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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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geben und sagte, er müsse ihm zuvor noch einen Nachen machen, der auf dem trockenen Land noch besser ginge als im Wasser. Der Hans nahm die Bedingung an und ging heim und erzählte, wie es ihm ergangen sei.
     
    Da schickte der Vater den Ulrich ins Holz, um einen solchen Nachen zu machen. Er arbeitete fleißig und pfiff dazu. Um Mittag, als die Sonne am höchsten stand, kam ein kleines eisgraues Männlein und fragte, was er da mache. Der Ulrich gab ihm zur Antwort: »Rührlöffel.«
     
    Das eisgraue Männlein sagte: »Nun, so sollen’s welche sein und bleiben.«
     
    Am Abend meinte der Ulrich, er hätte jetzt einen Nachen gemacht; aber als er sich hineinsetzen wollte, so waren’s lauter Rührlöffel. Am andern Tag ging der Samuel in den Wald; aber es ging ihm genau so wie dem Ulrich. Am dritten Tag ging der dumme Hans. Er schaffte recht fleißig, dazu sang und pfiff er recht lustig. Da kam wieder das kleine Männlein zu Mittag, wo es am heißesten war, und fragte, was er da mache. »Einen Nachen, der auf dem trockenen Land besser geht als auf dem Wasser«; und wenn er damit fertig sei, so bekomme er die Königstochter zur Frau. »Nun«, sagte das Männlein, »dann soll es so einer werden und bleiben.«
     
    Am Abend, als die Sonne im Goldglanz unterging, war der Hans auch fertig mit seinem Nachen und mit allem, was dazu gehörte. Er setzte sich hinein und ruderte der Königsstadt zu. Der Nachen aber ging so geschwind wie der Wind. Der König sah es von weitem, wollte aber dem Hans seine Tochter noch nicht geben und sagte, er müsse erst noch hundert Hasen vom frühen Morgen bis zum späten Abend hüten; und wenn ihm einer fortkäme, so bekomme er die Tochter nicht. Der Hans war’s zufrieden, und gleich am andern Tage ging er mit seiner Herde auf die Weide und paßte sehr genau auf, daß ihm keiner davonliefe.
     
    Es dauerte aber gar nicht lange, so kam eine Magd vom Schloß und sagte zum Hans, er solle ihr geschwind einen Hasen geben, sie hätten Besuch bekommen. Der Hans merkte aber wohl, wo das hinaus wollte, und sagte, er gäbe keinen her; der König könne dann morgen seinem Besuch mit Hasenpfeffer aufwarten. Die Magd aber ließ nicht nach, und am Ende fing sie an zu schimpfen. Da sagte der Hans, wenn die Königstochter selber komme, so wolle er einen Hasen geben. Das sagte die Magd im Schloß; und die Königstochter ging selbst. Unterdessen aber kam zum Hans wieder das kleine Männlein und fragte ihn, was er da tue. Ha, er müsse da hundert Hasen hüten, daß ihm keiner davonlaufe; und dann dürfe er die Königstochter heiraten und wäre König. »Gut«, sagte das Männlein; »da hast du ein Pfeifchen, und wenn dir einer fortläuft, so pfeif nur, dann kommt er wieder zurück.«
     
    Als nun die Königstochter kam, gab ihr Hans einen Hasen in die Schürze. Aber wie sie etwa hundert Schritte weg war, pfiff der Hans, und der Hase sprang ihr aus der Schürze und – hast du nicht gesehen? – wieder zu der Herde. Als es nun Abend war, pfiff der Hasenhirt noch einmal und schaute, ob alle da seien, und trieb sie dann zum Schloß. Der König wunderte sich, wie nur der Hans imstande gewesen sei, hundert Hasen zu hüten, ohne daß ihm einer davongelaufen sei. Er wollte ihm aber die Tochter trotzdem noch nicht geben und sagte, er müsse ihm erst noch eine Feder aus dem Schwanz des Vogel Greif bringen.
     
    Der Hans machte sich gleich auf den Weg und marschierte recht rüstig vorwärts. Am Abend kam er zu einem Schloß; da fragte er um ein Nachtlager, denn damals gab es noch keine Wirtshäuser. Da sagte ihm der Herr vom Schloß mit Freuden zu und fragte ihn, wohin er wolle. Der Hans gab darauf zur Antwort: »Zum Vogel Greif.« – »So, zum Vogel Greif? Man sagt immer, der wisse alles, und habe den Schlüssel zu einer eisernen Geldkiste verloren: Ihr könnt doch so gut sein und ihn fragen, wo er sei.« – »Ja freilich«, sagte der Hans, »das will ich schon tun.«
     
    Am frühen Morgen ging er von dort weiter und kam unterwegs zu einem anderen Schloß, in dem er wieder über Nacht blieb. Als die Leute dort vernahmen, daß er zum Vogel Greif wolle, sagten sie, es sei im Hause eine Tochter krank, und sie hätten schon alle Mittel gebraucht; aber es wolle keines anschlagen; er solle doch so gut sein und den Vogel Greif fragen, was die Tochter wieder gesund machen könne. Der Hans sagte, das wolle er gern tun, und ging weiter. Da kam er zu einem Wasser, und anstatt einer Fähre war da ein großer, großer Mann, der

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