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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Arbeitsvertrag zwischen dem Park Service und seinen Angestellten irgendeine Klausel, die eine Kollaboration mit dem Feind verbot? Während der Arbeitszeit! Oder fiel das unter Meinungsfreiheit?
    Als sie das Büro schließlich verlässt, ist es jedenfalls nach sechs, und aus dem Himmel ist alles Licht gewichen. Die Yachten warten geduldig an ihren Liegeplätzen, aus der einen oder anderen Kajüte fällt gedämpftes bernsteinfarbenes Licht, das Wasser ist so unbewegt wie die Promenade, die daran entlangführt. Ein kurz widerhallendes dumpfes Pochen, so leise, dass es verschlossen und zweimal zusammengefaltet ist, bis es an ihr Ohr dringt, und sie blickt auf und sieht ein Arbeitsboot – Seeigelfischer – mit langsam pulsierenden Lichtern auf dem Weg zu seinem Liegeplatz an den Reihen gespenstisch aufragender Masten vorübergleiten. Es ist ein dem Tag gestohlener Augenblick, ein Augenblick der Ruhe und des Innehaltens, doch sie hält nicht inne. Sie geht immer zügig, sie ist immer in Eile, und auch jetzt bewegt sie sich schnell und weicht Kindern, exilierten Rauchern und schlendernden Paaren aus. Als sie am Docksider vorbeikommt, hört sie von oben Musik, eine Coverband, die lieblos einen Song aus den Zeiten ihrer Mutter herunterschrammelt – und in diesem Augenblick bleibt sie so abrupt stehen, dass der Jogger hinter ihr ausweichen muss und dabei um ein Haar mit zwei Frauen zusammenstößt, die ihm entgegenkommen. Sie sieht das Erschrecken und die Verärgerung in den Gesichtern der Frauen unter den schlaffen Krempen ihrer Whalewatcherhüte, der Mann murmelt eine Entschuldigung, umtänzelt die beiden – seine Beine leuchten wie Neonröhren –, und dann läuft er weiter. Eine der Frauen ruft etwas, doch sie hört nicht hin. Sie steht wie angenagelt da.
    Ihre Mutter . In dem Durcheinander dieses Tages hat sie ihre Mutter ganz vergessen. Ihre Mutter backt ihr einen Geburtstagskuchen. Sie erwartet, wie versprochen zum Essen ausgeführt zu werden. In diesem Augenblick sitzt sie zweifellos im Schaukelstuhl im Wohnzimmer, zusammen mit Ed, und trinkt Wodka, während die Bilder von Chaos und Zerstörung auf CNN vorbeiziehen wie Wolken an einem zweidimensionalen Himmel. Schuldbewusst holt Alma ihr Handy hervor und wählt ihre eigene Festnetznummer.
    Ihre Mutter nimmt nach dem ersten Läuten ab.
    »Ich bin’s, Mom. Ich wollte nur sagen, ich musste ein paar Überstunden machen und –«
    »An deinem Geburtstag ?«
    »Na ja, es hat ein paar neue Entwicklungen gegeben.« Sie hört die Unaufrichtigkeit in ihrer Stimme, die amateurhafte Theatralik. Warum kommt es ihr immer so vor, als würde sie etwas verbergen, wenn sie mit ihrer Mutter spricht? Wo sie doch in Wirklichkeit gar nichts verbirgt? Denn es hat ja tatsächlich neue Entwicklungen gegeben, und eine davon – Alicias Verrat – ist das Verwirrendste und Verstörendste, was sie seit langem erlebt hat. Abgesehen von den Demonstranten natürlich. Doch die geben normalerweise Ruhe, wenn die Sonne untergegangen ist. »Aber ich komme jetzt – in spätestens einer halben Stunde bin ich da.«
    »Ich koche.«
    »Aber ich wollte euch doch einladen –«
    »Ich hab zu Ed gesagt: ›Sie ist überarbeitet, Ed, und ich möchte es ihr schön machen, vor allem heute, also keinen Stress, du weißt schon, was ich meine‹ – genau wie damals, als du noch ein kleines Mädchen warst, und Ed hat mir recht gegeben.« Eine Pause. »Wenn du unbedingt willst, können wir ja morgen in ein Restaurant gehen, aber dann laden wir dich ein.« Sie legt die Hand auf die Sprechmuschel und lässt sich das von Ed bestätigen. »Stimmt’s, Ed?«
    »Aber morgen ist doch das Konzert. Weißt du nicht mehr? Tim hat mir die Tickets geschenkt.«
    Keine Antwort.
    »Du hast gesagt, du würdest mit mir hingehen, weil Tim auf der Insel bleiben muss.«
    »Wer war das noch mal?«
    »Micah Stroud. Ich hab dir von ihm erzählt, er wird dir gefallen. Er ist« – sie will sagen: Er ist genau das, was du dir heute morgen angehört hast, nur nicht so weichgespült und poppig, denn er singt mit Feuer, mit echtem Feuer und Überzeugung , doch sie beherrscht sich – »ich weiß nicht. Aber glaub mir, er wird dir gefallen.«
    »Na gut. Aber vergiss das mit dem Restaurant. Die Lasagne sind schon im Ofen – ohne Fleisch. Selbstgemacht. Und Ed und mir ist ein ruhiger Abend zu Hause ganz recht. Okay?«
    Sie will gerade »Okay« seufzen, denn es war ein langer Tag, und die Vorstellung, sich etwas verwöhnen zu lassen, gewinnt

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