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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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Erlenmoor ein. Daniel packte sein Fotoalbum aus dem Rucksack und zeigte Conny Bilder vom Falkenschutz am Neckar. Natürlich nur Bilder, die die Vogelschützer geschossen hatten, ohne die Falken zu stören. »Das sieht richtig aufregend aus«, sagte Conny über das Album gebeugt, »wie die Nester in die Klippen gebaut sind. So hoch! Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Eierräuber an diesen steilen Felsen hochkommen ...« »Normale Menschen nicht«, sagte Daniel. »Das sind Hobbykletterer. Für die ist es eine Mutprobe, diese gefährlichen Felsen zu besteigen. Das machen die für verbotene Tierhandelsringe, das hatte ich dir ja schon erzählt. Die geben den Jungs richtig Kohle für die Falkeneier.«
    Merkwürdige Mutproben, dachte Conny, aber es muss spannend sein, einen solchen Felsen zu beobachten.
    »Du kannst mich ja nächstes Jahr beim Falkenschutz besuchen«, schlug Daniel mit einem schnellen Seitenblick auf seinen Onkel vor. »In den Osterferien vielleicht?«
    Conny fühlte, wie ihr Kopf dröhnte. Ihr Herz klopfte plötzlich doppelt so schnell wie vorher. »Warum nicht«, piepste sie mit ungewohnt hoher Stimme, über die sie sich sofort ärgerte. Angestrengt starrte sie aus dem Fenster des Bauwagens. Wie viel kann ein Mensch eigentlich an einem Tag verkraften, fragte sie sich, bevor er tot umfällt? Zuerst der Schock mit Rocky, dann Daniels Einladung...
    Draußen senkte sich die Dämmerung über das Erlen-moor. Im Bauwagen brannte noch kein Licht. Conny war heilfroh. So sah niemand ihren roten Kopf. »Schade, dass unsere Kraniche nicht auch an Felsen brüten«, bedauerte sie, jetzt wieder in ihrer gewohnten Tonlage, »dann könnte man wenigstens das Nest sehen. Und die Diebe auch. Meint ihr übrigens, dass der Typ mit dem Golf noch mal wiederkommt?«
    Geschafft! Conny atmete auf. Wie geschickt von ihr das Thema so elegant wieder auf die Kraniche zu bringen. »Eier wird er nicht mehr lange finden«, meinte Jens Witt. »Im Kleinmoorstedter Bruch sind schon die ersten Jungen geschlüpft. Zwei Stück.« Er lachte. »Scheumanns im Doppelpack, würde Daniel sagen.«
    Als Conny gegen Mitternacht in ihren Schlafsack kroch, fühlte sie sich rundherum zufrieden. Es war gut, dass alle sie überredet hatten, heute zum Erlenmoor zu fahren. Trotz Rocky. Ihr kleiner Traber stand ja gut versorgt im Stall. Und sie kam bei den Kranichen auf andere Gedanken und grübelte nicht den ganzen Abend über Rockys Bein nach.
    Wie von einer Wespe gestochen fuhr Conny fast fünf Stunden später in ihrem Schlafsack hoch. Eine Trompetenfanfare riss sie aus dem Schlaf - der durchdringende Ruf des Kranichs.
    »Der offizielle Kranichweckdienst«, sagte Daniel grinsend und hielt ihr eine bauchige Tasse hin. Duftende Dampfkringel stiegen aus dem Kakaobecher hoch. »Toller Service.« Conny unterdrückte ein Gähnen. Sie fühlte sich steif und fror ein bisschen. Warmer Kakao war jetzt genau das Richtige. Schummriges Licht fiel durch das Fenster. Wurde es draußen etwa schon hell? »Hab ich die ganze Nacht verpasst?«, fragte sie entsetzt und pellte sich hastig aus dem Schlafsack.
    »Geschlafen hast du wie ein Murmeltier.« Ulli Clasen schmunzelte. »Aber verpasst hast du nichts. Noch nicht. Gleich wird wohl einer der Kraniche losfliegen. Zum Frühstücken.«
    Conny schüttelte sich ein paar Mal wie Rocky, wenn er nach dem Wälzen aufsprang, und streifte ein dickes Sweatshirt über. »Komm nach draußen«, sagte Daniel. »Da sehen wir sie bestimmt.«
    Vor dem Bauwagen empfing sie ein wunderbarer Duft von Frühling, Frische und Sonntag. Weißer Morgendunst hing über dem Teich. Die Erlen streckten ihre dunklen Zweige durch den Nebelschleier. Nichts rührte sich. Wäre nicht das Gezwitscher der Vögel gewesen -Conny hätte sich wie in einem Gemälde gefühlt.
    »Da drüben, sieh mal, da fliegt einer«, wisperte Daniel plötzlich und zeigte nach oben.
    »Mann, ist der groß«, staunte Conny. »Größer als ein Storch!« Fasziniert blickte sie dem Kranich nach, der mit ausgestrecktem Hals und gewaltigen, ruhigen Flügelschlägen über das Erlenmoor davonflog.
    »Stell dir vor«, flüsterte Daniel, »du siehst im Herbst den Zug der Kraniche am Himmel, wenn sie nach Spanien fliegen.« Sein Blick ruhte immer noch auf dem majestätischen Vogel. »Dann kannst du sagen - zwei davon habe ich gerettet.«
    »Wow«, sagte Conny beeindruckt.
    Jens Witt erschien auf den Stufen des Bauwagens und machte die beiden ungeduldig auf sich aufmerksam. Mit einer

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