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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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Frage abbringen. »War der Mann so anziehend?«
    »Zeb hat kein Recht, hinter mir herzuspionieren!« entgegnete Désirée empört und wurde rot vor Zorn. »Wie kann er es wagen, zu dir zu laufen und zu klatschen!«
    »Das hat er nicht, mein Kind«, sagte Mariah sanft. »Kein Wort hat er gesagt, weder gestern abend noch heute beim Frühstück. Das brauchte er gar nicht. Ich mag so alt sein wie Methusalem, aber mit meinen Ohren und meinem Verstand ist noch alles in Ordnung. Von meinem Bett aus hörte ich ihn kommen und auch wieder gehen. Du warst zu lange im Salon, als daß er einer deiner üblichen Schiffsbauer oder Krämer gewesen sein könnte, also war er ein Fremder. Und wenn er ein vertrockneter alter Mann wäre, hättest du mir längst von ihm erzählt. Du hast dich küssen lassen, nicht wahr?«
    »Großmama!«
    »Also hast du, und das ist gut so.« Mariah lächelte, und wo früher einmal Grübchen gewesen waren, vertieften sich jetzt Falten in ihrem runden, freundlichen Gesicht. Sie tätschelte Désirée, die ihren Ellenbogen umfaßt hielt, die Hand. »Stell dir vor, ich erlaubte deinem Großvater, mich zu küssen, ehe ich auch nur seinen Namen wußte, und ich habe es in sechsundvierzig Jahren kein einziges Mal bereut.«
    »Aber das war etwas anderes! Großpapa war anders. Warum hättest du einen so feinen, netten Herrn nicht küssen wollen?«
    »Damals war er, was Frauen anging, der schlimmste Gauner in der ganzen Kolonie, und ich riskierte meinen guten Ruf, wenn ich mich nur in seiner Gesellschaft sehen ließ. Ganz zu schweigen davon, mit ihm loszusegeln, wie ich es tat. Nichts deutete darauf hin, daß dieser Mann einmal friedlich in seinem Bett sterben würde, jedenfalls nicht das sündhafte, wilde Leben, das er bis zu unserer Heirat führte.« Mariah seufzte aus tiefstem Herzen, und ihr Lächeln wurde traurig, wie immer, wenn sie an Gabriel, ihren Mann, dachte. »Ach ja, er war wirklich anders.«
    »Nun, mit Kapitän Herendon war es nicht so«, sagte Désirée etwas steif und wünschte sich, endlich zu Hause zu sein, damit dieses Gespräch ein Ende nahm. »Ich habe keine Vorstellung davon, was er ist oder nicht ist, und es ist mir auch völlig egal, denn ich habe nicht die Absicht, ihn jemals wiederzusehen.«
    »Jetzt höre ich deinen Bruder Jeremiah sprechen, nicht dich.« Die Großmutter verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Du solltest dein möglichstes tun, um einen Ehemann zu finden, solange Jeremiah unten in Surinam ist, und verheiratet und schwanger sein, ehe er zurückkommt. Nach dieser unglücklichen Angelegenheit mit dem Mann aus New Bedford hätte er dich wohl am liebsten unter eine Glasglocke gestellt.«
    Désirée seufzte und fragte sich, warum ihre Großmutter sie gerade jetzt an Robert erinnern mußte. Robert Jamison oder Kapitän Herendon - sie konnte nicht sagen, welcher von beiden als Gesprächsstoff schlimmer war. Wenigstens waren sie fast zu Hause, wo ihre Großmutter wie gewöhnlich vor dem Essen ein Schläfchen machen und diese grauenvolle Unterhaltung damit beenden würde.
    Aber soweit war es noch nicht. »Also hat der Mann dich geküßt«, fuhr Mariah fort. »Er sieht gut aus, er ist Kapitän, und er ...«
    »Großmama, er ist Engländer.« Diese Worte beendeten Mariahs scherzhaftes Necken. In unbehaglichem Schweigen gingen sie weiter. Die ältere Frau stützte sich jetzt schwerer auf den Arm ihrer Enkelin, und ihr Atem ging stoßweise wie nach einer großen Anstrengung.
    »Er ist Engländer«, wiederholte Mariah schließlich. »Das waren wir alle einmal, und es ist noch gar nicht so lange her. Sogar du wurdest geboren als Untertanin von König George.«
    »Nein, Großmama, du verstehst nicht. Es wäre schlimm genug, wenn er einfach nur Engländer wäre«, sagte Désirée heftig. »Aber Kapitän Herendon ist ein aufgeblasener englischer Lord und Offizier der Marine, über und über bedeckt mit Goldtressen und Medaillen, die er sicher verdient hat, indem er hilflose Seeleute wie Vater plünderte und mordete! Denk daran, was ein Engländer meinen Brüdern und mir antat und wie er lachte, während er uns zu Waisen machte!«
    »Selbstverständlich denke ich daran, Désirée«, erwiderte Mariah leise. »Dein Vater war mein erstgeborener Sohn, mein Jon. Wie könnte ich vergessen, auf welche Weise er starb? Ihn zu verlieren hat mir fast das Herz gebrochen, und dein Großvater - mein Gott, wie er gelitten hat! Aber anders als du und Jeremiah kann ich nicht ein ganzes

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