Grober Unfug mit Blondinen
nicht meiner .«
Einen
Moment lang stand sie starr da und blickte mich aus haßerfüllten Augen an. Dann machte sie plötzlich kehrt und eilte durch das Wohnzimmer. Ich
sah zu, wie sie den Hörer abhob, einen Augenblick lauschte und ihn dann wieder
auf die Gabel knallte.
»Es
war nicht Ralph ?« fragte ich.
»Ein
brüllender Irrer.« Sie kam zur Bar zurück. »Ich wünschte, ich wäre tot .«
Sie
ging an der Bar vorbei und verschwand in Richtung Schlafzimmer.
Ich
machte ihr einen frischen Wodka-Martini, und einige
Augenblicke später kehrte sie in ein Badetuch gewickelt zurück.
»Sie
sehen aus wie Dorothy Lamour in ihrer besten Zeit«,
stellte ich fest. »Soll ich meine Hawaii-Gitarre holen ?«
Sie
schlug vor, ich sollte mir meine verdammte Gitarre an den Hut stecken, und dann
begann wieder das Telefon zu klingeln. Es wäre noch immer derselbe brüllende
Irre, teilte sie mir mit, als sie zur Bar zurückkehrte und nach ihrem frisch
gefüllten Glas griff. Ich stand einen Moment der Angst aus, doch diesmal führte
sie das Glas tatsächlich zum Mund.
Das
Telefon läutete nicht wieder. Wir leerten unsere Gläser in arktischem
Schweigen, dann zog sie sich in die Küche zurück. Zum Abendessen gab es Eintopf
— guten Eintopf — , aber eben doch nur Eintopf. Wir
verzehrten ihn schweigend und begaben uns danach wieder ins Wohnzimmer. Ich
mixte noch zwei Drinks, nur um etwas zu tun zu haben, während sie sich wieder
in ihre Zeitschrift vertiefte. Wenn so das Eheleben aussah, wunderte es mich,
daß die Scheidungsrate nicht einhundert Prozent betrug. Dann läutete erneut das
Telefon.
Sarah
lief zum Apparat und hob ab. Sie lauschte einen Moment und warf mir dann über
die Schulter hinweg einen Blick zu.
»Es
ist Ralph .«
»Grüße
ihn von mir«, sagte ich herzlich.
Sie
lauschte, wie es mir schien, lange Zeit, ließ nur hin und wieder eine
einsilbige Antwort hören und legte schließlich auf. Ich sah sie erwartungsvoll
an, doch sie marschierte schnurstracks zur Couch zurück und nahm sich ihre
Zeitschrift wieder vor.
»Und
wie geht es dem guten Ralph ?« erkundigte ich mich
schließlich.
»Er
sitzt ganz übel in der Patsche«, antwortete sie, ohne aufzublicken.
»In
was für einer Patsche?«
»Ich
will nicht darüber reden .«
»Ist
er vielleicht wegen Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung eingelocht
worden ?«
»Geh
zum Teufel !« Sie schleuderte die Zeitschrift zu Boden,
riß sich die Brille von der Nase und ließ sie neben sich auf die Couch fallen.
»Er hat sie gefunden«, erklärte sie kurz.
»Gloria
Klune?«
»Wen
sonst?« Sie zuckte gereizt die Achseln. »Und jetzt weiß er nicht, was er mit
ihr anfangen soll. Das ist wieder mal typisch für meinen dämlichen Bruder .«
»Wo ?« rief ich.
»In
West Hollywood, ganz in der Nähe der anderen Wohnung.« Ihre Stimme klang
mißmutig. »Aber er getraute sich nicht, die Wohnung zu verlassen. Ich soll
kommen und sie beide abholen .«
»Und
dann?«
Sie
rieb sich die Stirn.
»So
weit denkt mein Bruder nicht .«
»Und
was willst du jetzt tun ?«
»Nichts«,
erwiderte sie entschieden. »Ich bin schon ausgestiegen, als ich das Messer in
Willies Rücken sah. Meinetwegen können Ralph und Gloria warten, bis sie schwarz
werden .«
»Hat
er dir die Adresse gegeben ?«
»Klar .« Sie wiederholte sie.
»Wie
wäre es, wenn ich die beiden abhole ?«
»Bitte«,
sagte sie. »Mir ist das piepegal. Ich werde schön hier sitzen bleiben und mich
vollaufen lassen und so tun, als säße ich weit vom Schuß, zum Beispiel in
Alaska .«
9
Es
war fast halb zehn, als ich vor dem Haus hielt. Sarah hatte mir gesagt, daß
Ralph und Gloria in der Parterrewohnung warteten. Ich stieg die wenigen Stufen
zur Veranda hinauf und läutete. Lange Zeit geschah gar nichts. Dann endlich
öffnete sich die Tür einen Spalt, und ein Auge spähte zu mir hinaus.
»Wer
sind Sie ?« kam ein körperloses Flüstern.
»Rick
Holman«, erwiderte ich. »Sarah Jordan hat mich geschickt .«
»Das
wird dann wohl in Ordnung sein«, flüsterte die Stimme. »Ralph erwartete seine
Schwester, aber er dachte sich schon, daß Sie mitkommen würden .«
»Sarah
hat gekniffen«, erklärte ich.
»Kommen
Sie herein .«
Das
Auge verschwand. Ich drückte die Tür weiter auf und trat in den kleinen
Vorsaal. Dort wartete niemand, um mich zu begrüßen. Ich ging ein paar Schritte
weiter zur offenen Wohnzimmertür. Licht spendete nur eine kleine Tischlampe,
doch es reichte aus. Ich konnte
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