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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sein Herz an und ließen es zum Stillstand kommen. Und das …« – er fuhr wieder zu Pimbin herum – »… erkannte auch unser junger Freund, als er später am Abend kam, um Fondo einen Schlummerschmaus anzubieten. Entsetzt über seinen Fehler und voller Angst vor den Folgen, behauptete er Herrn Krausefuß gegenüber, dass alles in Ordnung sei, während er gleichzeitig die Geschichte vom bewaffneten Meuchelmörder ersann. Er stahl einen der Bolzen jener Armbrust, die hier im großen Speisezimmer hängt, und rammte ihn mit bloßer Hand seinem Herrn in die Brust. Gleich darauf löste er eine der Butzenscheiben aus dem Fenster, um einen Angriff von draußen vorzutäuschen. Leider hat er ebenso wenig Ahnung von Armbrüsten wie von Pilzen, sodass es mir leicht fiel, die Unmöglichkeit eines solchen Angriffs nachzuweisen.«
    »Aber … Aber Ihr habt keine Beweise für Eure Beschuldigungen«, jammerte der Koch.
    »Doch, die habe ich«, entgegnete Holmser. »Auf dem Komposthaufen hinter dem Haus fand ich nach einigem Suchen die Schälreste der Pilze, die eindeutig auf Faltentintlinge hinweisen. Da niemand anders als Ihr sie dort versteckt haben kann, denn schließlich seid Ihr der Koch des Hauses, braucht Ihr Eure Schuld nicht länger zu leugnen.«
    Pimbin ließ die Schultern hängen. »Oje, oje«, klagte er. »Das wollte ich alles gar nicht.«
    »Dann ist es also wahr?«, rief Krausefuß bestürzt. »Schäm dich! Nicht nur hast du durch deine Dummheit unseren guten Herrn auf dem Gewissen. Mit dieser feigen Täuschung hast du auch noch den ganzen Haushalt auf den Kopf gestellt.«
    »Nun ist der Büttel gefragt!«, tönte Euphelia. »Ruft den Büttel! Und den Notar. Mit dem Beweis unserer Unschuld ist wohl die Zeit gekommen, Fondos Testament zu eröffnen.«
    Alle begannen nun durcheinanderzurufen, während der glücklose Koch sich geschlagen auf einen der Stühle niedersinken ließ. Er würde nicht zu fliehen versuchen, so viel stand fest. Dazu war er zu wenig von echter Bosheit getrieben.
    Ich wandte mich von dem Durcheinander ab. »Ich glaube, unsere Arbeit hier ist getan«, meinte ich zu Holmser. Eigentlich hätte ich mich darüber freuen sollen, dass wir ein weiteres Verbrechen aufgeklärt hatten. So richtig wollte mir dies angesichts der Umstände allerdings nicht gelingen.
    Holmser schien es ähnlich zu ergehen.
    Auf dem Rückweg nach Hause hatte ich dann aber doch noch eine Frage an meinen alten Freund. »Wie seid Ihr auf die Spur des Kochs gekommen? Nichts deutete im ersten Augenblick auf eine Vergiftung hin.«
    »Ich muss gestehen, dass mir ein glücklicher Zufall zu Hilfe kam«, erwiderte mein Freund. »Nach unserem Ausflug mit Findolfir begegnete mir, wie du vielleicht gesehen hast, der alte Samwain Bunteblum. Er kam gerade aus dem Wald, wo er Pilze gesammelt hatte: Steinpilze, Goldröhrlinge und Faltentintlinge. Er gab mir ein paar davon fürs Abendessen mit – ich habe sie hier in meiner Tasche –, warnte mich aber eindringlich davor, die Faltentintlinge zusammen mit Alkohol zu genießen, da man sich hierbei eine gefährliche Vergiftung zuziehen könne. In diesem Augenblick fiel bei mir das letzte Puzzlestück an seinen Platz, und all die Dinge, die uns zuvor seltsam vorgekommen waren, ergaben auf einmal einen Sinn. Grünbein war gar nicht an einem Armbrustschuss gestorben. Er hatte sich eine Vergiftung zugezogen, verursacht durch die Dummheit seines Kochs. Nachdem ich nun wusste, wonach ich suchen musste, fand ich die Beweise für meine Theorie schnell: die Schälabfälle, das Pilzhandbuch in der Küche, der Bolzen, der genau zu den Bolzen passte, die in dem Kästchen unter der Armbrust auf dem Kaminsims lagen. So fügte sich eins zum anderen.«
    »Was für ein tragisches Schicksal«, murmelte ich, während die grüne Landschaft an uns vorbeizog. »Getötet durch die eigene Leibspeise und den eigenen Lieblingsbrandy.«
    Holmser zog seine Pfeife hervor, stopfte und entzündete sie und begann bedächtig zu schmauchen. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Grünbein war alt. Im Alter gibt es viele Arten, abzutreten, die unerfreulicher sind als eine gute Mahlzeit und ein kräftiger Schluck.«
    Entgeistert sah ich ihn an. »Das ist nicht Euer Ernst, Holmser?«
    Er erwiderte den Blick mit eigentümlich unlesbarer Miene. »Nein. Vermutlich nicht«, gestand er schließlich. Er zuckte mit den Schultern. »Ich jedenfalls bin froh, dass ich nichts von den Pilzen gegessen habe. Ansonsten müsste ich jetzt drei Tage lang auf

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