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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Kräftemehrer besitzen. Das hast du mir selbst erzählt.«
    »Morozows Kräftemehrer sind etwas Besonderes.«
    Ich starrte ihn verständnislos an. »Gibt es noch so etwas wie den Hirsch?«
    »Sie wurden dafür geschaffen, gemeinsam benutzt zu werden, Alina. Sie sind ebenso einzigartig wie wir.«
    Ich dachte an meine Lektüre der theoretischen Bücher über die Macht der Grischa, und in jedem stand das Gleiche: Die Macht der Grischa durfte nicht grenzenlos sein; sie musste beschränkt werden.
    »Nein«, sagte ich. »Ich will das nicht. Ich will …«
    »Du willst «, sagte der Dunkle spöttisch. »Ich will, dass du zusiehst, wie dein Fährtensucher mit meinem Messer in seinem Herzen langsam krepiert. Ich will, dass das Meer euch beide verschlingt. Aber unsere Schicksale sind miteinander verwoben, Alina, und daran können wir nichts ändern.«
    »Du bist wahnsinnig.«
    »Ja, das würdest du sicher gern glauben«, sagte er. »Aber die Kräftemehrer müssen vereinigt werden. Wenn es eine Hoffnung darauf gibt, die Schattenflur in den Griff zu bekommen …«
    »Man kann die Schattenflur nicht in den Griff bekommen . Sie muss vernichtet werden.«
    »Vorsicht, Alina«, sagte er mit einem leisen Lächeln. »Ich hatte den gleichen Gedanken, was dich betrifft.« Er winkte Iwan, der in respektvollem Abstand wartete. »Bring mir den Fährtensucher.«
    Mein Herz schlug bis zum Hals. »Warte«, sagte ich. »Du hast versprochen, ihm nichts anzutun.«
    Er überhörte mich. Ich sah mich hilflos um. Niemand auf diesem Schiff der verlorenen Seelen würde mein Flehen erhören. Sturmhond stand am Steuer und beobachtete uns mit ausdrucksloser Miene.
    Ich ergriff den Dunklen bei einem Ärmel. »Wir hatten eine Abmachung. Ich habe mich daran gehalten. Du sagtest …«
    Der Dunkle sah mich aus kalten schiefergrauen Augen an und die Wörter erstarben auf meiner Zunge.
    Kurz darauf erschien Iwan, der Maljen hinter sich herzog und vor die Reling stellte. Maljen stand mit gefesselten Händen da und blinzelte in die grelle Sonne. So nahe waren wir einander seit Wochen nicht mehr gewesen. Er war zwar bleich und müde, schien aber unverletzt zu sein. Er war auf der Hut, das sah ich ihm an, und ich sah auch die Frage, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Aber die Antwort kannte auch ich nicht.
    »Nun gut, Fährtensucher«, sagte der Dunkle. »Los, such die Fährte.«
    Maljens Blick zuckte zwischen dem Dunklen und mir hin und her. »Wessen Fährte? Wir sind auf hoher See.«
    »Ich weiß von Alina, dass du Kaninchenspuren auf Felsen erkennen konntest. Ich habe die Besatzung der Verrhader befragt und man hat mir versichert, dass du so etwas auch auf See vermagst. Sie behaupteten, dass du jedem Kapitän mit deinen Fähigkeiten zu großem Reichtum verhelfen könntest.«
    Maljen runzelte die Stirn. »Ich soll einen Wal aufspüren?«
    »Nein«, sagte der Dunkle. »Du sollst die Meeresgeißel aufspüren.«
    Wir starrten ihn sprachlos an. Ich hätte fast gelacht.
    »Ich soll einen Drachen suchen?«, fragte Maljen fassungslos.
    »Den Eisdrachen«, erwiderte der Dunkle. »Rusalje.«
    Rusalje . In den Märchen war die Meeresgeißel ein Prinz, der in eine Seeschlange verwandelt worden war und nun die eisigen Wasser der Knochenrinne bewachte. Und das sollte Morozows zweiter Kräftemehrer sein?
    »Das ist ein Märchen«, sagte Maljen und sprach damit aus, was ich dachte. »Eine Kindergeschichte. Sie hat keinen wahren Kern.«
    »Die Meeresgeißel wurde während der letzten Jahre immer wieder in diesen Gewässern gesichtet«, sagte der Dunkle.
    »Klar. Zusammen mit Nixen und Nöcken. Sie ist ein Mythos.«
    Der Dunkle zog eine Augenbraue hoch. »War der Hirsch nur ein Mythos?«
    Maljen warf mir einen Blick zu. Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Was auch immer der Dunkle vorhatte, wir würden ihm dabei nicht helfen.
    Maljen schaute auf die Wellen. »Ich wüsste nicht einmal, wo ich anfangen sollte.«
    »Ich kann nur hoffen, dass das nicht stimmt.« Der Dunkle zog ein schmales Messer aus den Falten seiner Kefta. »Denn bis du die Meeresgeißel aufgespürt hast, werde ich deiner kleinen Freundin täglich etwas Haut abziehen. Ganz langsam. Dann wird Iwan sie heilen und am nächsten Tag wird sich das Ganze wiederholen.«
    Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.
    »Ihr werdet ihr nicht wehtun«, sagte Maljen und ich konnte die Angst in seiner Stimme hören.
    »Ich will ihr nicht wehtun«, sagte der Dunkle. »Ich will, dass du mir gehorchst.«
    »Ich habe

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