Größenordnung Götterwind
es geschehen, daß wir immer wieder ehemals völlig autarke Außenforts der Zonta-Festung fanden.
Sie waren schon immer eigenständig und im Notfall vom direkten Steuerrhythmus des Großroboters unabhängig gewesen. Das entsprach der Logik marsianischer Ingenieure. Sie hatten es niemals darauf ankommen lassen, wichtige Anlagen ausschließlich von nur einer Lenkzentrale aus kommandieren zu lassen. Besonders die mächtigen Außenforts, oftmals viele hundert Kilometer von Zonta-City entfernt, hatten sofort auf Autarkbetrieb umschalten können. Dann waren die eigenständigen Positroniken eingesprungen.
Eine solche Raumabwehrfestung weit außerhalb der eigentlichen Großstadt hatten wir schon vor Monaten gefunden und erforscht. Hier stand eine schwere Batterie marsianischer Thermopulskanonen.
Es waren fünf Gigantgeschütze. Jedes davon war ein energetischer Selbstversorger; jedes Bunkerlabyrinth war bautechnisch in der Lage, seiner Besatzung Schutz zu bieten.
Unterlunare Vakuumrohrbahnen und Laufband-Stollen stellten die Verbindung zu den anderen Geschützstellungen her. Desgleichen war von jedem der fünf kreisförmig angelegten Panzerforts die im Zentrum liegende Kommandozentrale zu erreichen.
Sie hatte wiederum in engem Kontakt zum Hauptsteuergehirn ZONTA gestanden, bis er in dieser Gegend zu der verheerenden Explosion gekommen war.
Danach waren alle Verbindungen unterbrochen worden, und so war es noch heute!
Für die GWA war das der ausschlaggebende Grund gewesen, in diesem Gebiet einen streng geheimen Mondstützpunkt einzurichten, denn Zonta, der normalerweise alleswissende und allesbeherrschende Rechengigant, hatte hier alle Macht verloren. Er besaß nicht einmal mehr Kommunikationsmöglichkeiten. Das Gehirn mußte demnach die Außenfestung abgeschrieben haben. Das war nun unser Vorteil.
Das war ein Ort, der auch den Calthur-Priestern unbekannt sein mußte. Hier konnten sie nicht »hinlangen«, wie Hannibal sich ausdrückte.
Dagegen stand es uns frei, in relativer Nähe der Festungsstadt zu operieren und auf marsianische Hilfsmittel zurückzugreifen.
Die alte Geschützstellung hatte bisher nur eine numerische Tarnbezeichnung besessen. Mit dem Beginn unseres Einsatzes hatte sie endlich einen Namen erhalten; sinnentsprechend, wie der Alte gemeint hatte!
»Basis Götterwind« hatte man das Fort genannt. Wahrscheinlich hatten Relings Strategen dabei an die Priester des Sehenden Calthur gedacht.
Der Begriff »Götterwind« war für uns zu einer ungewissen Größenordnung geworden. Jedenfalls konnten wir jederzeit behaupten, per Transmitter in dem Fort angekommen zu sein. Das war der Zweck der Übung.
Das marsianische Raumschiff »1418« war über uns hinweggeglitten. Seine Suchimpulse waren überdeutlich zu vernehmen. Wir hofften, daß auch die Calthur-Priester die Anwesenheit des Kleinen Kreuzers bemerken und daraus die von uns erwünschten Schlüsse ziehen würde.
Weit über der Albara-Senkung nahm Lobral Fahrt auf. Wir sichteten die aus den vier Triebwerken des Ringwulstes schießenden Energiesäulen wie lohende Sonnenprotuberanzen.
Ich schloß stöhnend die überempfindlich gewordenen Augen. In meinem Hinterkopf tobte der Schmerz.
Die »1418« ruckte atemberaubenden Werten an und verschwand in nördlicher Richtung. Dort lag Luna-Port, die größte Niederlassung der Menschheit auf dem Mond.
Wenn alles nach Plan verlief, würde die GWA-Besatzung des Schiffes nunmehr bestimmte Befehle erhalten. Sie hatte sofort zur Erde zurückzukehren und einen Stab ausgesuchter GWA-Experten, darunter den Chef, zum Mond zu bringen.
Dadurch hatte Lobral die Suche nach »Toterlay und Quasimo do« sofort abzubrechen, da sie von der GWA ohnehin als wenig sinnvoll eingestuft wurde. Wir waren von der Erde verschwunden.
Hannibal, der meine Überlegungen verfolgt hatte, meinte dazu:
»Verschwunden? Stimmt, aber das könnte man uns im Ernst fall erst dann nachweisen, wenn man uns auf dem Mond entdecken würde. Jetzt, in diesen Minuten! Findet man uns erst in zwei bis drei Tagen, könnten wir ebensogut mit einem Raumschiff angekommen sein.«
»Was die GWA innerhalb einer halben Stunde kontrollieren würde.«
»Wozu eigentlich? Wir sind freie Männer. Wie kommt man dazu, uns auf den Fersen zu bleiben? Wer hätte das Recht, uns zu fragen, was wir in der Antarktis suchten? Das wäre in jedem Fall ein zweischneidiges Schwert.«
»Die Internationale Sicherheitskoalition würde uns sehr peinliche Fragen stellen. Noch sind wir
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