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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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>Mann von Wal verschlungen. Moderner Jonas stirbt in Vergnügungspark.< Stellen Sie sich das mal vor, Charlie.«
    »Der Gerichtsarzt sagt, er wäre ertrunken. Das haben wir nie geleugnet.«
    »Aber Sie haben nicht mitgeteilt, wie er ertrank. Oder warum.«
    Charles Chelsea begann, vor und zurück zu schaukeln. »Das ist doch eine rein akademische Frage, Joey. Von diesem Moment an arbeiten Sie nicht mehr bei uns.«
    »Und ich dachte, ich sei Ihr As im Ärmel.«
    Chelsea streckte eine Hand aus. »Den Schlüssel des Cushman, bitte.«
    Winder gehorchte. Er sagte: »Charlie, auch wenn Sie ein kriecherischer Knilch sind, glaube ich doch, daß Sie an dieser Sache nicht beteiligt sind. Ich gehe lieber davon aus, daß Sie einfach nur unglaublich dämlich sind.«
    »Räumen Sie Ihren Schreibtisch aus.«
    »Das brauche ich nicht. Es ist nichts drin.«
    Chelsea wirkte kurzzeitig verwirrt.
    Winder hob die Arme. »Schreibtische sind Orte zum Aufbewahren von Tatsachen, Charlie. Wer braucht schon einen Schreibtisch, wenn uns die Worte einfach aus dem Mund fliegen! Zur Hölle, meine besten Sachen habe ich formuliert, während ich auf dem Klo saß.«
    »Wenn Sie versuchen sollten, mich zu beleidigen, damit haben Sie kein Glück.« Chelsea senkte die Augenlider wie eine träge Eidechse. »Wir alle verändern ein wenig die Wahrheit, wenn es unseren Absichten dient, oder etwa nicht? Wie zum Beispiel damals, als Sie mir erzählten, daß Sie diese Narbe von einem Autounfall haben.«
    Dann hatte er es also die ganze Zeit gewußt, so wie Joe Winder es vermutet hatte.
    »Ich höre, es gab einen Kampf in der Zeitungsredaktion«, sagte Chelsea, »eine Prügelei mit einem Ihrer Redakteure.«
    »Er hatte es verdient«, sagte Winder. »Er hat eine absolut gute Story vermasselt.«
    Bei der Story war es darum gegangen, daß Joe Winders Vater einen County Commissioner bestochen hatte, um sich dessen Stimme für eine Baulandzuteilung zu sichern. Winder hatte die Geschichte selbst geschrieben, nachdem er einen Stapel gesperrter Schecks seines Vaters durchgewühlt und herausgefunden hatte, daß fünf davon auf den bevorzugten Strohmann des Commissioners ausgestellt waren.
    Obgleich er Winders Zuverlässigkeit bewunderte, hatte der Redakteur gesagt, gäbe es doch ein gewisses ethisches Dilemma; er entschied, daß jemand anderer die Story schreiben solle. Sie sind emotional viel zu sehr in die Sache verwickelt, hatte der Redakteur ihm erklärt.
    Daher hatte Winder sich den Kopf des Redakteurs mit festem Griff geschnappt und ihn durch den Bildschirm des Textcomputers gerammt und sich während der darauffolgenden Schlägerei erheblich verletzt.
    »Es tut mir leid, Charlie«, sagte er. »Sie hätten mich vielleicht niemals einstellen sollen.«
    »Das ist wohl die Untertreibung des Jahres.«
    »Aber darf ich Ihnen noch etwas zeigen, ehe ich gehe?« Er holte die kleine Flasche hervor, die Skink ihm gegeben hatte, und stellte sie mitten auf die Schreibunterlage auf Chelseas Schreibtisch.
    Der Pressemann betrachtete sie und sagte: »Das ist Lebensmittelfarbe, na und?«
    »Sehen Sie es sich genau an.«
    »Betty-Crocker-Lebensmittelfarbe. Was soll das heißen, Joe?«
    »Und welche Farbe?«
    »Blau.« Chelsea wurde allmählich ungeduldig. »Auf dem Etikett steht, es ist Blau.«
    Winder schraubte die Kappe von der Flasche. Er sagte: »Ich glaube, die stammt auch aus dem Wühlmauslabor. Sie können ja Pedro mal danach fragen.«
    Verblüfft schaute Charles Chelsea zu, wie Joe Winder den Kopf in den Nacken legte und den Inhalt der Flasche in seinen Mund kippte. Er spülte die Flüssigkeit in seinem Mund hin und her, dann schluckte er sie herunter.
    »Bereit?« fragte Winder. Er streckte die Zunge heraus, die nun indigofarben war.
    »Ein raffinierter Trick.« Chelsea klang plötzlich nervös.
    Joe Winder kletterte auf Händen und Knien auf den Schreibtisch. »Die Wühlmäuse waren eine Fälschung, Charlie. Wußten Sie das?« Fünf Zentimeter vor Chelseas Nase streckte er die Zunge heraus, dann zog er sie wieder ein. Er sagte: »So etwas wie die blauzüngige Mangowühlmaus gibt es nicht, Kingsbury hat die ganze Sache nur getrickst. Er hat eine völlig neue Rasse erfunden.«
    »Jetzt drehen Sie durch«, sagte Chelsea schwach.
    Winder packte seine Krawatte. »Sie Scheißer, haben Sie das etwa die ganze Zeit gewußt?«
    »Verschwinden Sie, oder ich alarmiere den Sicherheitsdienst.«
    »Deshalb wurde Will Koocher getötet. Er hatte alles herausgefunden. Er wollte den

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