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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind
Autoren: K. H. Scheer
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Überwachungsgeräte waren womöglich noch ausgefeilter als im HQ-Washington. Die überall eingebauten Abwehrwaffen machten das Einsickern nichtautorisierter Personen unmöglich. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, wie es jemand gelingen sollte, gewaltsam oder durch ein ausgeklügeltes Betrugsmanöver in dieses riesige Labyrinth aus zahllosen Stollen, Hallen und anderen Räumlichkeiten einzudringen.
    Der robotgesteuerte Identifizierungstest war ebenso nervenzermürbend wie jener im Zentrum des HQW. Jeder normalempfindende Mensch wird sich innerlich verkrampfen, wenn er unter der Detektorhaube einer unbestechlichen Maschine steht und darauf wartet, daß seine Persönlichkeit als echt anerkannt wird. Ein Entkommen im Fall eines technischen Versagers war unmöglich. Die Hochenergiewaffen der Testeinheit besaßen keinen Intellekt, der sie im letzten Augenblick noch eine Frage zur Sicherstellung der Testergebnisse hätte stellen lassen. Sie feuerten bei einem Negativergebnis im Bruchteil einer Nanosekunde. Diese Zeitspanne reichte nicht einmal zum Ansatz eines panikerfüllten Protestschreis aus. Wie wir vernommen hatten, sollten sich Unfälle dieser Art im Stützpunkt SMARAGD noch nie ereignet haben. Im HQ-Washington war es mehr als einmal geschehen.
    Wir waren überprüft und anstandslos eingelassen worden. Anscheinend hatte die IV-Automatik besondere Programmierungen erhalten, oder sie hätte sich über unseren extrem hohen Neu-Orbton-Wert »gewundert«. Auf dieser Welt gab es unseres Wissens nur zwei Männer mit einem NO-Quotienten von über fünfzig; das waren Hannibal und ich. Dafür hatten wir auf Luna unter einem marsianischen Aufstockungsgerät Höllenqualen erdulden müssen. Hätten wir nicht vorher eine ebenso gefahrvolle Gehirnoperation überstanden, wären wir bei der NO-Aufstockung sicherlich wahnsinnig geworden.
    All das schien die Testeinheit zu »wissen«, oder wir hätten nicht mehr unter den Lebenden geweilt.
    Sofort nach dem Durchschreiten der Sicherheitsschleuse hatten wir die Dienstmasken der GWA anlegen müssen. Die Maßnahme erschien uns nach den letzten Vorkommnissen grotesk, denn der alte Grundsatz der Wissenschaftlichen Abwehr, »nie mand kennt den Kollegen«, war längst hinfällig geworden.
    Bei dem Vergangenheitsunternehmen in der Atlantischen Epoche waren wir von vielen hundert Menschen ohne jede Maske gesehen und betreut worden. Was sollte das also?
    Hannibal hatte meinen bezeichnenden Blick lediglich mit einem geistesabwesenden Grinsen beantwortet. Nun aber schien die Erklärung nahe zu sein.
    Der robotgesteuerte Elektrowagen hielt vor einer Panzertür an. Hier standen vier Mann der militärischen GWA Posten. Die Maschinenkarabiner waren eindrucksvoll, aber noch gefährlicher wirkte der marsianische Hochenergiestrahler des kommandierenden Offiziers.
    Außer den Männern des Wachbataillons hatten wir noch keinen anderen Menschen gesehen. Man hätte glauben können, SMARAGD sei ausgestorben.
    Der Captain grüßte, als hätte er eine Abschlußprüfung der Akademie zu bestehen. Außerdem wußte er genau, mit wem er es zu tun hatte.
    »Sie werden erwartet, Sir. Man bittet um Beeilung.«
    Hannibal sprach seit einer Viertelstunde die ersten Worte. Es war erstaunlich, daß er sein vorlautes Mundwerk so lange hatte bezähmen können.
    »Ehe Sie sich die Finger am Helmvisier abbrechen, wollen wir Ihnen den Gefallen tun, Captain.«
    »Ersparen Sie sich Ihren Operettenauftritt, MA-23«, dröhnte eine Stimme. Die Geräuschwoge kam aus unsichtbar eingebauten Lautsprechern. Der Sprecher schien wütend zu sein.
    »Der Alte«, sagte Hannibal in resignierendem Tonfall. »Mann, der hat wieder eine Laune wie ein halbverhungerter Erdbebenge schädigter. Ich komme morgen noch mal vorbei. Halte dich tap fer, Großer.«
    »Sie bleiben hier!« forderte die Stimme kompromißlos. »Wachoffizier, schieben Sie den Herrn durch das Schott.«
    »Er ist doch nicht lebensmüde«, behauptete der Zwerg.
    Ehe er weitersprechen konnte, glitt die Tür bereits auf. Als jedoch nur die obere Hälfte herumschwang und die untere Hälfte in den Boden versank, wurde mir endgültig klar, warum der Ausbau des Stützpunkts so teuer gewesen war. Hier hatte die GWA in aller Stille eine Nordlandfestung von wahrscheinlich enormen Abmessungen erschaffen.
    Man hatte sogar marsianische Abwehr- und Erkennungssysteme installiert. Die Mündung einer Hochenergie-Strahlkanone mit reduzierter Weitwinkelstreuung beherrschte den vor uns
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