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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Kleinigkeit vorzuhalten.
    Die Strecke, die er auf seiner erdumkreisenden Bahn in der kurzen Flugzeit von knapp fünfzehn Minuten zurücklegte, wurde von einem erfahrenen Piloten »gegißt«. Das hatten wir in der Atlantischen Epoche kennengelernt.
    Flugbahnberechnungen lohnten bei lichtschnellen Raumschiffen erst bei Entfernungen über die Saturnbahn hinaus. Aber hier? Um Himmels willen – wo wären die Raumjagdpiloten des Marsadmirals Saghon hingekommen, wenn sie jedesmal derart geringe Distanzen in die Positroniken hätten einspeisen sollen? Sie wären nie schnell genug angekommen!
    Nein, mit Marsschiffen flog man nach Daumenpeilung. Etwas vorhalten – und man war da. So machten wir das ebenfalls.
     
     
9.
     
    Die lange Mondnacht hatte die Rückseite des Erdtrabanten vor zwei Terra-Tagen erfaßt und das hitzeglühende Gestein innerhalb weniger Stunden abkühlen lassen. Der Wärmeverlust vollzog sich wegen der fehlenden Atmosphäre viel schneller als vergleichsweise auf der Erde.
    Mein Extrahirn hatte sofort nach dem Ausschleusungsmanöver auf Nachtsichtigkeit umgeschaltet. Diesmal war der damit verbundene Schmerz kaum noch spürbar gewesen. Die aktivierten Hirnsektoren gewöhnten sich allmählich an diesen Effekt, der eigentlich eine unverhoffte Zugabe unserer parapsychischen Henderwon-Schulung war.
    Das zerklüftete Land war für jeden Normalmenschen nur mit Hilfe aufwendiger Techniken sichtbar. Hannibal und ich sahen es, als läge es im Licht der soeben aufgehenden Sonne.
    »Schmerzen, Kleiner?« erkundigte ich mich telepathisch.
    »Kaum noch. Kannst du klar sehen?«
    »Wie im Dämmerlicht, aber scharf genug. Die laserartige Lichtverstärkung der Restspuren scheint einige Mühe zu haben.«
    »Das Sternenlicht wird in den Bergen stark gedämpft. Da gibt es nicht mehr sehr viele Leuchtquellen. Im Infrarotbetrachter sieht es auch nicht mehr gut aus. Die Wärmeverluste sind groß.«
    »Verzichte auf die Brille«, riet ich. »Für uns sollte es hell genug sein. Vorsicht, suche dir eine Deckung.«
    Weit über uns glitt die »1418« mit Minimaltempo über die zerklüfteten Ausläufer der Shonian-Berge hinweg. Die mächtigsten Gipfel erreichten eine Höhe bis zu sechstausend Meter, aber von der Erde aus waren sie dennoch niemals zu sehen.
    Dort, wo man uns abgesetzt hatte, lag die Grenze zwischen der Albara-Senkung und dem Shonian-Gebirge. Die schüsselförmige, große Ebene war im Verlauf des marsianisch-denebischen Weltraumkriegs entstanden.
    Eine atomare Explosion, wahrscheinlich von einem abstürzenden Großkampfschiff verursacht, hatte weite Teile des Gebirges verdampft und ungeheure Materiemassen in den Mondhimmel gerissen. So war die Albara-Senkung entstanden.
    Unter ihr gab es jedoch noch weitverzweigte Festungsanlagen der Marsstadt Zonta. Selbst die Titanenexploxion war nicht durchschlagskräftig genug gewesen, um die noch tausend Meter tieferliegenden Bunkerbauten ernsthaft zu gefährden. Das hätte anders ausgesehen, wenn sich zur Zeit der Explosion über diesem Gebiet nicht gewaltige Felsmassen erstreckt hätten. Sie hatten den größten Teil der freiwerdenden Energien aufgezehrt und einen Gasdurchschlag nach unten weitgehend verhindert. Außerdem, so vermuteten wir, hatte der gesamte Sektor seinerzeit unter einem starken Energie-Abwehrschirm gelegen, der auch erst einmal hatte nachgeben müssen.
    Das war die Begründung unserer Experten für die relative Unversehrtheit der unterlunaren Anlagen im Sektor der Albara-Senkung.
    Uns erschien die Erklärung vernünftig, denn wir wußten aus eigener Anschauung nur zu gut, wie tief ein abstürzendes Großraumschiff in die Bodenkruste eindrang, ehe es endgültig explodierte. Ohne Schutzschirme und gewaltige Gebirgsmassen hätte Zonta-City in dem Gebiet zu existieren aufgehört.
    Ein Raumschiff dieser Art war vor 187000 Jahren auf dem Erdteil Atlantis eingeschlagen, hatte ihn in zwei Stücke aufgespalten und anschließend durch die atomare Gasdruckwelle den glühenden Magmakern der Erde angebohrt. So war es zum Untergang des Inselkontinents gekommen.
    Für unsere Zwecke war die Albara-Senkung eine nach wie vor unerschöpfliche Fundgrube.
    Fast wöchentlich wurden bislang unbekannte Bunkerbauten entdeckt. Viele davon standen mit dem Riesenrechner ZONTA, dem Robotkommandanten der lunaren Festung, nicht mehr in direkter Verbindung. Die entsprechenden Verbundleitungen und auch die Funksteuerautomaten waren durch die schweren lunaren Beben zerstört worden.
    So konnte

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