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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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erkennen.«
    »Vier-null-sieben.«
    »Gut. Dann sind wir fast da.«
    »Ich denke gerade nach«, sagte Danny Pogue.
    »Das ist wirklich mal was Neues!«
    »Bekomme ich zwanzig Dollar, wenn es ein brauner Rottweiler ist?«
    »Es gibt keine braunen«, sagte Bud Schwartz, »ich dachte, das wüßtest du.«
     
    Es war weder ein Dobermann noch ein Rottweiler.
    »Vielleicht so was wie ein Wiesel«, flüsterte Danny Pogue. »Nur daß es ein Halsband trägt.«
    Sie knieten im Schatten eines Seetraubenbaums. »Einer dieser triefäugigen Hunde aus Asien«, sagte Bud Schwartz, »vielleicht ist es auch ein afrikanischer.« Unter einer elektrischen Insektenlampe dösend, zeigte das Tier keinerlei Reaktion auf das Sirren und Knistern sterbender Nachtfalter.
    Sorgfältig drückte Bud Schwartz vier Tylenol-Nr. 4-Tabletten in einen halbpfundschweren Klops besten Rinderhacks. Mit seiner gesunden Hand schleuderte er das Fleisch über den Zaun. Es landete mit einem nassen Klatschen auf dem Patio unweit des Swimmingpools. Der Wiesel-Hund hob den Kopf, bellte einmal knapp und erhob sich.
    Danny Pogue sagte: »Das ist die häßlichste gottverdammte Kreatur, die ich je gesehen habe.«
    »Du bist auch nicht gerade Mel Gibson, oder?«
    »Nein, aber sieh nur.«
    Der Hund fand den Hamburger und verschlang ihn mit zwei Bissen. Als seine Vorderläufe zu wackeln begannen, fragte Danny Pogue: »Mein Gott, was hast du genommen?«
    »Etwa hundert Milligramm Kodein.«
    Bald legte das Tier sich hin und versank schnüffelnd in Erstarrung. Bud Schwartz sprang über den Zaun und half seinem krükkenlosen Partner beim Rüberklettern. Die beiden Einbrecher huschten an einer niedrigen Lorbeerhecke vorbei, bis sie das Haus erreichten. Durch eine Glastür sahen sie, daß die gesamte Küchenbeleuchtung brannte; eigentlich war jedes Fenster hell erleuchtet. Bud Schwartz hörte sich selbst die Luft anhalten; er handelte gegen jeden Instinkt, gegen jede Grundregel seines Gewerbes. Brich nie mals in eine bewohnte Behausung ein – schon gar nicht in eine bewohnte Behausung, die außerdem noch durch einen viertausend Dollar teuren elektronischen Einbruchsalarm geschützt ist.
    Bud Schwartz wußte, daß die Fensterrahmen gesichert waren, daher kam ein Einschlagen der Fenster nicht in Frage. Er wußte, daß er die Schiebetür nicht aufbrechen konnte, weil er dann den Kontakt unterbrach und die Alarmanlage in Gang setzte. Das beste wäre immer noch, die Glastür in einer Weise aufzuschneiden, daß die Geräuschdetektoren nicht angesprochen würden; er konnte eines der streichholzschachtelgroßen Kästchen auf einem Deckenbalken in der Küche erkennen. Sein winziges blaues Auge blinzelte ihm hinterhältig zu.
    »Wie willst du vorgehen?« fragte Danny Pogue.
    Bud Schwartz holte den Glasschneider aus der Tasche und zeigte ihn seinem Parnter, der nicht die leiseste Idee hatte, was er vor sich sah. Bud Schwartz kniete sich hin. »Ich schneide ein Quadrat heraus«, sagte er, »groß genug, um hindurchzukriechen.«
    »Verrückt.« Danny Pogue war überzeugt, daß sie jeden Moment verhaftet würden.
    Bud Schwartz drückte mit seinem gesunden Arm die Klinge des Glasschneiders kraftvoll gegen die Scheibe. Die Tür bewegte sich auf ihren Rollen. »Verdammt«, stieß Bud Schwartz hervor. Kalte Luft drang aus dem Haus und rief auf seinen Armen eine Gänsehaut hervor.
    Danny Pogue sagte: »Sie war wohl nicht verriegelt.«
    Die Tür glitt auf. Keine Glocke oder Sirene erklang. Die einzigen Laute kamen von einem Fernseher, wahrscheinlich im oberen Stockwerk.
    Sie schlüpften ins Haus. Bud Schwartz’ Turnschuhe quietschten auf den Fliesen des Küchenbodens. Auf einem Bein hüpfend, folgte Danny Pogue seinem Partner durchs Wohnzimmer, das in einer grauenvollen Mischung aus Rot und Schwarz eingerichtet war. Die Sitzmöbel waren aus Leder, der Teppichboden ein tiefer, langfädiger Plüsch. An einer imitierten Klinkerwand über dem Kamin hing ein Gemälde, das überlebensgroß war. Sein Motiv war eine nackte Blondine mit einem Zahnpastalächeln und fußballgroßen Brüsten. Sie trug eine Mütze mit gelbem transparentem Schirm und hielt eine lange Stange mit Fähnchen in der Hand. Ein kleines Messingschild verkündete den Titel dieses Werks: »Mein neunzehntes Loch.«
    Es war unaussprechlich primitiv, sogar für diese beiden Männer, die einen Großteil ihres Erwachsenenlebens in verrufenen Bars und Gefängnissen verbracht hatten. Bud Schwartz betrachtete das Gemälde und sagte: »Ich

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