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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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schwerer zu tragen hatte als ein Esel an drei Säcken. Es war aber alles umsonst, sie hatten nichts und kamen zu nichts. Eines Abends als sie im Bette lag und vor Müdigkeit kaum noch ein Glied regen konnte, ließen sie die Gedanken doch nicht einschlafen.
     
    Sie stieß ihren Mann mit dem Ellenbogen in die Seite und sprach: »Hörst du, Lenz, was ich gedacht habe? Wenn ich einen Gulden fände und einer mir geschenkt würde, so wollte ich einen dazu borgen, und du solltest mir auch noch einen geben; sobald ich dann die vier Gulden beisammen hätte, so wollte ich eine junge Kuh kaufen.«
     
    Dem Manne gefiel das recht gut. »Ich weiß zwar nicht«, sprach er, »woher ich den Gulden nehmen soll, den du von mir willst geschenkt haben; aber wenn du dennoch das Geld zusammenbringst, und du kannst dafür eine Kuh kaufen, so tust du wohl, wenn du dein Vorhaben ausführst.« – »Ich freue mich«, fügte er hinzu; »wenn die Kuh ein Kälbchen bringt, so werde ich doch manchmal zu meiner Erquickung einen Trunk Milch erhalten.« – »Die Milch ist nicht für dich«, sagte die Frau, »wir lassen das Kalb saugen, damit es groß und fett wird und wir es gut verkaufen können.« – »Freilich«, antwortete der Mann; »aber ein wenig Milch nehmen wir doch, das schadet nichts.« – »Wer hat dich gelehrt, mit Kühen umgehen?«, sprach die Frau, »es mag schaden oder nicht, ich will es nicht haben; und wenn du dich auf den Kopf stellst, du kriegst keinen Tropfen Milch. Du langer Lenz, weil du nicht zu ersättigen bist, meinst du, du wolltest verzehren, was ich mit Mühe erwerbe.« – »Frau«, sagte der Mann, »sei still, oder ich hänge dir eine Maultasche an.« – »Was«, rief sie, »du willst mir drohen, du Nimmersatt, du Strick, du fauler Heinz.«
     
    Sie wollte ihm in die Haare fallen, aber der lange Lenz richtete sich auf, packte mit der einen Hand die dürren Arme der hageren Liese zusammen, mit der anderen drückte er ihr den Kopf auf das Kissen, ließ sie schimpfen und hielt sie so lange, bis sie vor großer Müdigkeit eingeschlafen war. Ob sie am andern Morgen beim Erwachen fortfuhr zu zanken oder ob sie ausging, den Gulden zu suchen, den sie finden wollte, das weiß ich nicht.
     

Das Waldhaus
     
    E in armer Holzhauer lebte mit seiner Frau und drei Töchtern in einer kleinen Hütte an dem Rande eines einsamen Waldes. Eines Morgens, als er wieder an seine Arbeit wollte, sagte er zu seiner Frau »lass mir mein Mittagsbrot von dem ältesten Mädchen hinaus in dem Wald bringen, ich werde sonst nicht fertig. Und damit es sich nicht verirrt«, setzte er hinzu, »so will ich einen Beutel mit Hirsen mitnehmen, und die Körner auf den Weg streuen.«
     
    Als nun die Sonne mitten über dem Walde stand, machte sich das Mädchen mit einem Topf voll Suppe auf den Weg. Aber die Feld- und Waldsperlinge, die Lerchen und Finken, Amseln und Zeisige hatten den Hirsen schon längst aufgepickt, und das Mädchen konnte die Spur nicht finden. Da ging es auf gut Glück immer fort, bis die Sonne sank, und die Nacht einbrach. Die Bäume rauschten in der Dunkelheit, die Eulen schnarrten, und es fing an ihm angst zu werden. Da erblickte es in der Ferne ein Licht, das zwischen den Bäumen blinkte. »Dort sollten wohl Leute wohnen«, dachte es, »die mich über Nacht behalten«, und ging auf das Licht zu. Nicht lange so kam es an ein Haus, dessen Fenster erleuchtet waren. Es klopfte an, und eine rauhe Stimme rief von innen »herein.«
     
    Das Mädchen trat auf die dunkle Diele, und pochte an der Stubentür. »Nur herein«, rief die Stimme, und als es öffnete saß da ein alter eisgrauer Mann an dem Tisch, hatte das Gesicht auf die beide Hände gestützt, und sein weißer Bart floss über den Tisch herab fast bis auf die Erde. Am Ofen aber lagen drei Tiere, ein Hühnchen ein Hähnchen und eine buntgescheckte Kuh. Das Mädchen erzählte dem Alten sein Schicksal, und bat um ein Nachtlager. Der Mann sprach
     
»schön Hühnchen,
schön Hähnchen,
und du schöne bunte Kuh,
was sagst du dazu?«
     
    »Duks!«, antworteten die Tiere, und das musste wohl heißen »wir sind es zufrieden«, denn der Alte sprach weiter »hier ist Hülle und Fülle, geh hinaus an den Herd, und koch uns ein Abendessen.«
     
    Das Mädchen fand in der Küche Überfluß an allem, und kochte eine gute Speise, aber an die Tiere dachte es nicht. Es trug die volle Schüssel auf den Tisch, setzte sich zu dem grauen Mann, aß und stillte seinen Hunger. Als es satt war, sprach

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