Bowlen. Und nie ins Museum.
Nach dem Bowlen hat Tim mich in eine kleine Bar geführt, von der ich noch nie gehört hatte. Nicht dass ich Expertin in Sachen Bars in Boston wäre. Er fasste mich bei der Hand und bugsierte mich in eine Nische in der Nähe des hinteren Fensters.
Und dann …
… hat er mir gesagt, dass ich aussehe wie Sarah Jessica Parker.
Viel besser als Chelsea Clinton.
Später, als wir in seinem Grandpop-Gefährt vor meinem Haus standen, hat er mich für das nächste Wochenende um ein Treffen gebeten.
Eine ganze Woche im voraus!
Nicht sechs Tage, nein, ich wiederhole, eine ganze Woche. Selbstverständlich habe ich zugesagt, wenngleich man von Angesicht zu Angesicht auch kaum Nein sagen könnte. Dann müsste man nach Hause gehen, einen Tag warten und auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht mit der Entschuldigung hinterlassen, dich habe der Ebola-Virus erwischt oder du müsstest deine Grandma vom Flughafen abholen – nein, zweite Ausrede streichen. Glücklicherweise möchte ich ihn ja wieder sehen und habe das Problem nicht.
Ich saß also da im Auto und wartete. Nach zwei Dates, rechnete ich aus, könnte ein Kuss definitiv drin sein. Ich wusste allerdings nicht recht, wie er vonstatten gehen sollte. Ein normaler Mann hätte sich schon längst auf mich gestürzt, sofern die n.T.-Bekanntschaften als normal betrachtet werden konnten. Da verharrte ich also und fragte mich, ob ich mich zu ihm rüberbeugen und ihm einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange geben sollte. Und wenn er das vorschnell fand? Oder wenn ich mich zu ihm rüberbeugte und seine Wange verfehlte und seine Stirn erwischte oder sein Kinn oder, Gott bewahre, seine Nase? Wie peinlich wäre das denn geworden? Ich legte meine Hand auf seinen Arm. „Gute Nacht“, sagte ich so zurückhaltend wie möglich. „Es war ein wunderbarer Abend.“
„Gute Nacht“, antwortete er.
Ich hielt den Atem an. Was geschah jetzt? Würde er es sein, der sich nun rüberbeugte?
„Ich ruf dich diese Woche an“, sagte er.
Komisch. Was denkst du?
11:30 Uhr
Von: Wendy Berger
<
[email protected] >
An:
[email protected] Betreff: Ich bin hier
Tut mir Leid, dass ich mich dieses Wochenende nicht gemeldet habe. Mein Arbeitspensum gerät völlig außer Kontrolle. Ich habe kein Zeit zu essen, geschweige denn zu telefonieren. Deinem Brief nach zu urteilen bist du nicht ganz so beschäftigt wie ich.
Ich hasse mein Leben.
Was sage ich? Ich habe ja kein Leben.
Er hört sich nach Schatz an. Versau es nicht.
Mittwoch
10:30 Uhr
Von: Jacquelyn Norris <
[email protected] >
An:
[email protected] Betreff: Liste
A. Tims Vorteile
1. Er ist süß
2. Er ist schlau
3. Er kümmert sich um seine Großmutter
4. Er hat lustige Ideen. (Vielleicht lädt er mich demnächst zum Skifahren ein oder sogar zum Apfelpflücken oder zum Apfelklauen. Oder Karaoke. Ich wollte schon immer mal Karaoke singen, aber du hast dich jedes Mal geweigert, mit mir hinzugehen.)
5. Er ist süß
6. Er ist schlau
7. Er mag Kinder (kein unmittelbarer Vorteil, aber auf lange Sicht gut)
8. Er ist süß
9. Er findet mich süß
B. Tims Nachteile
1. Er wohnt noch zu Hause. (Darf er woanders übernachten?)
2. Er geht wirklich früh ins Bett. (Was hat man von einem Freund, wenn Sam die letzte Person ist, mit der man vor dem Schlafengehen spricht?
Schlussfolgerung:
Die Vorteile überwiegen derzeit die Nachteile. Yeah!
Woche drei, Montag
9:30 Uhr
Von: Jacquelyn Norris
<
[email protected] >
An:
[email protected] Betreff: Drittes Treffen
Er hat Schokolade mitgebracht. Ist das nicht süß? Und dann auch noch die mit der Cremefüllung. Nur dass er gesagt hat: „Ich hoffe, die magst du, Baby.“ Jetzt muss ich also die Nachteile-Seite ergänzen. Neuer Eintrag (B3): Er hat mich „Baby“ genannt.
Wir sind zu einem Italiener ins Nordend gegangen. Zwar mussten wir erst eine halbe Stunde draußen in der Kälte auf einen Tisch warten, aber Tim meinte, sie hätten den besten Caesar-Salat in der ganzen Stadt. Er bestand darauf, die Rechnung zu übernehmen, obwohl ich wieder den Taschentrick vorspielte. Der Caesar-Salat war wirklich erstaunlich, aber ich wartete so sehnsüchtig auf meinen Nachtisch (wenn du die Wendung verstehst), dass ich kaum etwas davon anrührte.
Als wir nach einer halbstündigen Fahrt durch die Nacht vor meiner Haustür standen, sagte ich, dass es ein sehr schöner Abend war. „Fand ich auch“, hat er