Grün wie ein Augustapfel
auf deine Unschuldsaugen nicht herein!«
»Ich verstehe kein Wort...«
»Einen schönen Gruß an Onkel Herbert«, zischte er in den Apparat. »Bestell ihm, daß ich ihm die Fresse polieren würde, wenn ich nicht auf meine alte Dame Rücksicht nehmen müßte!«
»Das kannst du ihm selber sagen. Er sitzt nebenan im Zimmer und trinkt mit uns Kaffee. Ich nehme an, daß er das in Zukunft häufig oder sogar immer tun wird.«
»Dann darf man wohl schon zur Verlobung gratulieren, wie?« brüllte er, daß es bis ins Zimmer zu hören war.
»Ach, ich glaube, sie machen es ohne Verlobung«, sagte Manuela heiter, »so knusprig sind sie schließlich beide nicht mehr. Ich fände es jedenfalls ziemlich albern, wenn sie sich noch lange mit der Vorrede aufhalten würden.«
»Von wem redest du eigentlich?« fragte er verblüfft.
»Von Vicky und Bert, du Trottel.«
»Wer, zum Teufel, ist Bert?«
»Mein Gott, stellst du dich aber blöd an! Dein Onkel Herbert natürlich.«
Im Gespräch trat eine längere Pause ein.
»Hallo, Jürgen, bist du noch am Apparat?«
»Nun sag mir um Himmels willen«, schrie der junge Mann am anderen Ende der Leitung, »wer verlobt sich eigentlich bei euch?«
»Ich habe dir doch gesagt, daß sie sich nicht verloben. Sie wollen gleich heiraten.«
»Wer???!!!« schrie er.
»Meine Mutter und dein Onkel, wer sonst?«
»Manuela«, kam es flehend von drüben, »entschuldige, aber was Klaus Adami und Gerd Schickedanz mir gestern erzählten... Also kurz und gut, ich war der festen Meinung, du selber wolltest dir Onkel Herbert um den Hals hängen.«
»Deine Phantasie muß bald einmal in die chemische Reinigung«, sagte sie kühl, »oder laß dich mal vom Onkel Doktor auf einen Dachschaden untersuchen.«
»Ach, Manuela«, seufzte er, »Goldstück! Süße Manuela! Ich möchte dich küssen! Ich bin wirklich der größte Trottel, der frei herumläuft. Jetzt verstehe ich erst! Du hast Onkel Herbert sozusagen mit der Nase auf die Spur von deiner Mama gesetzt.«
»Du bist der richtige Hellseher! Nein, was bist du für ein kluges Kind!«
»Bitte, Manuela, bestell Onkel Herbert einen schönen Gruß von mir. Und deiner Mutter natürlich auch. Lieber Gott, was wird meine alte Dame Augen machen, wenn ich ihr das erzähle.«
»Also, Barwasser junior, laß deine Hupe gelegentlich vor meiner Kemenate ertönen!«
»Ich bin in einer halben Stunde da.«
»Brich dir nur nichts ab.«
Sie hängte ein und ging in ihr Zimmer. Plötzlich liefen ihr zwei kleine Tränen über die Wangen.
Man müßte mir einen glühenden Nagel durch die Zunge treiben, dachte sie und wischte sich die feuchten Wimpern mit dem Finger ab. Nein, ich bin auf Vicky nicht eifersüchtig! Er ist wirklich der netteste Mann, den wir kriegen konnten! Und ich gönne ihn Vicky. Ich gönne ihn ihr von ganzem Herzen.
Im Zimmer erhob sich Gregor von seinem Platz und murmelte, daß er noch etwas zu tun habe.
»Werner Cornelius ist mit seinem Vater auf Urlaub gefahren. In die Dolomiten. Ich will jetzt Walter Scholz besuchen. Nimmt man da eigentlich was mit?«
Viktoria ging zu ihrer Handtasche: »Kauf ihm eine Schachtel Pralinen, das wird ihm lieber sein, als wenn du ihm ein paar Blumen mitbringst.« Sie steckte ihm einen Zehnmarkschein zu.
»Also, Servus, ihr beiden.« Er winkte Viktoria und Guntram einen Gruß zu, bekam einen roten Kopf und verschwand.
Manuela steckte ihren Kopf ins Zimmer.
»Ich gehe auch«, verkündete sie, »für eine halbe Stunde. Macht mir inzwischen keine Dummheiten.«
Sie ließ die Wohnungstür hinter sich geräuschvoll ins Schloß fallen.
»Ein bezauberndes Geschöpf«, sagte Viktoria und streichelte tröstend Guntrams Hand, »genau die Tochter, die du dir immer gewünscht hast, nicht wahr?«
Er zog Viktoria in seine Arme und küßte sie zärtlich: »Ich habe mir dich gewünscht, Viktoria, von der ersten Begegnung an. Und bessere Zugaben als Manuela und Gregor kann ich mir nicht vor stellen.«
ENDE
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