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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Schwarzer oder dunkelblauer
Anzug. Weißes Hemd mit weinroter Krawatte. Und ein Trenchcoat, der an einen FBI
- Beamten oder Detective denken ließ.
     
Es war Zufall, dass Kyle ihn eintreten sah. Ihm ging der Gedanke durch den
Kopf, dass der Mann hier deplatziert wirkte. Wahrscheinlich irgendein Cop,
vielleicht von der Drogenfahndung, der einen Dealer suchte. Es wäre nicht das
erste Mal gewesen, dass einer in oder vor der Sporthalle festgenommen wurde.
     
Der an der Tribüne lehnende Mann warf einen langen, misstrauischen Blick auf
die Bank der Red Knights, dann fasste er ihren Coach ins Auge. Kyle starrte den
Fremden für einen Moment an, und plötzlich wurde ihm unbehaglich zumute.
Marquis wagte einen Wurf fast von der Mittellinie und traf nicht einmal den
Ring. Kyle sprang auf und spreizte verzweifelt die Hände, als wollte er
"Warum?" fragen. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, schlurfte
Marquis in die Verteidigung zurück. Kurz darauf wurde die Uhr wegen eines
dummen Fouls angehalten. Das Elend wollte kein Ende nehmen. Kyle beobachtete
den Freiwurfschützen, dann glitten seine Augen erneut zu dem Mann in dem
Trenchcoat, der jenseits des Werfers stand und sich nicht für das Spiel,
sondern allein für ihn zu interessieren schien.
     
     
Einem fünfundzwanzigjährigen Jurastudenten ohne Vorstrafen und illegale
Angewohnheiten oder Neigungen hätte die Anwesenheit eines offensichtlich
irgendeiner Strafverfolgungsbehörde angehörenden Mannes eigentlich herzlich
egal sein können. Bei Kyle McAvoy verhielt es sich anders. Streifenoder
Staatspolizisten beunruhigten ihn nicht besonders. Sie wurden dafür bezahlt,
dass sie reagierten, wenn etwas passiert war. Doch Männer in dunklen Anzügen,
FBI - Beamte und andere Ermittler, deren Job es war, tief zu schürfen und
Geheimnisse zu entdecken, beunruhigten ihn.
     
Noch dreißig Sekunden. Marquis legte sich mit einem Schiedsrichter an. Vor zwei
Wochen hatte er einem Unparteiischen einen obszönen Fluch an den Kopf geworfen
und war für ein Spiel gesperrt worden. Coach Kyle schrie seinen Star an, doch
der schien einmal mehr taub zu sein. Dann ließ Kyle den Blick durch die Halle
schweifen, um zu sehen, ob der Agent/Cop einen Begleiter mitgebracht hatte. Er
sah keinen.
     
Das nächste dumme Foul. Kyle rief dem Schiedsrichter zu, er solle es doch
einfach durchgehen lassen. Er nahm wieder Platz und wischte sich den Schweiß
ab. Es war Anfang Februar, und wie immer war es in der Halle auch heute ziemlich
kühl.
    Warum
also schwitzte er?
      
Der Agent/Cop hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Ihm schien es Spaß zu machen,
Kyle unverwandt anzustarren.
    Endlich
ertönte das altmodische Horn, das Schlusssignal.
    Gott
sei Dank, es war überstanden. Eine Mannschaft jubelte, der anderen war's egal.
Die Spieler versammelten sich an der Mittellinie für die obligatorischen High
fives und beglückwünschten sich zu dem guten Spiel. Ein sinnloses Ritual, ob
für Zwölfjährige oder Spieler eines Collegeteams. Während Kyle dem gegnerischen
Trainer gratulierte, warf er einen Blick zur Tribüne hinüber. Der Mann in dem
Trenchcoat war verschwunden.
     
Wie wahrscheinlich war es, dass er draußen wartet? Natürlich, das war paranoid,
doch mittlerweile lebte Kyle schon so lange mit dieser Paranoia, dass er sie
sich eingestanden hatte und damit klarzukommen versuchte.
     
Kurz darauf war er bei seinen Jungs im engen Umkleideraum der Gastmannschaft,
der sich unter der altersschwachen Tribüne befand. Er sagte all die richtigen
Dinge - ihr habt euch Mühe gegeben, guter Einsatz, manche Spielzüge haben
besser geklappt, lasst uns am Samstag einen coolen Saisonabschluss hinlegen.
Die Jungs zogen sich um und hörten kaum hin. Sie hatten genug vom Basketball,
weil sie keine Lust mehr hatten, ständig zu verlieren, und die Schuld daran
trug natürlich der Trainer. Er war zu jung, zu weiß und zu sehr der typische
Student einer Eliteuni.
     
Die paar Eltern, die aufgekreuzt waren, warteten vor der Tür, und wenn Kyle an
diesem sozialen Engagement etwas hasste, dann die angespannten Momente, die
folgten, wenn er mit seinen Jungs aus der Kabine trat. Wie immer würden die
üblichen Beschwerden darüber folgen, wer wann und wie lange zum Einsatz
gekommen war. Marquis hatte einen zweiundzwanzigjährigen Onkel, der früher auf
nationaler Ebene Basketball gespielt hatte. Er war ein Großmaul und nörgelte
ständig herum, dass Coach Kyle den "besten Spieler dieser Liga"
ungerecht behandele.
     
Vom

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