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Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Titel: Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Hesse
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gestern wieder ein. Entsetzt schlage ich die Augen auf. Der Blick auf die Handyuhr bestätigt das Grauen. Scheiße, den früheren Bus kann ich vergessen. Mit einem Sprung bin ich aus dem Bett. Warum muss das ausgerechnet heute passieren? Der Spiegel stoppt meinen hoffnungslosen Versuch in weniger als elf Minuten das Haus zu verlassen. Meine Augen sind gnadenlos verquollen. So kann ich nicht unter die Leute gehen.
     
    „Mama, kannst du mich heute zur Schule fahren? Ich bin spät dran“, frage ich flehend, während ich die Küchenschränke fieberhaft nach schwarzem Tee absuche. Laut meinem „Pretty natural with nature“ Ratgeber sollen die Teebeutel, abgebrüht und abgekühlt auf die Augenlider gelegt, abschwellend wirken.
„Du weißt, dass das nicht geht. Ich muss jetzt zur Arbeit. Der Umweg zur Schule kostet mich mindestens 20 Minuten. Warum bist du spät dran? Dein Bus kommt doch erst in dreißig Minuten“, verwundert schaut sie mich an, „und was suchst du da überhaupt?“
    „Ach nichts“, versuche ich möglichst lässig zu erwidern. „Ich hatte nur Durst auf Tee.“ Warum gibt es in diesem Haushalt nie das, was man sucht? „Tschüss, dann.“
Schnell drücke ich meiner Mutter einen Kuss auf die Wange, die „seid wann trinkst du Tee?“ murmelnd die Küche verlässt.
     
    Im Kühlschrank steht noch ein Vanillejoghurt. Mit Quark werden Masken angerührt und Sonnenbrand gelindert und Joghurt ist doch sowas wie Quark. Der muss es also tun. Ich tunke meinen Zeigefinger in den Becher und schmiere etwas von der klebrigen Masse auf die Lider, den Rest verspeise ich als schnelles Frühstück. Natürlich ist das Zeug viel zu flüssig und läuft mir sofort das Gesicht herunter, aber besser als nichts. Die restlichen Spuren meiner Niederlage werde ich mit viel kaltem Wasser und Mamas Make up kaschieren.
     
    Mir ist ganz schlecht, als der Bus an seiner Haltestelle stoppt. Eine Mischung aus Beklemmung und der gewohnten freudigen Erwartung macht sich breit. Bin ich ehrlich zu mir selbst? Hat mich mein Unterbewusstsein ausgetrickst? Hat es mich absichtlich verschlafen lassen? Kann ich es ertragen, ihn nicht zu sehen? Zumal wir in drei Tagen Osterferien haben, die Durststrecke wird lang genug. Ist das nicht noch viel schlimmer, als die Tatsache mein Gesicht verloren zu haben? „Es tut mir so leid Paula. Ich wusste ja nicht, dass du genauso für mich empfindest wie ich für dich. Ich dachte, ich interessiere dich nicht und war zu schüchtern dich anzusprechen. Lass uns aussteigen, über alles reden und uns kennenlernen. Nur du und ich und dann erklär ich dir alles. Ich mag dich, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.“ Genau das würde er in meinen Träumen sagen.
     
    In der Realität steigt er wie immer hinten ein. Heute traue ich mich nicht ihn straight anzuschauen. Verlegen blicke ich zu Boden, während er an mir vorbei in die letzte Sitzreihe geht.
     
    Als er aussteigt, linse ich dann doch aus dem Fenster. Sie und Arschlochfreund sind heute nicht da. Tim blickt zum Bus hinauf und schaut mich mit einem mal an. Ja, er schaut mich tatsächlich an. Mir wird ganz warm. Verkrampft versuche ich ein Lächeln zustande zu bekommen und realisiere, dass er mich tatsächlich anstarrt . Ich check das nicht, was hat das zu bedeuten?
     
    Grübelnd erreiche ich den Schulhof. Ida und Nina warten an unserem Lieblingsplatz unter der alten dicken Eiche. Ida winkt schon vom weitem. Mit jedem Schritt, den ich mich ihr nähere, weitet sich ihr Mund. „Was hast du denn gemacht?“, fragt sie, als ich endlich vor ihr stehe. „So kenn ich dich ja gar nicht. Sonst machst du immer einen auf natürlichen Look und jetzt bist du total zugekleistert. Mensch Paula, da hast du aber zu dick aufgetragen.“ Grinsend inspiziert sie mein Gesicht. Shit, daran hatte ich nicht mehr gedacht. Ich hab doch nur meine getönte Creme gegen Mamas Make up ausgetauscht, um die Augenringe zu kaschieren.
     
    Es klingelt zur ersten Stunde, wir machen uns schnell auf den Weg zum Unterricht. Ich merke deutlich, es ist etwas nicht in Ordnung. Carla kichert albern, als sie mich sieht und Moritz platzt laut los „Wie sieht die denn aus.“ Ehe ich noch schnell der Mädchentoilette einen Besuch abstatten kann, betritt unsere Englischlehrerin den Raum. „Good morning boys and girls. Let´s start immediately our lesson after checking the attendance list.“ Frau Keller geht die Anwesenheitsliste zügig durch. Ich mag sie, sie ist jung und der Unterricht bei

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