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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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dass ein Schiff überfüllt ist, wie?« Er klopfte der jungen Frau und dem Riesen auf die Schulter. »Gut gemacht«, sagte er leise.
    Die beiden starrten Iwan hinterher. Die junge Frau hatte die Fäuste geballt.
    »Ich will keinen Ärger«, mahnte der Kapitän. »Kapiert?«
    Die beiden wechselten einen Blick und nickten dann mürrisch.
    »Gut«, sagte Sturmhond. »Geht an die Arbeit. Ich bringe sie unter Deck.« Die beiden nickten wieder. Und zu meiner Verblüffung verneigten sie sich kurz vor mir, bevor sie verschwanden.
    »Sind sie miteinander verwandt?«, fragte ich und sah ihnen nach.
    »Sie sind Zwillinge«, antwortete er. »Tolja und Tamar.«
    »Und du bist Sturmhond.«
    »Nur an guten Tagen.« Er trug eine Lederhose, eine Pistole an jeder Hüfte und einen türkisfarbenen Rock mit großen Goldknöpfen und ausladenden Ärmelaufschlägen, ein Kleidungsstück, das ich eher in einem Ballsaal oder auf einer Opernbühne als auf einem Schiff erwartet hätte.
    »Und was hat ein Pirat auf einem Walfänger zu suchen?«, fragte ich.
    »Freibeuter«, verbesserte er mich. »Ich nenne mehrere Schiffe mein Eigen. Der Dunkle wollte einen Walfänger, also habe ich ihm einen besorgt.«
    »Du hast ihn gestohlen?«
    »In Besitz genommen.«
    »Du warst in meiner Kabine.«
    »Es gibt viele Frauen, die nachts von mir träumen«, sagte er leichthin und lenkte meine Schritte zum Heck.
    »Ich war wach, als ich dich gesehen habe«, beharrte ich. »Ich brauche …«
    Er hob eine Hand. »Du vergeudest nur deinen Atem, meine Hübsche.«
    »Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte.«
    »Du wolltest mir deine Notlage schildern und mich um Hilfe bitten, mir sagen, dass du mir zwar nichts zahlen kannst, aber ein reines Herz hast – das Übliche eben.«
    Ich blinzelte. Genau das hatte ich sagen wollen. »Aber …«
    »Vergeudung von Atem, Vergeudung von Zeit, Vergeudung eines herrlichen Nachmittags«, sagte er. »Ich mag es nicht, wenn Gefangene misshandelt werden, alles andere ist mir egal.«
    »Du …«
    Er schüttelte den Kopf. »Meine Unempfänglichkeit für Leidensgeschichten ist berüchtigt. Ich will deine Geschichte also nicht hören, außer es kommt ein sprechender Hund darin vor. Ist das so?«
    »Was ist so?«
    »Kommt ein sprechender Hund darin vor?«
    »Nein«, fauchte ich. »Aber es geht um die Zukunft eines Zarenreiches und all seiner Bürger.«
    »Ein Jammer«, sagte er, ergriff mich beim Arm und führte mich nach achtern zur Luke.
    »Ich dachte, du arbeitest für Rawka«, sagte ich wütend.
    »Ich arbeite für den fettesten Geldbeutel.«
    »Du würdest dein Land also für ein bisschen Gold an den Dunklen verkaufen?«
    »Nein. Für viel Gold«, erwiderte er ganz offen. »Ich bin nicht billig zu haben, das kann ich dir versichern.« Er zeigte auf die Luke. »Nach dir.«
    Ich ging mit Sturmhonds Hilfe wieder nach unten zu meiner Kabine, wo ich von zwei Wächtern der Grischa eingesperrt wurde. Der Kapitän verneigte sich und verschwand dann ohne ein weiteres Wort.
    Ich setzte mich auf meine Koje, vergrub das Gesicht in den Händen. Sturmhond konnte sich noch so ahnungslos stellen – ich wusste, dass er in meiner Kabine gewesen war, und das musste einen Grund gehabt haben. Oder griff ich in meiner Verzweiflung nach dem allerletzten Strohhalm?
    Als Genja mir ein Tablett mit dem Abendessen brachte, lag ich zusammengekrümmt und mit dem Gesicht zur Wand in meiner Koje.
    »Du solltest einen Happen essen«, sagte sie.
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Wenn man schmollt, bekommt man Falten.«
    »Und wenn man lügt, bekommt man Warzen«, erwiderte ich mürrisch. Sie lachte, trat ein und stellte das Tablett ab. Dann ging sie zum Bullauge und betrachtete ihr Spiegelbild im Glas. »Vielleicht sollte ich mir die Haare blond färben«, sagte sie. »Das Rot der Korporalki passt nicht zu meiner natürlichen Haarfarbe.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. »Du würdest mit deiner Schönheit sogar dann alle Mädchen auf dieser Welt überstrahlen, wenn du von Kopf bis Fuß mit trockenem Schlamm bedeckt wärst.«
    »Stimmt«, sagte sie grinsend.
    Ich verzog keine Miene. Sie betrachtete seufzend ihre Stiefelspitzen. »Ich habe dich vermisst«, sagte sie.
    Ihre Worte versetzten mir einen überraschend heftigen Stich. Denn ich hatte sie auch vermisst, obwohl ich mir dabei wie eine Idiotin vorgekommen war.
    »Warst du mir jemals eine echte Freundin?«, fragte ich.
    Sie setzte sich auf die Kante meiner Koje. »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich

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