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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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ließ die verkohlten Überreste in die Tiefe flattern. Sie trieben weit über die Straße, schwarze Schmetterlinge, deren Taumelflug vielleicht im Fluß endete oder sogar am anderen Ufer.
    »Das wäre erledigt«, sagte Gregor und wischte sich die angerußten Fingerspitzen an der Hose ab. »Und jetzt könnte ich noch ein Stück Apfelkuchen vertragen.«
    »Drei Tage war der Vogel krank«, zitierte Manuela, »jetzt frißt er wieder, Gott sei Dank!«
    »Ich überlege mir nur eins«, sagte Gregor, während er einen Berg Schlagsahne auf den Apfelkuchen häufte; er schielte dabei zu Guntram hinüber, dem Viktoria die zweite Tasse einschenkte. »Daß du Mutti heiratest, finde ich, wie schon öfters bemerkt, bon fortioneuse of the gorgel...«
    »Aber was macht dir Kopfschmerzen?« fragte Guntram.
    »Wie ich dich anreden soll. Herbert wäre ein bißchen zu intim, nicht wahr? Das will ich Mutti überlassen. Aber etwa >Vater< zu dir zu sagen, das will mir gar nicht von der Zunge.«
    »Wenn es dir recht ist, dann bleibe ich bei Bert«, sagte Manuela munter. »Und wenn ich Bertie sage, dann habe ich einen Anschlag auf dich vor, von wegen >Ungarischer Rhapsodie< und so... Das war eine wuchtige Platte!«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Bert paßt mir überhaupt nicht«, knurrte Gregor, »aber wenn du es dir von Manuela gefallen lassen willst, dann wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben. Ist es dir so recht?«
    »Ich finde auch keine bessere Lösung«, sagte Guntram achselzuckend, »und mit der Zeit werde ich mich schon daran gewöhnen.«
    Er spürte den zärtlichen Druck von Viktorias Knie. Sie vermieden es peinlich, vor den Kindern Zärtlichkeiten auszutauschen, aber Manuela und Gregor waren taktvoll genug, sie stundenlang allein zu lassen und erst zu erscheinen, wenn sie eine Menge unnötigen Lärm vollführt hatten.
    »Ich habe übrigens gestern mit Herrn Balzer gesprochen«, sagte Gregor, nachdem er seinen Kuchen verzehrt hatte und mit dem vierten Stück liebäugelte, »in Köln gibt es eine Fotoschule. Sie soll erstklassig sein. Ich könnte dort in zwei Jahren meine Meisterprüfung machen und nebenbei einen kaufmännischen Lehrgang absolvieren. Was meint ihr dazu?«
    »Mir würde der allerletzte Stein vom Herzen fallen, Gregi«, sagte Viktoria und legte ihm das letzte Kuchenstück auf den Dessertteller. »Ich würde Herrn Balzer die Geschäftsführung und Herrn Wohlers die Verkaufsleitung übergeben.«
    »Beide sind tüchtige Leute, denen du unbedingt vertrauen kannst«, sagte Guntram. »Das Geschäft wird ohne Schwierigkeiten weiterlaufen, bis Gregor es einmal übernehmen kann.«
    »Amen«, sagte Manuela und erhob sich. Sie ließ ihre hochhackigen Schuhe unter dem Stuhl zurück und ging unbestrumpft zum Telefon. Gregor warf ihren hellrot lackierten Zehennägeln einen mißbilligenden Blick nach. Auch Viktoria stand auf, um das Sahnekännchen in der Küche neu zu füllen.
    Sie trug weiße Sandaletten, die nur den Spann des Fußes bedeckten. Solange er zurückdenken konnte, hatte Gregor noch nie bemerkt, daß seine Mutter sich die Fußnägel lackierte. Plötzlich leuchteten sie ihm karminrot in die Augen. Man machte eine bestürzende Entdeckung nach der anderen...
    Im Korridor drehte Manuela die Nummernscheibe. Das Geräusch des Wählens war ebenso deutlich im Zimmer zu hören wie jedes Wort, das sie sprach. Guntram hatte nicht die Absicht, zu lauschen, aber das Wort Bayreuth ließ ihn aufhorchen.
    »Oh, gnädige Frau«, flötete Manuela zuckersüß in den Apparat, »sind Sie aus Bayreuth zurückgekommen? Es muß wundervoll gewesen sein. Ja, der >Tannhäuser<... Das geht mir jedesmal wie ein Stich durchs Herz, wenn ich den Pilgerchor und das Lied an den Abendstern höre. Ein Jammer, daß Jürgen so gar kein Organ für weihevolle Stimmungen hat. Ist er übrigens in der Fabrik, oder könnten Sie ihn mir, bitte, an den Apparat rufen? Er steht hinter Ihnen? Oh, vielen Dank.«
    Drüben meldete sich Jürgen Barwasser.
    »Ich habe jedes Wort verstanden. Hör mal, du kannst meiner arglosen Mutter doch nicht solchen Kunsthonig um den Damenbart schmieren.«
    »Hallo, Barwasser junior, was ist eigentlich mit dir los? Ich habe dich in den letzten Tagen dreimal angerufen...«
    »Ich weiß«, knurrte der junge Mann, »Klaus hat mir die Geschichte mit Freytag gestern abend brühwarm erzählt. Auch die andere Geschichte.«
    »Was für eine andere Geschichte?«
    »Stell dich bloß nicht so an«, sagte er böse, »ein zweitesmal falle ich dir

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