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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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niemand hatte gemerkt, dass Kalle verschwunden war. Außer Ole, der einige Male laut gewiehert hatte. Kalles Räuber wurde nicht einmal rot, als er sein Pferd von Jule übernahm.
    Es war erstaunlich, wie reibungslos der Kutschenüberfall klappte. Die gepflasterten Wege im Museumsdorf machten es den Kutschern leicht, die Friesen zu lenken. Schon um zehn Uhr war die Szene im Kasten.
    Jetzt fehlte nur noch der krönende Abschluss - der Sprung von Robin Hood. Gespannt warteten alle darauf, wie er die Sache meistern würde. Dreimal sprang der Räuber zur Probe über das Hindernis. Dreimal murmelte Herr Jensen: »Oha.« Und dreimal schüttelte Bär Feddersen heftig den Kopf.
    »Okay, Schluss«, sagte der Regisseur nach dem letzten Sprung entschieden und schlug wie zur Bekräftigung die Hände zusammen. Sein Blick ging zu Jule. Dann weiter zu Herrn Jensen, und als der wortlos nickte, wieder zu Jule.
    »Hör zu, Mädchen«, sagte Bär Feddersen fest. »Du bist meine letzte Rettung. Er schafft den Sprung nicht, das siehst du ja.« Der Regisseur sah Jule beschwörend an. »Traust du es dir zu? Wenn ich diesen Film heute nicht fertig kriege, komme ich bei Prospers in Teufels Küche.« Robin Hood war herangeritten und schwang sich aus Sallys Sattel. »Kann nicht Jule diesen letzten Sprung für mich übernehmen?«, schlug er selbst vor. »Wenn sie drei dicke Pullover unters Kostüm zieht, fällt das doch keinem auf.« Er raufte seine dunkelroten Locken und wirkte verlegen. »Wir haben ja fast dieselben Haare. Ich muss neidlos zugeben, dass Jule auf Sally besser aussieht als ich.«
    Jule sagte nichts. Sie war einfach sprachlos. Und das passierte weiß Gott nicht oft. Erst als Conny sie anstieß und flüsterte: »Hab ich es nicht vorausgesehen, Jule Ahrend?«, fand sie ihre Sprache wieder.
    »Das wäre der absolute Uberhammer«, stieß sie hervor. »Nur . . . meine Eltern ...«
    »Ach ja.« Bär Feddersen griff sich an die Stirn. »Die sind ja so streng, stimmt's? Und wenn ich sie anrufe? Und hierher hole?«
    Jule zuckte zweifelnd die Schultern. »Versuchen können Sie es.«
    Was keiner von den Stallleuten für möglich gehalten hatte, passierte doch - Bär Feddersen fuhr zu Jules Eltern und brachte sie kurzerhand mit ins Museumsdorf. In ihrer korrekten Kleidung wirkten sie wie im falschen Film - neben dem Regisseur mit Lederweste und Sonnenbrille und all den Räuberfetzen und Kettenhemden. Jule schnappte unangenehme Gesprächsfetzen auf, als Brigitte und Peter Ahrend näher kamen - »Schule«, »Zeugnisse« und »Versicherungsprobleme«.
    Jule beeilte sich hinter den Pferden zu verschwinden. Besser, Bär Feddersen führte das Überredungsgespräch allein. Die Unterhaltung zog sich zäh hin, aber schließlich hatte Bär das Ehepaar Ahrend fast mürbe geredet. Jule kam wieder hinter Sally hervor. Sie hatte richtig überlegt: Tatsächlich waren ihre Eltern stolz ihre Tochter so schick in Robin-Hood-Tracht zu sehen. Besonders Jules Vater. Bär Feddersen nutzte seine schwache Minute aus und bot Peter Ahrend eine Gage von zweihundert Mark für Jules Sprung an. »Das müsste Sie als Bankmann doch freuen«, umwarb ihn Herr Fedder-sen, »dass Ihre Tochter mit zwölf schon so gut reitet, dass sie dafür Geld bekommt.«
    Jules Vater fühlte sich wirklich geschmeichelt, dass seine Jule so hofiert wurde. »Donnerwetter, Julia«, hörte man ihn murmeln. »Das wäre ja ein Stundenlohn von...« Man konnte förmlich sehen, wie er im Geiste seinen Taschenrechner hervorholte. »Wenn ein Sprung drei Minuten dauert und ungefähr fünfmal wiederholt wird ...«
    Jule seufzte. Ihr Vater und seine Begabung für Zahlen! Das Einzige, was sie selbst in Mathe beherrschte, war die Möhrenformel - wie man beispielsweise neun Möhren gerecht an 17 Schulpferde verteilt (eine ganze Möhre für Sally, eine halbe für jedes andere Pferd).
    »Und was ist mit der Versicherung, Kind?«, gab ihre Mutter noch zu bedenken, aber in ihrer Stimme war nicht mehr viel Widerstand zu hören. »Stell dir vor, dir passiert etwas, Julia.«
    Schließlich arbeitete Aufnahmeleiter Wolfgang Kampmann einen Vertrag mit allen Bedingungen aus, die Jules Mutter forderte. Jule musste vor Zeugen (oberpeinlich!) versprechen, künftig mehr für die Schule zu tun.
    Endlich kam der große Augenblick.
    Jule umkreiste auf Sally ein paar Mal das Hindernis auf der Grasfläche. Eigentlich gar nicht so schwierig. Wenn ihr nur die Aufregung keinen Strich durch die Rechnung machte!
    »Szene 7, Klappe

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