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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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aufstrebenden Mr. Kingsbury sozusagen verpetzen.«
    Auf Chelseas Oberlippe sammelten sich winzige Schweißtropfen. Er versuchte zurückzuweichen. »Lassen Sie mich los, Joe, wenn Sie wissen, was für Sie am besten ist.«
    »Sie haben ihre Zungen gefälscht, Charlie. Denken Sie mal. Sie haben diese winzigen Tierchen genommen und ihre Zungen blau gefärbt, und alles nur im Namen des Fremdenverkehrs.«
    Gepreßt sagte Chelsea: »Sie reden irre.«
    Joe Winder leckte ihm übers Gesicht.
    »Hören Sie auf!«
    Winder schlabberte ihm erneut mit der Zunge durchs Gesicht. »Es ist Ihre Farbe, Charlie. Sehr hübsch.«
    Seine Zunge wackelte voller Spott; Chelsea musterte das dicke blaue Ding, als wäre es eine giftige Schnecke.
    »Sie können mich rausschmeißen«, verkündete Winder, »aber ich gehe nicht weg.«
    Er stieg vom Schreibtisch, sorgfältig darauf bedacht, die Flasche Lebensmittelfarbe nicht fallen zu lassen. Chelsea zupfte schnell Papiertaschentücher aus einer Silberdose und wischte sich das Gesicht ab, wobei er jedes zusammengeknüllte Blatt auf Farbspuren untersuchte. Seine Finger zitterten.
    »Ich sollte Sie verhaften lassen«, zischte er.
    »Aber das tun Sie nicht«, sagte Winder. »Stellen Sie sich nur mal die Schlagzeilen vor.«
    Er war halb durch die Tür, als Chelsea sagte: »Einen Moment, Joe. Was wollen Sie eigentlich?«
    Winder ging weiter und begann zu lachen. Er lachte auf seinem Weg durch den Korridor und es klang wie ein unheimliches melodisches Trillern, das Charles Chelsea erschauern und fluchen ließ.

16
    Als Belohnung für den gelungenen Diebstahl der Akten Francis X. Kingsburys gestattete Molly McNamara Bud Schwartz und Danny Pogue, den gemieteten Cutlass noch für einige Tage zu behalten.
    Am Abend des 22. Juli fuhren sie durch die Old Cutler Road, wo viele der reichsten Bürger Miamis wohnten. Die Häuser waren groß und sahen luxuriös aus und standen eindrucksvoll weit von der baumbestandenen Straße zurückgesetzt. Danny Pogue konnte die Größe der Grundstücke sowie den Anblick der hohen alten Fichten und der bunten tropischen Sträucher und Büsche kaum fassen; es war wunderschön, zugleich aber auch einschüchternd.
    »Sie haben diese Palmlilien unter den Fenstern angepflanzt«, berichtete er. »Mein Gott, wie ich dieses Zeug hasse.« Gemeine Nadeln am Ende jedes Stengels – der reinste Mord, sogar mit Handschuhen.
    Bud Schwartz sagte: »Reg dich nicht auf, wir finden schon einen Hintereingang.«
    »Bestimmt haben die überall Alarmanlagen.«
    »Jaja.«
    »Und einen gottverdammten Köter dazu.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Bud Schwartz und dachte, der Bursche ist ja schon jetzt ein nervliches Wrack.
    »Bist du schon mal in so ein Haus eingestiegen?«
    »Na klar.« Bud Schwartz log. Das hier waren echte Villen, so wie die in Miami Vice. Der Verband an seiner verletzten Hand war feucht vor Schweiß. Über das Lenkrad gekauert, dachte er: Lieber Gott, vielen Dank für den Mietwagen – wenigstens haben wir ein Fahrzeug, das funktioniert.
    Um die Spannung etwas zu lösen, sagte er: »Ich wette zehn Bucks, daß es ein Dobie ist.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Danny Pogue. »Ich tippe auf Rottweiler, das ist der Modehund.«
    »Für die Yuppies bestimmt, aber nicht für diesen Typ. Ich wette auf einen Dobie.«
    Danny Pogue fummelte an einem Pickel an seinem Hals herum. »Okay, aber dann auch noch einen Zehner dazu.«
    »Wofür?«
    »Ich bekomme zehn für die richtige Farbe.« Danny Pogue klopfte ihm sacht auf die Schulter. »Schwarz oder braun?«
    Bud Schwartz sagte: »Du bekommst den Zehner, wenn er braun ist.«
    »Abgemacht.«
    »Du bist ein Trottel. Niemand in dieser Gegend hat einen braunen Dobermann.«
    »Wir werden sehen«, sagte Danny Pogue. Er streckte die Hand aus, während sie an einem dunkelroten Porsche Kabrio vorbeikamen, das auf einer gepflasterten Einfahrt stand. Ein bildhübsches dunkelhaariges Mädchen, nicht älter als siebzehn, wusch den Sportwagen unter einem Quartett von Halogenstrahlern. Das Mädchen trug einen grellgrünen Bikini und eine Sonnenbrille mit verspiegelten runden Gläsern. Die Sonne war schon vor zwei Stunden untergegangen.
    Danny Pogue klatschte in die Hände. »Himmelherrgott, siehst du das?«
    »Ja, sie spritzt ihren Targa ab. Dabei stecken wir mitten in einer Dürreperiode.« Bud Schwartz bremste sanft, um den Namen auf einem Briefkasten aus Zypressenholz zu lesen. »Danny, wie ist die Hausnummer? Ich kann sie von hier nicht

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