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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Südfrankreich. Und dann Italien. Ich will in Pisa eins von diesen schiefen Fotos machen.“
    „Du bist also dabei?“
    „Vielleicht. Ja. Ich glaube. Okay.“
    Warum sollte ich hier rumhängen? Ich habe keinen Freund und bald auch keine Mitbewohnerin mehr, und ich stecke in einem Job ohne Perspektive fest.
    Iris bringt mich um.
    Als ich am nächsten Tag zur Arbeit komme, hängen überall um Helens Büro rote Luftballons und ein rotes Schriftband, auf dem „Herzlichen Glückwunsch“ steht.
    Was ist denn hier los? Ist ihre Dissertation für den Pulitzer Preis nominiert? Ich will ihr nicht zusätzlich schmeicheln, indem ich sie nach den Gründen frage.
    Ich hasse dieses Büro. Ich hasse diese grammatikversessene Welt. Jetzt sofort werde ich kündigen. Ich gehe zu Shaunas Schreibtisch. „Ich muss mit dir reden.“
    „Sicher“, sagt sie. „Was gibt’s?“
    „Ich …“ Der Refrain von „For She’s a Jolly Good Fellow“ unterbricht meine Ankündigung. Ich halte die Ungewissheit nicht mehr länger aus. „Was ist denn eigentlich los?“
    „Hast du’s nicht mitgekriegt?“ Offensichtlich nicht, sonst hätte ich ja nicht gefragt.
    „Wir veröffentlichen Helens Buch!“
    „Was für ein Buch?“
    „Helen hat einen Liebesroman für ‚Lust und Liebe‘ geschrieben, und wir veröffentlichen ihn.“
    Helen hat einen Roman geschrieben? „Wann hat Helen denn einen Roman geschrieben?“
    „Vor ein paar Monaten.“
    „Wie heißt er?“
    „‚Die Braut des Millionärs‘. Ich nehme an, es geht um einen Millionär, der sich verliebt.“
    Erstklassige Schlussfolgerung, Shauna.
    Halt mal. Ich habe „Die Braut des Millionärs“ bearbeitet. Da standen Sexszenen drin. Helen hat Sexszenen geschrieben? Helen hatte Sex?
    Ich stürme zu Helens Schreibtisch.
    „Du hast ‚Die Braut des Millionärs‘ geschrieben?“
    „Oh, Jackie, gut. Ich bin froh, dass du hier bist, weil …“
    „Warum hast du es mir nicht gesagt? Ich habe es für dich bearbeitet!“
    „Ich wollte nicht, dass du weißt, dass es von mir ist. Ich wollte, dass du objektiv bleibst.“
    „Aber warum hast du bei einer so persönlichen Sache gerade
mich
um Hilfe gebeten? Julie hat viel mehr Erfahrung.“ Und du weißt, dass ich dich nicht ertrage, du kommawütende Lektorin.
    Helen überlegte einen Moment. „Ich wollte, dass es geglättet wird, aber auch nicht zu sehr.“
    „Toll, danke.“ Hexe.
    „Deine grundsätzlichen Bemerkungen waren ungleich wertvoller als deine Bearbeitung.“
    Das beschwichtigt mich ein bisschen. „Wirklich?“
    „Ja, ernsthaft. Ich hätte dieses Buch ohne deine Hilfe nie veröffentlichen können. Danke!“
    Wie kam ich dazu, Helen unfreiwillig bei der Erfüllung ihrer Träume zu helfen? „Gerne. Und Glückwunsch.“
    „Da ist aber noch etwas. Ich habe beschlossen zu kündigen und mich ganz dem Schreiben zu widmen.“
    Bitte? Keine Helen mehr? Wäre ich nicht schon auf halbem Weg nach Europa, würde ich jetzt ein Freudentänzchen vollführen.
    „Und ich werde dich als meine Nachfolgerin vorschlagen. Ich weiß, wie sehr du Punkte und Kommas liebst, aber du hast ein exzellentes Auge für Textaufbau und -struktur.“
    Mit offenem Mund starre ich sie an. Sind jetzt alle verrückt geworden? Helen wird Autorin von Liebesromanen? Helen will mich für ihren Job empfehlen? Was soll ich machen? Was wird aus Europa? Wenn ich das Angebot annehme, werde ich nie wieder die Chance haben, mich selbst zu finden. Ich könnte auf ewig verloren bleiben. Die Leute werden mich auf der Straße ansprechen und fragen „Wie geht’s dir?“, und ich müsste antworten „Wie soll ich wissen, wie es mir geht, wenn ich noch nicht einmal weiß, wer ich bin. Siehst du nicht, dass ich verloren bin?“
    Ich bedanke mich bei ihr und verschanze mich in meinem Büro. Ich muss dringend mit jemandem reden, und normalerweise ist Wendy die Empfängerin meiner Notrufe, in diesem Fall aber habe ich Zweifel an ihrer Objektivität.
    Ich rufe Janie an. Gott sei dank ist sie zu Hause.
    „Was soll ich tun?“ frage ich sie.
    „Als ich im Examen stand, hat mich mein Philosophieprofessor gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Ich sagte ihm, ich wolle heiraten. Daraufhin meinte er, dass ich dafür noch zu jung sei, ich sollte besser nach Europa reisen und mir dort einen Lover suchen.“
    „Du meinst also, ich soll fahren?“
    „Ich sage, du bist nur einmal jung. Wie oft kannst du die Möglichkeit beim Schopf fassen und einfach losfahren?“
    Hm. Wenn ich mir

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