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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mit leeren Flaschen, benutztem Geschirr und heruntergebrannten Kerzen übersät. Zwischen all dem stinkenden Unrat lag ein vorneübergesunkener Mann und schlief seinen Rausch aus. Vier seiner Kameraden, die wesentlich nüchterner waren, umstanden dafür einen aus Eichenholz gezimmerten Thron. Darauf saß ein in zerschlissenem Wildleder gekleideter Mann, der einen aus kleinen, glitzernden Goldschuppen geschmiedeten Handschuh an seiner Rechten trug.
    Das musste Vendor sein, auch wenn höchstens noch die spitz zulaufenden Ohren dieser ausgemergelten Gestalt an einen Elben erinnerten. In seinen Augen glitzerte ein alles, auch ihn selbst verzehrendes Feuer. Trotzdem ging Elra furchtlos auf ihn zu, während sich Bero instinktiv so klein wie nur möglich machte.
    Die in Leder und Eisen gewandeten Männer an Vendors Seite wollten Elra entgegentreten, doch ihr Anführer hielt sie mit einer kurzen Geste zurück. »Das ist nahe genug, Halbblut. Du siehst ja, dass du meine getreuen Hunde bereits nervös machst.«
    Falls sich einer der vier deshalb beleidigt fühlte, ließ er es sich nicht anmerken. Angesichts des Schreckensregimentes, das Vendor führte – Bero hatte inzwischen einen weiteren verkohlten Leichnam entdeckt – waren böse Worte vermutlich auch das Geringste, was diese Männer zu fürchten hatten. Einer von ihnen trug einen schwarzen Spitzbart und einen großen Goldring im Ohrläppchen; er hatte das Schwert gezogen, während sich die anderen drei abwartend verhielten.
    »Du siehst furchtbar aus, Vendor«, beschied Elra dem bis auf die Knochen abgemagerten Elben. »Der Handschuh verleiht dir große Macht, aber er frisst dich auch von innen auf. Es ist höchste Zeit, sich seiner zu entledigen.«
    Der Angesprochene lachte höhnisch auf. »Und wer soll den Handschuh stattdessen nehmen? Du etwa? Glaubst du wirklich, du könntest die Last tragen, die mir aufgebürdet wurde? Lächerlich! Deine menschliche Seite wäre den Kräften doch noch weitaus hilfloser ausgeliefert als der Elbe in dir!«
    »Niemand soll ihn mehr tragen!«, erwiderte Elra. »Die Gefahr, die von den Orks ausging, ist vorüber. Nun ist es an der Zeit, den Handschuh wieder dort zu begraben, wo …«
    »Aber irgendwer wird ihn anfassen müssen«, unterbrach Vendor sie barsch. »Und sei es nur, um ihn mir von den erstarrten Fingern zu ziehen!«
    »So weit muss es nicht kommen«, beharrte die Elbin. »Leg ihn einfach in einen Kasten, in eine Kiste, oder …«
    Vendor hob den Arm in einer lässigen Bewegung, und ein Lichtblitz schoss aus den goldenen Fingerspitzen senkrecht in die Höhe. Irgendwo in dem Gebälk über ihnen fand der Blitz sein Ziel.
    Ein leises Stöhnen ertönte. Gleich darauf stürzte eine schlanke Gestalt dem Boden entgegen. Der grüne Umhang, der sie umflatterte, war angekohlt. Es war Nemru, der da kopfüber ins Verderben fiel. Erst wenige Handbreit über dem harten Steinboden spannte sich das Seil, mit dem er sich abgesichert hatte. Der harte Ruck presste ihm hörbar die Luft aus den Lungen, aber das war immer noch besser, als sich den Hals zu brechen.
    Vendor schien darüber enttäuscht, dass er kein Knochensplittern vernahm. Er stieß einen unartikulierten Laut aus und deutete mit dem Handschuh direkt auf den Schwarzhaarigen. Ehe jedoch ein neuer, alles vernichtender Blitz die Luft durchschneiden konnte, jagte ein schmaler Schatten von der anderen Seite des Gebälks herab.
    Vendor schrie gepeinigt auf, als die Pfeilspitze seinen Unterarm durchbohrte und an die rechte Lehne seines Eichenthrones nagelte. Das war für Elra das Signal, ihr Schwert zu ziehen und sich den menschlichen Widersachern entgegenzuwerfen. Stahl klirrte gegen Stahl, während die Elbin zwischen den Männern hindurchwirbelte. Zwei von ihnen taumelten erschrocken zurück, während ausgerechnet der Spitzbart ungläubig auf die klaffende Wunde an seiner Seite starrte und dann stöhnend zusammensackte.
    Statt zu fliehen, rückten die verbliebenen Männer gegen die Elbin vor. Einem von ihnen fuhr ein Pfeil in die Schulter, dennoch griffen beide nach wie vor konzentriert an. Vendor brach das befiederte Ende des Pfeils ab, um seinen festgenagelten Arm mit einem Ruck befreien zu können. Sobald er frei wäre, würde sein Handschuh erneut tödliche Blitze spucken. Dann wäre es rasch um alle seine Widersacher geschehen.
    Selbst Bero erkannte, dass längst der Handschuh über Vendor herrschte, und nicht umgekehrt. Dem Halbling überkam bei diesem Anblick das kalte Grauen. Zwar

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