Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
Vom Netzwerk:
lehnte er zugunsten seines Wodkas ab.
    »Wir haben die Monitore wieder zum Laufen gebracht«, hob der zweite Soldat begeistert an, indem er auf einen Schirm zeigte, auf dem man ein Einkaufszentrum sah. Wir schließen Wetten darüber ab, wer gewinnt – der arme Tropf mit dem Cricketschläger oder die Horde, die gerade aus der Spielhalle kommt.« Jackson verfolgte auf dem Schwarzweißbild mit, wie der Mann ausholte und manisch nach einem Klüngel wandelnder Leichen schlug. Die eine Hälfte seiner Untergebenen feuerte den Mann an, während die andere johlte, als eine junge Tote den Einzelgänger von hinten packte und ihm wie ein Vampir in seinen Hals biss.
    »Großer Gott«, keuchte Jackson. Er konnte die Augen kaum von der Szene abwenden, schaffte es aber schließlich doch, seinen Blick auf etwas anderes zu lenken, während der Kampf weiterging. Einige der Soldaten warfen ihre behelfsmäßigen Wettzettel wütend weg, als der Mann auf der Einkaufsmeile endgültig überwältigt wurde. Jackson zog die anderen Bildschirme in Betracht, derweil das Gerangel um die Wetteinsätze weiterging. Die Monitore zeigten jeweils verschiedene Orte, von denen er einige wiedererkannte. Dabei fragte er sich, weshalb man dort Kameras installiert hatte. Welch seltsamer Arbeit war die Kammer nach seinem Rücktritt nachgegangen? Insbesondere ein Monitor ganz links zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Kamera zeigte frontal auf eine vollständig verbretterte Wohnungstür.
    »Sie können das Bild bewegen, wenn Sie wollen«, bemerkte der weniger Betrunkene, der breit grinste, da er die Wette anscheinend gewonnen hatte.
    »Was ist das alles?«, fragte Jackson. Er erhob sich und setzte seine Brille auf, um besser sehen zu können.
    »Überwachungskameras«, entgegnete der Soldat.
    »Das sehe ich, aber was überwachen sie und warum?«
    Eine Stimme hinter ihm nahm sich der Antwort an.
    »Sie wurden im Rahmen eines speziellen Projekts aufgehängt, das wir anberaumten, nachdem Sie uns verließen, Sir.« Es war Gallagher; seine Anwesenheit brachte die Scherzbolde sofort zum Schweigen, und Jackson fühlte sich minderwertig im Vergleich, da sein Eintritt zuvor wenig bis gar keine Wirkung gezeigt hatte. Als er sich umdrehte, sah er den Doktor immer noch im gelben Anzug, an dem Blut klebte, als käme er gerade von einem Amoklauf im Fleischerladen. »Zunächst ging es darum, verdächtige Schlüsselfiguren zu observieren, natürlich ohne ihr Wissen. Das funktionierte ausgezeichnet, Sir. Dadurch erhielten wir Informationen aus erster Hand über die – sagen wir – Nebenbeschäftigung gewisser Strippenzieher der Paramilitärs. Dank dieser Kenntnisse gelang es uns, den Waffenstillstand zu erwirken, Sir. Wir erpressten diese Männer einfach, um sicherzugehen, dass sie mit der britischen und irischen Regierung kooperieren. Sicher, hinterher – nachdem der Friedensprozess in trockenen Tüchern war – verfolgten wir andere Projekte …«
    Jackson hatte sich wieder dem Bildschirm gewidmet und Gallaghers Erläuterungen ausgeblendet. Nicht, dass er daran gezweifelt hätte; die Machenschaften der Kammer waren stets effektiv wie fragwürdig gewesen. Da sie Narrenfreiheit genoss, erzielte sie allzu schnell vorzeigbare Ergebnisse. Jackson fühlte sich zu dem Monitor hingezogen, weil er sich an sein altes Leben erinnert fühlte, an Derry und Donegal sowie seine Familie. Das Schauspiel um den bedrängten Mann, den man fast nicht mehr unter der Masse Toter sah, streifte er nur kurz, um das Standbild der Wohnung genauer zu betrachten. An der Tür hing ein loses Stück Klebeband. Er trat näher vor den Schirm, weil er es nicht deutlich genug erkannte.
    »Eine der Wohnungen unter Quarantäne«, stellte er schließlich fest. »Ich erinnere mich an ein Haus in Derry, von unserem weiter die Straße hinunter, mit dem man genauso verfuhr. Die Polizei zirkelte alles mit gelbem Band ab, was sie versiegelten. Scheint so, als hätten sie hier abgebrochen.«
    »Moment, vielleicht können Sie hineinschauen«, bemerkte der nüchternere Private, stellte seine Bierflasche ab und ließ die Finger auf einer Steuerkonsole in der Nähe rundgehen. Der Schirm blendete um ins Innere der Wohnung. Der Soldat schaltete nacheinander durch die Zimmer, die sich nicht großartig von denen anderer Apartments unterschieden. Sie wirkten unberührt vom Wahnsinn, der sich draußen abspielte, nahezu einladend. Während der Soldat die Einstellung veränderte und alle Räume durchging, bemerkte Jackson

Weitere Kostenlose Bücher