Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
Autorenalltag miterlebt hätte. Wie hat die Figur den Zwischenfall im Bus erlebt? Wie kommentiert sie das politische Tagesgeschehen? Was hält sie von so einem wie meinem Freund? Wie drückt sie sich aus und was nimmt sie wahr?
Plotentwicklung
Ein anderes großes Problem ist die Plotentwicklung. Wie soll es bloß weitergehen? Um sich auf diesem Gebiet lockerzumachen, nimmt man einen Text, egal ob fertig oder nicht, und hält nach den erzählerischen Weggabelungen Ausschau. An jeder Stelle, an der sich die Handlung in der Erzählung in eine Richtung entwickelt, für jede Entscheidung, die getroffen wurde, überlegt man sich nun fünf neue Varianten. Beim Schreiben begibt man sich oft auf eine Einbahnstraße und möchte unbedingt die erste Idee, die man hatte, genauso zu Papier bringen. Dadurch wird man blind für den Ideenreichtum, der um den Text herumschwirrt.
Sprachregister
Geklaut von Alexander Nitzberg ist folgende Idee, um die unterschiedlichen Sprachregister zu trainieren. Man nehme eine Ballade, etwa Goethes Erlkönig, und fasse den Inhalt in exakt 12 Wörtern zusammen. Zuerst stichwortartig. Dann als korrekter Satz. Immer mit genau 12 Wörtern. Nun formuliert man diesen Satz in Jugendslang, dann in Beamtendeutsch.
Richtig kreativ ist man, wenn man zu den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben die passenden Fingerübun gen entwickelt.
Maßgeschneiderte Aufwärmübungen vor dem Schreiben
Bevor man sich daran macht, den Text weiterzuschreiben, an dem man gerade arbeitet, muss oft ein kritischer Punkt überwunden werden. Schon, man möchte gerne schreiben – oder zumindest geschrieben haben – aber die Kreativitätsmuskeln sind noch kalt, man ist unkonzentriert und kann sich nicht so recht vorstellen, gleich ins Schreiben einzutauchen. Dann muss ein Aufwärmtraining her. Dazu gibt es Schreibanregungen, Schreibstarter, writing prompts oder wie immer man sie nennen will. Dabei handelt es sich um Texte, die schnell, ohne großen Aufwand oder große Erwartungen entstehen.
Die Vorteile von Schreibanregungen
Ihre Vorteile sind vielfältig:
• Mit ihnen hat man immer ein Thema, zu dem man etwas schreiben kann. Die Situation „Ich würd’ ja gerne, aber mir fällt nichts ein …“ entfällt.
• Aus diesen schnellen Texten können Ideen für richtig ausgearbeitete Texte gewonnen werden.
• Sie haben eine niedrige Einstiegsstufe, man kann sie nicht falsch oder schlecht schreiben, und schon ist man mitten drin im Schreibmodus.
• Durch das schnelle, unzensierte Schreiben werden das bildliche Denken und auch die expressive Funktion des Schreibens angesprochen; Forscher fanden heraus, dass man durch das vorherige Aufwärmen dieser beiden Bereiche hinterher den „richtigen“ Text besser schreibt.
Der Ablauf
Am besten funktionieren Schreibanregungen, wenn man sich ein Zeitlimit setzt, indem man einen Kurzzeitmesser auf vielleicht 20 oder 30 Minuten einstellt, denn die Zeitbegrenzung lockert und verhindert das Nachdenken, das bei so einer Aufgabe kontraproduktiv wäre. Auf das unzensierte Schreiben kommt es an. Man benötigt keine Vorbereitung, sondern sucht sich ein Thema aus und schreibt drauflos, was gerade in den Sinn kommt. Natürlich kann man zuvor auch ein Cluster machen oder kurz ein wenig Material sammeln. Es ist schon klar, dass auf diese Weise keine wertvollen Texte entstehen werden, aber gute Ideen, die man später wieder aufnehmen kann und überraschend schöne Sätze, die ebenfalls möglicherweise zu einem zweiten Einsatz kommen, stecken oft in diesen Texten.
Drei Kategorien
Aufwärmübungen kann man grob in drei Kategorien unterteilen:
1. Ein Thema ist der Auslöser für einen Text. Rotz, Umzug, was ich verloren habe, im Keller, Deine Mutter … Es gibt unzählbar viele Ideenauslöser. Eine gute Quelle sind die Themen, die bei Schreibwettbewerben vorgegeben werden. Auch auf www.creativewritingprompts.com findet man mehr Themen, als man je wird nutzen können.
2. Manchmal fühlt es sich zu nutzlos an, eine kostbare
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