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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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bei Begegnungen mit Coyoten, Pumas und dem, was sonst noch dort unterwegs ist: Mountainbiker, Brandstifter, Jäger. Oder um sofort zurückzukehren und abermals seinen Rasen umzugraben.
    Es ist wie eine Rätselaufgabe. Er hat das Gefühl, als würde er noch schlafen, noch träumen – die Tiere schlüpfen nach Belieben aus dem Käfig heraus und wieder hinein, an ihren Schnauzen schimmert das Sardinenöl, der Rasen ist wiederhergestellt, und die Würmer sind tief im Boden verborgen. Wie lange er dort steht, kann er nicht sagen, aber das Handy in seiner Tasche vibriert schon seit einiger Zeit immer wieder, und er muss sich in Bewegung setzen, wenn er noch nach Ventura fahren und den anderen helfen will, immerhin hat er sie ja gestern schon im Stich gelassen. Weinprobe – wie frivol ihm das jetzt erscheint. Wie idiotisch. Unverantwortlich. Und dann spürt er, dass die Sonne durchbricht und den Nebel auflöst, er spürt ihre Wärme auf Schultern und Nacken, und irgend etwas bringt ihn dazu, den Blick von dem Käfig zu heben und über die Mauer, das Tor und das rotgedeckte Dach des Nachbarhauses zum Meer zu sehen, wo die langgestreckte, zerklüftete Insel Santa Cruz plötzlich den Horizont ausfüllt und ihre Klippen im satten Schein der frühen Morgensonne aufleuchten.
    Und da weiß er, dass er spät, sehr spät, zu den anderen stoßen wird und dass er Anise und Wilson anrufen muss, um es ihnen zu sagen. Ein Dutzend Dinge schießen ihm durch den Kopf. Er sieht sich eine Decke oder vielleicht eine Malerplane über den Käfig breiten, damit die Tiere sich nicht noch mehr ängstigen, sieht sich anhalten und einen Bagel und einen Becher Kaffee kaufen, um etwas im Magen zu haben. Aber nein, dafür ist keine Zeit, für nichts ist Zeit. Wenn er überhaupt anruft – und das muss er, er nimmt es sich vor –, dann von Bord des Boots aus.

DIE BLACK GOLD

    An diesem Abend macht sie Überstunden und sitzt noch an ihrem Schreibtisch, als die anderen schon längst gegangen sind. Nicht dass irgend jemand sie je nach ihrer Stundenzahl fragen oder sie selbst zwanghaft auf die Zeit achten würde wie ein Fabrikarbeiter, denn schließlich ist sie ihr eigener Boss, und ihr Zeitplan ist flexibel –, aber sie ist eben gewissenhaft, und wenn es halb fünf ist, sieht sie nicht mal auf. Das Frühstücksmeeting war Arbeit, keine Frage, aber es hat einen Teil ihres Arbeitstages in Anspruch genommen, und es gibt Dinge, die sie erledigen muss. Wichtige Dinge. Bestellungen. E-Mails. Die neuesten Zahlungen an Island Healers, die ihr Geld monatlich bekommen. Und nicht zuletzt muss sie sich Alicias Computer ansehen.
    Sie hat nichts gesagt, als Alicia schließlich kam, fünfzehn Minuten nach ihr, die schüchterne, errötende Alicia, deren Blick dem ihren auswich – ein klares Schuldbekenntnis –, und nur murmelte, es tue ihr leid, dass sie so früh eine Kaffeepause gemacht habe, aber sie habe verschlafen und sei ohne Frühstück aus dem Haus gestürzt, und da im Büro ohnehin nichts los gewesen sei, habe sie gedacht, das sei nicht so schlimm. Alma, noch immer erschüttert, starrte sie nur so kalt wie möglich an. Dann kam die Mittagszeit, und Alicia blieb an ihrem Platz. Direkt auffällig. Stand nur auf, um sich am Automaten eine Diät-Pepsi zu holen, und noch einmal, eine halbe Stunde später, um zur Toilette zu gehen, nahm mit ihrer rauchigen, nuancierten Stimme Anrufe entgegen, gab mit rasch über die leise klickende Tastatur tanzenden Fingern Daten ein, während Menschen kamen und gingen, Telefone läuteten und Neonröhren summten.
    Die Schatten wurden länger, der Nachmittag schritt voran und versank schließlich im Meer. Um halb sechs war Feierabend. Alicia stand auf, kramte kurz in Portemonnaie und Rucksack, murmelte: »Bis morgen dann« und schloss im Hinausgehen die Tür. Alma war ganz versunken in ihre Arbeit. Eine volle Stunde ging dahin, bis sie sich an Alicias Computer setzte, und eine weitere halbe Stunde, bis sie ihn wieder ausschaltete. Sie suchte nach Unregelmäßigkeiten, Kontakten, E-Mails, die ihren Verdacht bestätigen würden, fand aber nur die übliche Geschäftskorrespondenz. Und doch war Alicia mit Wilson Gutierrez zusammen – es sah ziemlich intim aus, wie er den Arm um sie legte und das Tablett mit Kaffee und Kuchen vor sie hinstellte, als wäre er es gewohnt, sie zu umwerben, zu bedienen –, und das war auf allen Ebenen, die ihr einfielen, eine Grenzüberschreitung. Aber konnte sie ihr deswegen kündigen? Stand in dem

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