Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
roten Backen und trag sie zu Hof; vielleicht kann sich die Königstochter gesund daran essen, und du darfst sie heiraten und wirst König.«
Der Bursche machte es auch so und nahm den Weg unter die Füße. Als er eine Zeitlang gegangen war, begegnete er einem kleinen eisgrauen Männlein; das fragte ihn, was er da im Handkorb hätte. Da sagte Ulrich – denn so hieß er –: »Froschschenkel.«
Das Männlein sagte darauf: »Nun, so sollen’s welche sein und bleiben«, und ging weiter. Endlich kam Ulrich vors Schloß und ließ sich anmelden: er habe Äpfel, die die Tochter gesund machen würden, wenn sie davon äße. Das freute den König gewaltig, und er ließ den Ulrich vor sich kommen. Aber, o weh! Als er aufdeckte, hatte er statt Äpfel Froschschenkel im Korb, die noch zappelten. Darüber wurde der König böse und ließ ihn zum Haus hinausjagen. Als er heimkam, erzählte er dem Vater, wie es ihm ergangen war.
Da schickte der Vater den nächstältesten Sohn, der Samuel hieß; aber dem erging es genauso wie Ulrich. Es begegnete ihm auch das kleine eisgraue Männlein, und das fragte ihn, was er im Korbe habe. Der Samuel sagte: »Schweinsborsten«; und das eisgraue Männlein sagte: »Nun, so sollen’s welche sein und bleiben.«
Als er nun vors Königsschloß kam und sagte, er habe Äpfel, an denen sich die Königstochter gesund essen könne, so wollten sie ihn nicht einlassen und sagten, es sei schon einer dagewesen und habe sie zum Narren gehalten. Samuel aber bestand darauf, er habe gewiß Äpfel, sie sollten ihn nur einlassen. Endlich glaubten sie ihm und führten ihn vor den König. Aber als er den Korb aufdeckte, so hatte er eben Schweinsborsten. Da wurde der König so furchtbar zornig, daß er den Samuel aus dem Haus peitschen ließ. Als er heimkam, erzählte er, wie es ihm ergangen war.
Da kam der jüngste Bub, den sie nur immer den dummen Hans nannten, und fragte den Vater, ob er auch mit Äpfeln gehen dürfe. »Ja«, sagte da der Vater, »du wärst der rechte Kerl dazu! Wenn die Gescheiten nichts ausrichten, was wolltest denn du ausrichten!«
Der Bub aber ließ nicht nach: »Doch, Vater, ich will auch gehen.« – »Geh mir doch weg, du dummer Kerl, du mußt warten, bis du gescheiter wirst«, sagte darauf der Vater und kehrte ihm den Rücken. Der Hans aber zupfte ihn hinten am Kittel: »Doch, Vater, ich will auch gehen.« – »Nun, meinetwegen, so geh; du wirst wohl wieder zurückkommen«, gab der Vater unwirsch zur Antwort. Der Bub aber freute sich sehr und sprang hochauf. »Ja, tu jetzt noch wie ein Narr; du wirst von einem Tag zum andern immer dümmer«, sagte der Vater wieder.
Das machte aber dem Hans nichts aus, und er ließ sich in seiner Freude nicht stören. Weil es aber auf die Nacht zuging, so dachte er, er wolle warten bis zum Morgen, er komme heute doch nimmer an den Hof. Nachts im Bett konnte er nicht schlafen; und wenn er auch einmal eine Weile eingeschlummert war, so träumte ihm von schönen Jungfrauen, von Schlössern und allerhand solchen Sachen. Morgens machte er sich auf den Weg, und gleich darauf begegnete ihm ein kleines mürrisches Männchen in einem eisgrauen Gewand und fragte ihn, was er da im Korbe hätte. Der Hans gab ihm zur Antwort, er habe Äpfel, an denen sich die Königstochter gesund essen wolle. »Nun«, sagte das Männlein, »so sollen es solche sein und bleiben.«
Aber am Hof wollten sie den Hans durchaus nicht einlassen; denn es seien schon zwei dagewesen und hätten gesagt, sie brächten Äpfel, und da hätte der eine Froschschenkel und der andere Schweinsborsten gehabt. Der Hans aber ließ nicht nach mit Bitten, er habe gewiß keine Froschschenkel, sondern die schönsten Äpfel, die im ganzen Königreich wüchsen. Weil er nun so treuherzig redete, so dachte der Torhüter, der könne nicht lügen; sie ließen ihn also ein und hatten auch recht daran getan.
Denn als der Hans seinen Korb vor dem König aufdeckte, da lagen goldgelbe Äpfel darin. Der König freute sich und ließ gleich seiner Tochter davon bringen und harrte nun in banger Erwartung, bis man ihm Bericht brächte, was sie für Wirkung getan hätten. Aber nicht lange Zeit verging, so gab ihm jemand Bericht; aber wer ist es gewesen? Die Tochter selbst! Sobald sie von den Äpfeln gegessen hatte, war sie gesund aus dem Bett gesprungen. Was der König für eine Freude hatte, läßt sich gar nicht beschreiben. Aber nun wollte er dem Hans die Tochter nicht zur Frau
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