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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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Unterricht weiterhin unverändert höflich, ja freundlich zu ihm, und am Jahresende bekam er in Französisch ein A.
    Er warf einen Kiesel in den trägen Bach, sah zu, wie er von einem Felsen absprang und ins Wasser plumpste. Die Brücke zu zerstören war ein gemeiner, nicht zu verzeihender Akt gewesen. Dennoch hatte Mrs. Rendell ihm verziehen, ihn beschützt, hatte sogar das Feingefühl besessen, ihn nicht dadurch noch weiter zu beschämen, daß sie ihrem Verzeihen mit Worten Ausdruck gab. Sie mußte die einsame, besinnungslose Wut verstanden haben, die ihn zu einem solchen Extrem geführt hatte, mußte begriffen haben, daß er auf seine kindliche Weise in ihrer Liebe zu ihrem Mann und dem Baby einen Verrat der schlimmsten Sorte gesehen hatte.
    Und das war es in Jeffs verliebt-verdrehter Sichtweise auch gewesen. Es war seine erste einführende Begegnung mit dem Verlust der Hoffnung gewesen.
    Jetzt wußte er, was ihn hierher zur Schule zurückgezogen hatte, zu dieser stillen Lichtung im Wald seiner Jugend. Er mußte wieder der Leere eines unermeßlichen Verlusts ins Gesicht sehen, doch diesmal auf einem komplexeren Niveau. Diesmal wußte er, daß er nicht unter dem Gewicht des Unerträglichen zusammenbrechen würde. Es gab keine Brücken mehr, die er zerstören konnte; er mußte lernen, nach vorne zu schauen und neu anfangen, trotz der Qual, die ihm der Tod seiner Tochter verursachte, trotz seines Wissens darum, was niemals sein konnte.

    Viertel vor elf an einem Freitagabend umarmten sich mindestens zwanzig Pärchen im Schatten außerhalb von Harris Hall: die Arme umeinandergelegt, die Gesichter ein paar letzte Minuten des fiebrigen Kontakts zusammengepreßt, bevor die jungen Frauen von ihrer wachsamen Hausmutter ins Wohnheim gerufen werden würden. Jeff und Judy teilten sich eine steinerne Bank abseits von den aneinandergeschmiegten Paaren. Sie war verärgert.
    »Es ist dieser Frank Maddock, nicht wahr? Es war alles seine Idee; ich weiß, daß es das war.«
    Jeff schüttelte den Kopf. »Ich habe dir erzählt, daß ich es ihm vorschlug.«
    Judy hörte nicht zu. »Du solltest nicht mit ihm herumhängen. Ich wußte, daß so etwas passieren würde. Er hält sich für so cool, glaubt, er wäre Mister Superschlau. Kannst du denn sein Verhalten nicht durchschauen?«
    »Schatz, es ist nicht seine Schuld. Die ganze Sache war meine Idee, und am Ende wird alles gut.«
    »Oh, was weißt du davon?« Ein kühler Nachtwind erhob sich, und sie löste ihre Hand aus seiner, um ihre Kaninchenfelljacke zuzuziehen. »Du bist nicht einmal alt genug, um die Wetten selbst abzuschließen; du mußt ihn anheuern, um es zu tun.«
    »Ich weiß genug«, sagte Jeff lächelnd.
    »Sicher genug, um dein ganzes Geld rauszuschmeißen. Genug, um dein Auto zu verkaufen. Ich kann es immer noch nicht glauben – du hast tatsächlich deinen Wagen verkauft, um bei einem Pferderennen zu wetten.«
    »Morgen nachmittag kaufe ich einen neuen. Du kannst mich begleiten, mir beim Aussuchen helfen. Welcher würde dir gefallen, ein Jaguar, eine Corvette?«
    »Red keinen Quatsch, Jeff. Ich dachte, ich würde dich ziemlich gut kennen, weißt du, aber das hier…«
    Der Wind löste eine Hartriegelblüte und ließ sie in ihr Haar fallen. Er streckte seine Hand aus, um die Blüte wegzunehmen, und die Bewegung wurde zu einer Liebkosung. Sie entspannte sich unter seiner Berührung, und er fuhr mit den weißen Blütenblättern zärtlich über ihre Wange, drückte sie leicht an ihre Lippen und dann an seine.
    »Ach Schatz«, flüsterte sie, näher zu ihm rückend, »ich will doch kein Zankteufel sein. Ich hab mir wegen dieser Sache einfach solche Sorgen um dich gemacht, daß ich nicht…«
    »Psst!« machte er, ihr Gesicht in beiden Händen haltend. »Es besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen, das verspreche ich dir.«
    »Aber du weißt nicht…«
    Er brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen, der andauerte, bis die scharfe Stimme einer Frau sie unterbrach, welche rief: »Sperrstunde in fünf Minuten!«
    Mädchen eilten an ihnen vorbei, als er sie zu der hellerleuchteten Eingangstür des Wohnheims geleitete. »Also«, sagte er, »willst du morgen mit mir ein Auto kaufen gehen?«
    »Oh, Jeff.« Sie seufzte. »Ich muß morgen nachmittag eine Semesterarbeit fertigmachen, aber wenn du gegen sieben vorbeikommst, kaufe ich dir bei Dooley’s einen Hamburger. Und sei nicht zu traurig, wenn du verlierst; es wird dir wenigstens eine Lehre sein.«
    »Jawohl, Ma’am.« Er grinste.

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