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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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jetzt eine Anwältin."
     
Da Ginyard abbrach, ohne eine Frage zu stellen, musste Kyle nicht antworten.
Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er ein bisschen in sich
zusammensackte. Er blickte zur Theke mit den unbesetzten Barhockern hinüber.
Auf dem Flachbildschirm lief ein Spiel zwischen zwei Collegemannschaften, auf
den Tribünen drängten sich schreiende Studenten. Er fragte sich, warum er hier
saß.
    Rede
weiter, dachte er. Ohne etwas zu sagen. "Darf ich eine Frage stellen?"
    "Natürlich."
    "Wenn
Anklage erhoben wird, wie kann ich ihr dann entgehen?"
    "Auf
Grund einer gerichtlichen Verfügung ist die Sache noch unter Verschluss",
antwortete Ginyard. "Laut Detective Wright will Ihnen der Staatsanwalt
eine außergerichtliche Einigung anbieten, die der Rechtsbeistand des Opfers
ausgebrütet hat. Einen Deal, durch den Sie die Chance bekommen, diesen ganzen
Schlamassel hinter sich zu lassen. Wenn Sie mitspielen, wird die Anklage gegen
Sie nie das Licht der Welt erblicken."
    "Ich
bin trotzdem verwirrt. Vielleicht sollte ich meinen Vater anrufen."
    "Das
ist Ihre Sache, aber wenn Sie clever sind, warten Sie damit, bis Sie mit
Detective Wright gesprochen haben."
    "Sie
haben mich nicht über meine Rechte informiert."
    "Dies
ist kein Verhör", sagte Plant nach kurzem Zögern. "Und keine
offizielle Untersuchung." Er griff zu dem Sandwich mit dem geräucherten
Thunfisch und pickte sich ein öliges Stück Fisch heraus.
    "Was
zum Teufel ist es dann?"
    "Ein
Treffen."
      
Ginyard räusperte sich und lehnte sich zurück. "Wir alle wissen, dass für
dieses Delikt die Polizei des Bundesstaats zuständig ist. Normalerweise hätten
wir nichts damit zu tun, aber da Sie hier in Connecticut leben und die Anklage
in Pennsylvania erhoben werden soll, haben die Jungs aus Pittsburgh uns
gebeten, das Treffen zu arrangieren. Danach ist unser Job getan."
    "Ich
bin immer noch etwas verwirrt."
     "Ach
kommen Sie. Ein cleverer Jurastudent wie Sie. So dumm können Sie nicht
sein."
      
Es entstand eine lange Pause, während alle drei ihren nächsten Schritt erwogen.
Plant mampfte sein zweites Stück Thunfisch, ohne den Blick von Kyle abzuwenden.
Ginyard trank einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht, weil er nicht
schmeckte, behielt Kyle aber ebenso aufmerksam im Auge. Die Flipper waren
verstummt. Mittlerweile waren nur noch er und die vier FBI-Beamten in dem
Lokal. Und der Barkeeper, der ganz von der Sportübertragung in Anspruch
genommen war.
      
Schließlich lehnte sich Kyle, auf die Ellbogen gestützt, vor, bis sein Kopf nur
noch wenige Zentimeter von dem Rekorder entfernt war. "Es hat keine
Vergewaltigung gegeben", sagte er. "Kein Verbrechen. Ich habe nichts
Unrechtes getan."
    "Prima,
erzählen Sie das Wright."
    "Wo
ist er?"
     "Er
erwartet Sie um zehn im Holiday Inn an der Saw Mill Road. Zimmer 222."
    "Das
ist keine gute Idee. Ich brauche einen Anwalt."
    "Vielleicht,
vielleicht auch nicht." Ginyard beugte sich so weit vor, dass ihre
Gesichter nur noch dreißig Zentimeter voneinander entfernt waren. "Hören
Sie, ich weiß, dass Sie uns nicht trauen. Aber bitte glauben Sie uns
wenigstens, dass Sie erst mit Wright reden sollten, bevor Sie sich an jemand
anders wenden. Mein Gott, einen Anwalt oder Ihren Vater können Sie auch noch um
Mitternacht anrufen. Oder morgen. Wenn Sie jetzt vorschnell reagieren, könnte
das katastrophale Folgen haben."
    "Ich
gehe. Das Gespräch ist beendet. Schalten Sie das Aufnahmegerät ab."
     
Keiner machte Anstalten, auf den Knopf des Rekorders zu drücken. Kyle beugte
sich hinab und sagte sehr deutlich: "Hier spricht Kyle McAvoy. Wir haben
jetzt zwanzig Uhr fünfzig. Ich habe nichts mehr zu sagen. Ich habe keine
Aussage gemacht und verlasse jetzt das >Buster's Deli<." Er rutschte
auf der Bank zur Seite, um die Nische zu verlassen.
    Da
platzte es aus Plant heraus. "Er hat das Video."
    Ein
Tritt in die Genitalien wäre nicht effektiver gewesen.
    Kyle
klammerte sich an dem roten Vinylbezug fest, und es sah so aus, als könnte er
das Bewusstsein verlieren. Langsam ließ er sich auf die Bank sinken. Dann griff
er vorsichtig nach einem Plastikbecher und trank einen großen Schluck Wasser.
Seine Lippen und seine Zunge waren trocken, und das Wasser änderte daran kaum
etwas.
     
Das Video. Ein anderes Mitglied der Studentenverbindung, einer der Betrunkenen
auf der kleinen Party, hatte angeblich mit der Handykamera gefilmt. Es hieß, es
gebe Bilder des Mädchens, das nackt auf dem Sofa liege, zu betrunken, um

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