Großadmiral Thrawn 01 - Erben des Imperiums
»Reverend, was?« sagte er resignierend. In der ganzen Galaxis gab es fanatische religiöse Gruppen, deren Hauptbeschäftigung im Leben der Kreuzzug gegen alle Formen der Spielleidenschaft zu sein schien. Und gegen alle Spieler.
»Ich sagte, Hände auf den Tisch«, fauchte der Sicherheitsbeamte und griff nach der verdächtigen Karte. Er musterte sie, probierte es selbst und nickte. »Gut gezinkt, Bürschchen«, sagte er und funkelte Han drohend an.
»Bestimmt hat er die Karte, die er bekommen hat, irgendwo versteckt«, warf der Reverend ein. Er war nicht von Hans Seite gewichen. »Wo ist sie, Betrüger?«
»Die Karte, die ich bekommen habe, hat jetzt Ihr Freund«, knurrte Han. »Ich brauche keine gezinkten Karten, um beim Sabacc zu gewinnen. Wenn ich eine hatte, dann deshalb, weil sie mir gegeben wurde.«
»Oh, tatsächlich?« Ohne Vorwarnung fuhr der Reverend zu dem dicken Kartengeber herum, der noch immer am Tisch saß. »Ihre Karten, Sir, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, forderte er und streckte die Hand aus.
Dem anderen fiel die Kinnlade nach unten. »Wovon reden Sie überhaupt? Warum sollte ich jemand gezinkte Karten geben? Außerdem gehören sie dem Haus – sehen Sie?«
»Nun, wir können das überprüfen«, meinte der Reverend und griff nach den Karten. »Und dann werden wir Sie – und Sie« – er deutete auf den Dicken und auf Han – »durchsuchen und feststellen, wer eine Karte versteckt hat. Ich schätze, damit wäre das Problem gelöst, nicht wahr, Kampl?« fügte er mit einem Seitenblick zu dem finsteren Sicherheitsbeamten hinzu.
»Sagen Sie uns nicht, wie wir unseren Job zu erledigen haben, Reverend«, grollte Kampl. »Cyru – hol den Scanner, okay?«
Der Scanner war ein knapp handtellergroßes Gerät, offenbar für den heimlichen Einsatz konstruiert. »Der da zuerst«, befahl Kampl und deutete auf Han.
»Gut.« Fachmännisch tastete der andere Han mit dem Gerät ab. »Nichts.«
Kampl begann unsicher zu wirken. »Versuch's noch mal.«
Der andere gehorchte. »Noch immer nichts. Er hat einen Blaster, einen Kommunikator und eine ID-Karte, mehr nicht.«
Für einen langen Moment starrte Kampl Han an. Dann, widerwillig, wandte er sich an den Kartengeber. »Ich protestiere!« keuchte der Dicke und sprang auf. »Ich bin ein Bürger der Klasse Doppel-A – Sie haben kein Recht, mich mit diesen völlig aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen zu belästigen.«
»Entweder machen wir das hier oder auf der Wache«, schnarrte Kampl. »Entscheiden Sie sich.«
Der Dicke warf Han einen haßerfüllten Blick zu, aber er blieb gehorsam stehen, als ihn der Sicherheitsbeamte scannte. »Er ist ebenfalls sauber«, meldete er mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck.
»Untersuche den Boden«, befahl Kampl. »Vielleicht hat einer von ihnen sie weggeworfen.«
»Und zählen Sie die restlichen Karten«, riet der Reverend.
Kampl fuhr herum. »Zum letzten Mal…«
»Vielleicht ist das ganze Kasino ein einziges Betrügernest«, unterbrach der Reverend. »Vielleicht sitzen manchmal bestimmte Leute am Spieltisch, Leute, die eine spezielle Karte erkennen, wenn sie sie bekommen.«
»Das ist lächerlich«, fauchte Kampl und trat einen Schritt auf ihn zu. »Das LoBue ist ein respektables und absolut legales Unternehmen. Keiner von diesen Spielern hat irgendwelche Verbindungen zu…«
»He!« rief der dicke Kartengeber plötzlich. »Der Kerl, der neben mir gesessen hat — wo ist er?«
Der Reverend schnaubte. »Aha. Keiner von Ihnen hat irgendwelche Verbindungen zu Ihnen, was?« Jemand fluchte laut und bahnte sich einen Weg durch die Menge – einer der drei planetaren Sicherheitsbeamten, die den Tisch beobachtet hatten. Kampl sah ihm nach, holte tief Luft und funkelte Han an. »Wie heißt Ihr Partner?«
»Er ist nicht mein Partner«, sagte Han. »Und ich habe nicht falschgespielt. Wenn Sie mich anzeigen wollen, dann bringen Sie mich zur Wache. Wenn nicht…« – er stand auf und nahm seine restlichen Chips an sich – »gehe ich jetzt.«
Für einen langen Moment glaubte er, daß Kampl seinen Bluff durchschaute. Aber der andere hatte keine Beweise, und er wußte es; und offenbar hatte er Besseres zu tun als sich mit einem Fall zu beschäftigen, der ihn nur in Verlegenheit bringen konnte. »Sicher – verschwinden Sie«, schnappte der andere. »Und lassen Sie sich nie wieder hier blicken.«
»Keine Sorge«, versicherte Han.
Die Menge begann sich aufzulösen, und er hatte keine Schwierigkeiten, an seinen
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