, ich will erst in das Schloß gehen, und dann will ich mit dem Wagen und den Bedienten kommen und dich abholen.«
     
    Als er nun in das Schloß kam, da wurden alle so froh, daß sie nun den Königssohn wiederhatten. Und er erzählte, daß er eine Braut hätte, und die wäre jetzt in dem Dorfe; sie sollten mit dem Wagen hinfahren und sie holen. Da spannten sie auch gleich an, und viele Bediente setzten sich auf den Wagen. Als nun der Königssohn einsteigen wollte, da gab ihm seine Mutter einen Kuß; da hatte er alles vergessen, was geschehen war und auch, was er tun wollte. Da befahl die Mutter, sie sollten wieder ausspannen, und da gingen sie alle wieder ins Haus. Das Mädchen aber sitzt im Dorfe und lauert und lauert und meint, er solle sie abholen, es kommt aber keiner. Da vermietete sich die Königstochter in der Mühle, die gehörte zum Schloß. Da mußte sie alle Nachmittage am Wasser sitzen und Gefäße reinigen. Da kam einmal die Königin vom Schlosse hergegangen und ging am Wasser spazieren und sah das wackere Mädchen da sitzen. Da sagte sie: »Was ist das für ein wackeres Mädchen! Die gefällt mir gut!«
     
    Da guckten sie es alle an; aber kein Mensch erkannte es.
     
    Es ging nun eine lange Zeit vorüber, daß das Mädchen ehrlich und treu bei dem Müller diente. Unterdes hatte die Königin eine Frau für ihren Sohn gesucht; die war von ganz weit her. Als nun die Braut ankam, da sollten sie gleich zusammengegeben werden. Es liefen viele Leute beisammen, die das alles sehen wollten. Da sagte das Mädchen zu dem Müller, er möchte ihr doch die Erlaubnis geben. Da sagte der Müller: »Geh nur ruhig hin!«
     
    Bevor sie aber wegging, machte sie eine von den drei Walnüssen auf; da lag ein so schönes Kleid darin; das zog sie an und ging damit in die Kirche, ganz dicht zum Altar. Auf einmal kommt die Braut mit dem Bräutigam, und sie setzten sich vor dem Altar. Und als der Pastor sie einsegnen will, da sieht die Braut nach der Seite und sieht das Mädchen stehen. Da steht sie wieder auf und sagt, sie wolle sich nicht trauen lassen, bis sie nicht auch ein so prachtvolles Kleid hätte wie diese Dame.
     
    Da gingen sie wieder nach Hause und ließen die Dame fragen, ob sie das Kleid wohl verkaufte. Nein, verkaufen würde sie es nicht; aber verdienen könnte man sich’s schon. Da fragte sie das Mädchen, was sie denn damit meinte. Da sagte sie, wenn sie nachts vor der Tür von dem Königssohn schlafen dürfte, dann könnte die Braut das Kleid wohl haben. Da sagte die Braut: ja, das sollte sie nur tun. Da mußten die Bedienten dem Königssohn einen Schlaftrunk geben, und dann legte sich das Mädchen auf die Schwelle der Türe und erzählte weinend alles: sie

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