groß in Form
Art. Hübsch sah sie aus, in ihrem hellblauen Jeansanzug. Die Jacke war an den Aufschlägen mit kleinen rötlichen Blumen bestickt. Unter der Jacke trug sie einen roten Pulli. Zu ihren hellbraunen, kurz geschnittenen Haaren passte dieser Anzug großartig. Dass sie gern lachte, war nicht zu übersehen.
„Toll, dass ich nach Lindenhof komme“, sagte sie. „So lange schon liege ich meinen Eltern in den Ohren, dass ich nicht so weit weg von zu Hause in die Schule gehen will. Aber früher wohnten wir in der Nähe von Eisenberg. Da gingen meine Schwester und ich dort ins Internat und blieben, weil unsere Eltern es für das Beste hielten.
„Warum kannst du nicht zu Hause wohnen?“, fragte Hilda. „In der Stadt gibt es doch ein Gymnasium.“
„Mutti ist Ärztin. Als wir umzogen, musste sie hier ja ihre Praxis ganz neu beginnen. Da blieb ihr nicht genug Zeit für uns. Nun ist Lindenhof die ideale Lösung. Ich kann an jedem Wochenende nach Hause.“ Und nach einer Weile sagte sie zu den Zwillingen: „Ihr wisst ja gar nicht, wie dankbar ich euch bin!“
„Uns?“ Hanni und Nanni staunten. „Wieso uns?“
„Na ja, Vati hat euch doch irgendwann einmal im Amt getroffen. Damals habt ihr ihm von Lindenhof erzählt. Wahrscheinlich hat er alles aus euch herausgequetscht, was er erfahren wollte.“ Sie lachte, als die Zwillinge sich verwundert ansahen. „Ihr habt es wahrscheinlich gar nicht gemerkt. Jedenfalls soll er an dem Abend nach Hause gekommen sein und Mutti von eurem Internat vorgeschwärmt haben. ‚Das ist für unsere Mädchen genau richtig’, hat er immer wieder gesagt. Dann haben meine Eltern sich überall erkundigt – und nun bin ich da!“
„Aber deine Schwester?“, fragte Hilda.
„Die kommt auch. Meine Eltern wollten nur erst mal Lindenhof begutachten. Sicher holen wir sie bald.“
„Hoffentlich gefällt es euch bei uns“, sagte Hanni.
Corni beteuerte: „Ganz bestimmt.“
Sie führten sie in dem ganzen großen Gebäude herum, zu den Gemeinschaftsräumen – den Speisesaal kannte sie ja schon –, ließen sie in Klassenzimmer schauen, in die große Turnhalle und stiegen sogar in einen der Türme hinauf, damit Corni von dort oben die Welt um Lindenhof betrachten konnte.
„Im Sommer ist es noch viel schöner“, versicherten sie.
Zum Schluss gingen sie in den Gemeinschaftsraum der Vierten, wo gerade eine große Debatte im Gang war. Die anderen schwiegen aber sofort, als Hilda mit den Zwillingen und Corni eintrat.
Jenny kam ihnen entgegen. „Vorsicht, Corni“, sagte Hilda lachend, „dieses Mädchen, Jenny Robin, hat eine gefährliche Zunge. Sie findet alle verborgenen Fehler heraus und wetzt ihren Schnabel daran.“
„Na“, antwortete Jenny trocken, „bei euch habe ich noch längst nicht alle Flecken an euren schwarzen Seelen entdeckt. Ihr überrascht mich immer wieder.“
„Und Jennys Hauptfehler ist ihr ansteckendes Kichern. Wenn sie damit loslegt, sind wir alle machtlos.“
„Dies ist Carlotta.“ Hanni holte ihre Freundin. „Sie hat eine aufregende Vergangenheit. Stell dir vor: Sie ist in einem Zirkus aufgewachsen und sogar selber als Reiterin aufgetreten.“
„Du, da beneide ich dich aber“, rief Corni. „Ich habe mir schon als kleines Mädchen gewünscht, einmal zum Zirkus zu gehen. Ich wollte freilich nicht reiten, sondern tanzen – am liebsten auf dem Seil.“ Die Mädchen lachten, aber Corni sagte ernsthaft: „Ihr werdet es nicht glauben, doch ich habe wirklich auf der Reckstange geübt. Ein paar Schritte glückten mir immer, bevor ich abspringen musste. Eines Tages kam meine Großmutter dazu und erschrak sehr. Sie verbot mir energisch, so etwas noch einmal zu machen. Meine ganze Karriere hat sie mir verdorben!“, sagte sie lachend. „Wenigstens Tänzerin wäre ich gern geworden.“
„Da halte dich an Andrea“, rief Hilda wieder. „Hier: unsere verhinderte Ballettratte Andrea Harrach.“
„Harrach ... Harrach?“, fragte Corni. „Hast du eine Schwester, die Bettina heißt?“
„Hab ich“, sagte Andrea. „Ist sie dir schon über den Weg gelaufen?“
„Und ob! Das heißt: Ich bin zu ihr gelaufen, zu einem Tanzabend in der Hauptstadt. Dort trat sie auf. Sie tanzt wundervoll.“
Die Zwillinge versuchten, Corni auch noch die anderen Klassenkameradinnen vorzustellen, Petra, die beste, und ihre Freundin Doris, die schlechteste Schülerin – die beiden Sportasse Marianne und Carla ... aber Corni winkte ab. „Ich kann mir die Namen doch nicht alle auf
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