Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
Dritteln unter Wasser, und so sollte es auch bei der klassischen Kurzgeschichte sein. Das bedeutet, dass nur ein Teil der Informationen und der Aussage des Textes direkt ausgesprochen werden, die Auslassung alles Unnötigen ist der Weg einen erzählerischen Eisberg zu errichten. Zu erkennen, was weggelassen werden kann und was nicht, macht dabei die Kunst aus. Der Rest der notwendigen Informationen wird durch Bilder, Symbole und durch den Subtext, also das, was zwischen den Zeilen steht, ausgedrückt.
Ein gutes Beispiel für die Eisberg-Theorie ist Hemingways Kurzgeschichte „Hügel wie weiße Elefanten“. Ein Paar sitzt in der spanischen Pampa, trinkt gemeinsam etwas und versichert einander, dass es ihnen gut geht. Mit keinem Wort wird direkt gesagt, dass die Frau ungewollt schwanger ist und ihr Freund sie zu einer Abtreibung drängt, trotzdem versteht man diesen Inhalt. Weiße Elefanten sind ein Symbol für ein unerwünschtes Geschenk. Das Wort Abtreibung fällt zwar nicht, aber sie wird umschrieben: „Es ist wirklich eine furchtbar einfache Operation, Jig“, sagte der Mann. „Es ist eigentlich gar keine Operation.“
Selbst der Name „Jig“ ist kein Zufall, denn für Zufälle ist in der klassischen Kurzgeschichte kein Platz, ein Jig ist auch ein fröhlicher Tanz und somit kann dieser Name das unbekümmerte Leben symbolisieren, dass die beiden bislang gelebt haben. Gleichzeitig bedeutet „Jig“ aber auch „alles ist aus“. Wozu soll es gut sein, die Kurzgeschichte auf diesem Weg strengstmöglich zu verknappen und zu verdichten? Die Leser sind gezwungen mitzudenken, sich vollkommen in die Geschichte einzufühlen, und gerade auf diese oberflächlich betrachtet sparsame Weise kann man komplexe Situationen besonders gut ausdrücken.
Ein Reisetagebuch führen
Zu den schönsten Mitbringseln von unterwegs kann ein Reisetagebuch gehören. Es hält individuelle Eindrücke fest und erlaubt seinen Lesern noch nach langen Jahren, lebhafte Erinnerungen an die Urlaubszeit. Am besten wählt man ein unliniertes Notizheft im DIN-A5-Format aus, das noch bequem in die Tasche passt, und in sehr hübschen Versionen in Schreibwarenläden zu haben ist.
Das herkömmliche Reisetagebuch
Die einfachste Technik, um ein Reisetagebuch zu führen, sieht so aus, dass man abends Erlebnisberichte über den Tag verfasst. Was haben wir erlebt? Was haben wir gesehen? Wer hat etwas Erinnernswertes gesagt? Dazwischen kann man Quittungen, Tickets, Bilder und sogar Sand einkleben (auf eine dicke Schicht Kleber streuen, hört trotzdem niemals auf zu rieseln). So erhält man eine schöne Erinnerungsmappe.
Das gemeinsame Tagebuch
Man kann noch einen Schritt weitergehen und sämtliche Reisegefährten gemeinsam am Tagebuch arbeiten lassen. Die Kinder malen notfalls, was sie noch nicht schreiben können. Entweder wechselt man sich von Tag zu Tag ab oder jeder hält den Tag aus seiner Perspektive fest. Ob so oder so, es ist gut möglich, sich auf diese Weise sogar noch ein wenig besser kennenzulernen.
Das Skizzenbuch
Eine weitere Möglichkeit die Reise schriftlich zu begleiten besteht darin, keine Erlebnisberichte mehr anzufertigen, sondern kurze, zusammenhanglose Skizzen zu schreiben, die Beobachtungen und Eindrücke einfangen. Man beschreibt das entzückende Schloss, das man an der Loire gesehen hat, man hält den Kellner fest, der das Mittagessen serviert hat, und notiert den Eindruck, den die Touristen in der Schlange vor dem Ticketschalter hinterlassen haben. In wenigen Sätzen eine individuelle Beobachtung festzuhalten, das Besondere an einer Person oder einem Ort in einen Text zu fassen, daran wird man nicht nur später viel Freude haben, sondern es ist auch eine sehr gute literarische Übung.
Um die Beobachtungsgabe zu schulen, kann es sehr nützlich sein, zu zeichnen. Wenn man das Schloss an der Loire oder eine Szene am Strand zuerst zeichnet, egal wie das Resultat aussieht, gewöhnt man sich an, sehr genau hinzuschauen und Details wahrzunehmen.
Das literarische Tagebuch
Das literarische Reisetagebuch sieht vor, sich von Orten, Menschen, Gerüchen oder Geschmäckern zu literarischen Texten inspirieren zu lassen. Diese brauchen nichts von den realen Erlebnissen des Tages zu enthalten, sondern dürfen völlig abheben. Die Urlaubseindrücke dienen der Phantasie lediglich als Sprungbrett. Um für Abwechslung zu sorgen, kann man jeden Tag in einem anderen Stil schreiben, heute schwülstig,
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