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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)
Autoren: Bernd Frenz
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zudem mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Statt Tod und Verderben über die Menschen zu bringen, drückte er aber nur die Tür ins Schloss. In der atemlosen Stille dröhnte der metallische Laut, mit dem der Riegel einrastete, überdeutlich in Helbrechts Ohren.
    Ohne ein einziges Wort miteinander zu wechseln, wandten sich die Elben einem kleinen Tisch zu, an dem nur ein einzelner Gast saß. Schweigend sahen sie den Unglücklichen so lange an, bis er von alleine begriff, dass sie gerne unter sich sein wollten. Nachdem der Fischer seinen Platz hastig geräumt hatte, schlugen die Elben ihre Mäntel auseinander und ließen sich nieder. Die beiden Elben-Männer trugen graue Waffenröcke unter den Umhängen. Feste Hosen und hohe Stiefel unterstrichen ihren kriegerischen Anblick, während ihre Begleiterin einen braunen Überwurf trug, unter dem ein knöchellanges, weißes Gewand hervorlugte.
    Kaum dass die drei saßen, sahen sie auch schon wieder zu Helbrecht herüber. Das durchdringende Interesse, mit dem sie ihn betrachteten, ging weit über die Neugier hinaus, die Durchreisende für gewöhnlich bei seinem Anblick an den Tag legten. Das Herz des Halblings begann vor Aufregung schneller zu pochen, denn es lag auch etwas Kaltes, Herablassendes in den auf ihm ruhenden Augen, besonders in jenen, die den beiden Kriegern gehörten. So mögen Edle auf Leibeigene oder Halbfreie herabsehen , dachte er, wenn sie einen Plan aushecken, bei dem es auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht ankommt .
    »Du!«, sagte der Bogenschütze unversehens und bewies damit immerhin, dass er die menschliche Sprache beherrschte. »Bring uns etwas zu trinken.« Der Geste, mit der er dabei auf Helbrecht deutete, haftete etwas Anklagendes an.
    Der Halbling spürte, wie ihm der Mund trocken wurde.
    »Was … was darf ich Euch bringen?«, brachte er mühsam hervor.
    Der Bogenschütze bedachte ihn zunächst mit einem Blick, als hätte Helbrecht etwas Unanständiges gesagt, ließ sich aber schließlich doch zu einer Antwort herab. »Natürlich das Beste, was dieses Haus zu bieten hat.«
    Während Helbrecht mit klopfendem Herzen zum Tresen eilte, spürte er die Blicke aller Anwesenden im Nacken, besonders aber die der Elben, die für gewöhnlich sicher in bessere Wirtschaften einkehrten. Den Mienen von Orm und Urna nach zu urteilen, rätselten sie ebenfalls, womit der Letzte Fang diesen ungewöhnlichen Besuch verdient haben mochte. Schweigend schoben sie ihrem Ziehsohn drei tönerne Krüge mit dunklem Kellerbier zu, das sie aus irgendeinem Grund für das Beste hielten, was sie zu bieten hatten.
    Der Weg zum Tisch kam Helbrecht doppelt so lang vor wie sonst. Die kalten Mienen, mit denen die beiden Krieger jeden seiner Schritte beobachteten, hemmten seine Bewegungen. Einzig ihre weibliche Begleitung ließ die Andeutung eines Lächelns erkennen.
    Helbrecht war heilfroh, als er die Getränke endlich abstellen konnte. Selbst der Tisch kam ihm höher als gewöhnlich vor.
    »So, die Herrschaften!«, krächzte er mit belegter Stimme, während er jedem die schweren Krüge so weit zuschob, wie es seine kurzen Arme zuließen. »Zur Stärkung nach der langen Reise.«
    Er ging einfach davon aus, dass die Elben einen langen Weg hinter sich hatten. Hätten sie sich schon länger in der Gegend aufgehalten, wäre das bereits in allen Schenken entlang der Küste bekannt gewesen. Keiner der drei langte nach der dargebotenen Erfrischung. Stattdessen durchbohrten sie Helbrecht weiter mit Blicken, die gar nicht ihm selbst, sondern irgendeinem weit hinter ihm liegenden Punkt zu gelten schienen.
    Das räumte ihm Zeit ein, die drei genauer in Augenschein zu nehmen.
    Im trüben Schein der Laternen sahen sich die Elben sehr ähnlich, doch aus der Nähe betrachtet traten die Unterschiede deutlicher hervor. Der Linke der beiden Krieger war älter als seine Begleiter, das war nicht nur an den deutlich tieferen Falten in seinen Mundwinkeln zu erkennen, sondern auch an dem fast schon gelangweilten Ausdruck in seinem Gesicht, der darauf schließen ließ, dass er schon zu viel Leid in seinem Leben gesehen hatte. Sein schwarzer Schopf, den er ebenso lang wie die anderen trug, wies allerdings noch kein einziges graues Haar auf, und auch sonst wirkte er eher wie der größere Bruder des Bogenschützen als wie der um vieles ältere Anführer der Gruppe. Doch seine Ruhe übertraf die der beiden anderen bei weitem.
    »Nemru?« Rein äußerlich wirkte der Bogenschütze zwar ebenfalls gelassen, doch
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