Grimwood, Ken - Replay
»Ich werde bestimmt daran denken.«
Ein rot gekleideter Hausdiener parkte am Coach and Six für sie den Jaguar. Jeff steckte dem Weinkellner einen Zwanziger zu, und niemand fragte nach Judy’s Personalausweis, als er eine Zweiliterflasche Moët et Chandon bestellte.
»Auf Chateaugay«, toastete Jeff ihr zu, als der Champagner ausgeschenkt war.
Judy zögerte, das Glas halb erhoben. »Ich würde lieber einfach bloß auf heute abend trinken«, sagte sie.
Sie stießen mit ihren Gläsern an, nippten am Champagner. Judy sah wundervoll aus in dem blauen, tief ausgeschnittenen Kleid, das sie für den Frühjahrsball gekauft hatte: halb Verkleiden spielendes Mädchen, halb sexsprühende Frau. Er hatte sie letztes Mal zu schnell aufgegeben, hatte nach einer Frau gesucht, deren Erfahrung seiner eigenen entsprach. Doch das war natürlich ein unerreichbares Ziel. Jetzt genoß er verzückt ihre warme, naive Offenheit, die so verschieden war von Sharlas billiger Erotik oder Dianes kalter, überfeinerter Art. Eine solche Unschuld verdiente es, gehätschelt und nicht abgelehnt zu werden.
Das Essen im Coach and Six war gehobener amerikanischer Standard, ohne etwas Aufregendes auf der Speisekarte, doch Judy schien beeindruckt und strengte sich sichtlich an, ein möglichst erwachsenes Verhalten an den Tag zu legen. Jeff bestellte Hummer für sie, Rippensteak für sich selbst. Sie beobachtete, welche Gabeln er für den Salat und die Vorspeise benutzte, und er liebte sie um ihrer Unwissenheit willen.
Nach dem Essen, beim Drambuie, reichte Jeff ihr die kleine blaue Schmuckkassette von Claude S. Bennett. Sie öffnete sie und starrte eine Weile den vollkommenen zweikarätigen Diamantring an, bevor sie zu weinen begann.
»Das kann ich nicht annehmen«, murmelte sie, indem sie die Kassette behutsam schloß und auf seine Seite des Tisches legte. »Ich kann einfach nicht.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, du liebtest mich.«
»Das tue ich«, sagte sie. »Oh verdammt, verdammt, verdammt.«
»Was stimmt denn nicht? Wir könnten ein oder zwei Jahre warten, wenn du meinst, du wärst zu jung, aber ich würde unsere Absichten am liebsten sofort bekanntgeben.«
Sie trocknete sich die Augen mit einer Serviette, das wenige Make-up verschmierend, das sie aufgelegt hatte. Jeff wollte die Streifen wegküssen, wollte sie mit seinem Mund baden, wie es eine Katze mit ihrem Jungen tat. »Paula meint, du bist seit Wochen nicht mehr beim Unterricht gewesen«, sagte sie. »Sie meint, du könntest sogar vom College fliegen.«
Jeff strahlte, nahm ihre Hand. »Ist das alles? Das ist unwichtig, Schatz. Ich verlasse das College sowieso. Ich habe soeben siebzehntausend Dollar gewonnen, und bis Oktober kann ich es… Sieh mal, es gibt nichts, worüber man sich Sorgen machen müßte. Wir werden eine Menge Geld haben; dafür werde immer ich sorgen.«
»Wie?« fragte sie bitter. »Durch Spielen? Sollen wir so leben?«
»Investitionen«, sagte er. »Absolut einwandfreie Investitionen, in große Firmen wie IBM und Xerox und…«
»Sei realistisch, Jeff. Du hattest wirklich Glück bei einem Pferderennen, und jetzt glaubst du auf einmal, du könntest an der Börse zu Geld kommen. Und was ist, wenn die Kurse fallen? Was ist, wenn es eine Baisse oder so was gibt?«
»Es wird keine geben«, sagte er ruhig.
»Das weißt du nicht. Mein Daddy meint…«
»Es ist mir egal, was dein Daddy meint. Es wird keine Baisse geben…«
Sie legte ihre Serviette ab, stieß ihren Stuhl vom Tisch zurück. »Nun, mir ist es nicht egal, was meine Eltern sagen. Und ich denke höchst ungern daran, wie sie reagieren würden, wenn ich ihnen sagte, daß ich einen achtzehnjährigen Jungen heiraten wollte, der die Schule verlassen hat, um ein Spieler zu werden.«
Jeff wußte nicht, was er sagen sollte. Sie hatte natürlich recht. Er mußte ihr als unverantwortlicher Narr erscheinen. Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, ihr zu sagen, was er vorhatte.
Er steckte den Ring wieder in seine Sakkotasche. »Den behalte ich erst mal«, sagte er. Und vielleicht überlege ich’s mir mit der Schule noch anders.«
Ihre Augen wurden wieder feucht, ihr lebhaftes Blau schimmerte durch die Tränen hindurch. »Bitte tu das, Jeff. Ich will dich nicht verlieren, nicht durch eine solche Verrücktheit.«
Er drückte ihre Hand. »Eines Tages wirst du diesen Ring tragen«, sagte er. »Du wirst stolz auf ihn sein, und stolz auf mich.«
Sie wurden im Juni 1968 in der First Baptist Church in
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