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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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in Keramzin Töpferwaren repariert und dabei auf seine Rückkehr von einem jener Jagdausflüge gewartet hatte, die ihn immer öfter von zu Hause fortgeführt hatten. Damals war ich fünfzehn gewesen und ich hatte vergeblich versucht, eine zersprungene blaue Tasse zu leimen. Als ich ihn auf den Feldern erspäht hatte, war ich zur Tür gelaufen, um ihm zu winken, und er hatte seine Schritte bei meinem Anblick beschleunigt.
    Ich war langsam über den Hof auf ihn zugegangen, erstaunt, wie heftig mein Herz klopfte. Er hob mich hoch und drehte mich im Kreis und ich klammerte mich an ihn und roch seinen vertrauten süßen Duft. Ich erschrak, als ich merkte, wie sehr ich ihn vermisst hatte, und mir war dunkel bewusst, dass ich noch eine Scherbe hielt, die in meine Handfläche schnitt, aber ich mochte nicht loslassen.
    Nachdem er mich wieder abgesetzt hatte, schlenderte er zur Küche, um etwas zu essen, und ich blieb auf dem Hof stehen. Meine Hand blutete, mein Kopf schwirrte und in diesem Moment wusste ich, dass nichts mehr wie früher war.
    Ana Kuja hatte mich ausgeschimpft, weil Blut auf den sauberen Küchenfußboden getropft war. Sie verband meine Hand und sagte, sie werde bald verheilen. Doch ich wusste, dass dieser Schnitt für immer schmerzen würde.
    In der dumpfen Stille des Kerkers küsste Maljen die Narbe auf meiner Handfläche, jene Stelle, wo ich mich mit der Scherbe einer kaputten Tasse geschnitten hatte, ein zerbrochenes Ding, das ich für irreparabel gehalten hatte.
    Wir schliefen auf dem Fußboden ein, Hand in Hand, die Wangen zwischen den Gitterstäben aneinandergedrückt. Ich wollte nicht schlafen, sondern die letzten Momente mit ihm auskosten. Irgendwann dämmerte ich trotzdem ein, denn ich träumte wieder von dem Hirsch. In diesem Traum war Maljen mit auf der Lichtung und es war sein Blut, das den Schnee tränkte.
    Ich wurde vom Quietschen des Tores geweckt. Gleich darauf hörte ich Iwans Schritte auf der Treppe.
    Ich hatte Maljen versprechen müssen, nicht zu weinen. Das würde es für ihn noch schlimmer machen, hatte er gesagt. Also schluckte ich die Tränen hinunter und gab ihm einen letzten Kuss. Danach ließ ich mich von Iwan hinausführen.

Über Kribirsk brach die Morgendämmerung an, als Iwan mich in mein Zelt führte. Danach saß ich auf dem Feldbett und starrte ins Leere. Meine Glieder waren seltsam schwer, mein Kopf war wie leer gefegt. Als Genja kam, saß ich immer noch da.
    Sie half mir, mein Gesicht zu waschen und die schwarze Kefta anzuziehen, die ich beim Winterfest getragen hatte. Ich hätte die Seide am liebsten zerrissen.
    Genja bugsierte mich auf den bemalten Stuhl. Ich saß reglos da, während sie mein Haar mit goldenen Nadeln kunstvoll hochsteckte, damit Morozows Halsreif besser zur Geltung kam.
    Nachdem sie fertig war, drückte sie ihre Wange kurz gegen meine. Dann führte sie mich zu Iwan. Sie legte ihm meine Hand auf den Arm, als wäre ich eine Braut. Wir sprachen kein Wort.
    Iwan brachte mich zum Zelt der Grischa, wo ich meinen Platz neben dem Dunklen einnahm. Ich wusste, dass meine Freunde mich beobachteten, sich flüsternd fragten, wie es mir ging. Sie nahmen sicher an, dass ich so kurz vor der Fahrt auf die Schattenflur nervös war. Aber sie irrten sich, denn ich war weder nervös noch ängstlich. Ich fühlte gar nichts.
    Die Grischa gaben uns das Geleit bis zu den Anlegern, aber nur wenige Auserwählte durften mit an Bord. Das Sandskiff war ungewöhnlich groß und hatte drei mächtige Segel, die mit dem Zeichen des Dunklen verziert waren. Ich ließ meinen Blick über die an Deck versammelten Soldaten und Grischa schweifen. Maljen war sicher auch an Bord, aber ich konnte ihn nicht entdecken.
    Ich wurde gemeinsam mit dem Dunklen zum Bug des Skiffs eskortiert und einer Schar prachtvoll gewandeter Männer mit blondem Bart und stechend blauen Augen vorgestellt. Ich begriff, dass es Botschafter der Fjerdan waren. Neben ihnen standen Abgesandte der Shu-Han in karmesinroten Seidengewändern und wiederum daneben mehrere Kaufleute der Kerch in Kurzmänteln mit glockenförmigen Ärmelaufschlägen. Ein Abgesandter des Zaren mit ernsten, zerfurchten Zügen war auch anwesend. Er trug volle Uniform und eine hellblaue Schärpe mit dem goldenen Doppeladler.
    Ich betrachtete die Männer neugierig. Sie mussten der Grund dafür sein, dass der Dunkle unsere Fahrt auf

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