Grosser Auftritt fuer Sally
bloß?
»Die Werbung zahlt gut.« Der Fotograf gab nicht auf. »Wäre das nicht nett, so ein kleines Nebengeschäft?« Vertraulich beugte er sich zu Herrn Jensen vor. »Na, mal ehrlich, Sie hatten doch sicher eine Menge Kosten nach dem Umbau!«
»Wie kommen Sie denn darauf?« Endlich hatte Herr Jensen die Sprache wieder gefunden. Unverschämt, dieser Typ.
»Im Hamburger Abendblatt stand doch ein Artikel über Ihre Reitschule«, erklärte der Mann jetzt. »Uber diese Wiedereröffnung am 1. Mai.«
Herr Jensen seufzte. Die Erinnerung an den »Tag der offenen Tür« vor einer Woche rief bei ihm gemischte Gefühle wach. Einerseits war alles bestens gelaufen. Andererseits hatte es abends jede Menge Aufregung gegeben.
»Ist das das verrückte Fjordpferd?« Der Fotograf wies auf Kalle. »Das mitten ins Stadtteilfest gerannt ist? Und Popcorn gefressen hat?«
Kai Jensen nickte gequält und wischte die Schere an seiner Jeans ab. »So, Kalle, du bist erlöst.« Er zog den Anbindeknoten auf und übergab Jule den Strick. Dann wandte er sich wieder dem Location-scout zu. »Okay, meinetwegen können Sie hier alles für Ihre Kartei fotografieren«, sagte er. »Und aufschreiben. Aber machen Sie das mit den Mädchen. Ich bin als Fremdenführer nicht geeignet.« Etwas gekränkt sah der Location-scout Herrn Jensen nach. Mit der Schermaschine unterm Arm strebte dieser eilig seinem Büro zu. »Ist euer Stallbesitzer immer so kurz angebunden?«, wollte er von Conny wissen, die sich einen Besen geschnappt hatte und die Mähnenreste zusammenfegte.
»Nö, er ist ganz in Ordnung.« Das blonde Mädchen schob Kalles Haarspitzen mit der Stiefelspitze auf eine Schaufel und schielte dabei auf das Namensschild an der Fototasche. »Aber für ihn ist jeder Nichtreiter nur ein halber Mensch.« Cornelius H. hieß er also.
»Sollen wir gleich vorne anfangen?« Jule zeigte auf die ersten Boxen. »Also, das sind Ankum und Brinkum. Rasse: Friesen.«
Eilig drehte Ankum sich um, als sein Name fiel. Kai Jensen behauptete, Ankum sei der neugierigste Friese Deutschlands. Und der liebste. Als Ankum seinen großen, schwarzen Kopf mit der imposanten Mähne durch die Gitterstäbe steckte, wich der Fotograf einen Schritt zurück. »Beißt er?«, fragte er respektvoll.
»Nur Fotografen«, beruhigte Jule ihn grinsend. »Außerdem ist er als Reit- und Kutschpferd ausgebildet. Brinkum auch.«
Bissig. Auch vor Kutschen einsetzbar, notierte Cornelius H. und machte ein Foto von den Friesen.
»Kalle kennen Sie ja schon.« Die nächsten Boxen übernahm Conny. »Er und sein Bruder Ole sind Fjordpferde.« Fjordpferde, schönes, sehr ähnlich aussehendes Paar, kritzelte Cornelius auf seinen Block. Jule guckte ihm über die Schultern.
»Bei Kalle können Sie noch vermerken: Auch als Frosch einsetzbar. Sie haben ja vielleicht gesehen, wie der hüpfen kann.«
». . . und hier sehen Sie das schönste Pferd im Stall.« Conny bekam leuchtende Augen, als sie vor Rocky stand. »Schreiben Sie: bildschöner, schwarzer Traber, eleganter Kopf.. .«
»Hör auf, Conny Clasen!« Lachend fiel Jule ihr ins Wort. »Du und dein frecher Traber! Der ist doch viel zu dünn.
Das schönste Pferd steht hier.« Sie zeigte auf Sally, die braune Holsteiner Stute. »Sie springt astrein.« Liebevoll tätschelte Jule ihren Nasenrücken. »Eben wie alle Holsteiner, stimmt's, Mäuschen?«
»Mäuschen« gab einen unbestimmten Knurrlaut von sich und wandte sich wieder ihrem frischen Weizenstroh zu. Cornelius H. sah eine Spur irritiert aus. Wie konnte man ein so großes Pferd bloß Mäuschen nennen? »Elefänt-chen« wäre wohl eher angebracht.
Obwohl Jule und Conny beide darauf beharrten, dass ihr Schatz als schönstes Pferd im Stall in die Kartei kam, einigten sie sich schließlich darauf, dass bei Rocky »edler Kopf« stand und bei Sally »großes Springvermögen«. Wenig später füllte sich plötzlich die Stallgasse von allen Seiten. Die anderen Mädchen, die auf dem Hof der Reitschule mit Lederpflege beschäftigt waren, schoben sich so unauffällig wie möglich in die Nähe des Fotografen. Wie ein Lauffeuer hatte es sich herumgesprochen, dass vierbeinige Darsteller für Film und Fernsehen gesucht wurden. Da durfte man doch nicht fehlen -schließlich sollte das eigene Lieblingspferd bei der Beschreibung gut wegkommen. Natürlich erweckte kein Mädchen den Eindruck, neugierig zu sein. Das wäre total uncool gewesen.
Kompakt, wirkt wie Kaltblut. Ideal für mittelalterliche Filme, schrieb der
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