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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nicht soweit, daß man andere Himmelskörper des Sonnensystems anfliegen kann wie die nächste Terrastadt. Hier braucht man noch einwandfreie Papiere, Visa, Gesundheitszeugnisse und vor allem im Bereich von Zonta-City eine Aufenthaltsberechtigung. Darüber sind sich alle Völker einig. Kleiner, wenn ich der echte Toterlay wäre, würde ich mich in meiner Haut nicht wohl fühlen.«
    Hannibal lachte. Wir unterhielten uns ausschließlich auf telepathischer Ebene. Jeder Sprechfunkverkehr war hinsichtlich der Empfindlichkeit der Abhöranlagen gefährlich. Die den Mond umkreisenden Satelliten konnten Impulse von schwächster Leistung aufnehmen und auswerten.
    Es wurde daher für uns Zeit, von der Oberfläche zu verschwinden. Wenn die GWA nicht jeden Mitarbeiter mit unserer Angelegenheit vertraut machen wollte, hatten wir sofort unterzutauchen, oder in den Abwehrzentralen von Luna-Port, den russischen Stationen und jenen des Großasiatischen Staatenbundes würde es in wenigen Minuten klingeln.
    Hitzestrahlende Objekte wie unsere beheizten Raumanzüge wurden nicht einmal von mittelmäßigen Ortungsgeräten übersehen.
    Ich fuhr die Sonnenblenden meines Druckhelms voll auf und sah mich um. Die Gegend war öde, wild und lebensfeindlich. Hier gab es nichts, was einem Menschen in Raumnot die geringste Aussicht auf Rettung geboten hätte. Die Außentemperaturen waren bereits auf minus 61 Grad Celsius abgesunken. Sie würden noch weiter heruntergehen. Das Vakuum nahm die in den Felsen gespeicherte Tageswärme sehr schnell auf.
    »HC-9 ruft Kiny Edwards. HC-9 ruft Götterwind. Bitte melden.«
    Kiny, die schon vor uns auf dem Mond angekommen war und dort Stellung bezogen hatte, meldete sich augenblicklich.
    »Ich höre Sie, Sir. Sie stehen gewissermaßen vor unserer Haustür. Ich habe Sie längst geortet, wollte aber nicht anrufen, ehe Sie …«
    »Richtig, Kleines. Entschuldige die Unterbrechung. Wir müssen hier verschwinden. Wir strahlen wie Infrarot-Leuchtfeuer. Gibt es ein kleines Mannschott? Keinesfalls ein großes Luk öffnen.«
    »Etwa fünfzig Meter rechts vor Ihnen, Ein-Uhr-Richtung. Es geht etwas aufwärts. Finden Sie das?«
    »Sicher. Ist die Besatzung vollzählig?«
    »Alle da, Sir. Wir mußten nach Ihrer Ankunft in der Antarktis sofort abfliegen, oder wir hätten weitere Personen einweihen müssen. Steamers kam nach Ihrer Einweisung als letzter Mann an Bord der ›1418‹. Wir sind noch nicht lange hier. Es ging ja alles so schnell. Gut so, Sir. Nehmen Sie ruhig die Lavarinne. Die ha ben wir auch benutzt.«
    Wir schritten schnell aus. Die wesentlich geringere Schwerkrafteinwirkung des Mondes wurde durch das Gewicht unserer Raumanzüge fast wieder aufgehoben, aber etwas beschwingter fühlten wir uns doch.
    Am Ende der Lavarinne versperrte eine Klippe den Weg, aber genau dahinter lag ein kleines, hervorragend getarntes Mannschott. Es zählte zu den wenigen, die die Katastrophe vor 187000 Jahren heil überstanden hatten. Außerdem funktionierte es noch.
    Kiny wies uns ein. Als wir vor dem bezeichneten Ort standen, sahen wir nichts. Die schroffen Felswände unterschieden sich in keiner Weise von anderen Formationen. Dann aber orteten wir einen Menschen. Er befand sich nur wenige Meter von uns entfernt.
    »Okay, Kiny. Samy Kulot ist jenseits der Schleuse. Er soll öffnen.«
    Sie lachte auf telepathischer Ebene.
    »Jetzt bin ich sicher, daß Sie es wirklich sind. Sie sehen nämlich fürchterlich aus. Ich meine Ihre Gesichter unter den Raumhelmen.«
    »Wenn du mein Antlitz ebenfalls meinst, lege ich dich übers Knie«, meldete sich Hannibal.
    In der vor uns liegenden Felswand bildeten sich Risse. Sie schoben sich mitsamt dem dahinterliegenden Stahlschott nach vorn; dann klappte die Tür links seitlich nach hinten.
    Der erkennbar werdende Gang war schwach erhellt. Nur drei Meter weiter leuchtete das Material einer weiteren Panzertür. Das war das Außenschott der Luftschleuse.
    Wir traten in gebückter Haltung ein. Hinter uns schloß sich der meterstarke Koloß aus MA-Metall und fügte sich wieder mitsamt seiner Außentarnung in das Gestein ein.
    Die alten Marsianer waren genial im Erbauen planetarischer Festungswerke gewesen. Noch besser hatten sie die Kunst der Tarnung verstanden.
    Der Gang war knapp 1,60 Meter hoch. Für Marsianer hatte das ausgereicht, ich mußte mich nach vorn neigen.
    Das Innenschott der Luftschleuse schwang ebenfalls auf. Als ich die Dicke des massiven Materials erkannte, ahnte ich, warum dieses

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