Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

sagte die Witwe. »Das würde uns gerade noch fehlen, noch jemanden beerdigen zu müssen.«
    »Ich werde aufpassen. Und ich bedaure Ihren Verlust.«
    »Ich denke, wir haben alle etwas verloren«, sagte Marlene. »Es ist wie mit dem ganzen Essen, das vorbeigebracht wurde. Man isst und isst und fühlt sich doch noch leer innen drin.«
    Roby nickte, da er nicht wusste, was er antworten sollte. Er ging nach draußen und blieb ein paar Minuten hinter dem Lenkrad seines Pick-ups sitzen, bevor er nach Hause fuhr.

 
     
    XIII.
    Der Versorgungsraum von Clawsons Bestattungsinstitut war so stickig wie eine Gruft. Roby verzichtete darauf, das Licht anzuschalten. Er kannte den Weg ohnehin gut genug.
    Glenn Claude Isenhours irdische Überreste lagen auf einer Bahre ausgestreckt. Sein Bauch war blass wie ein Fisch. Eine lange, feuchte Narbe zog sich zwischen seinen Rippen entlang. Barnaby war fleißig gewesen. Er hatte den Koffer gefüllt. Und heute Nacht würde Roby den Koffer zu Johnny Divine bringen, der ihn bei Beverly Parsons abliefern würde.
    Roby ging nach draußen, um zu warten. Er stand in der Parkbucht, in der Barnaby normalerweise den Leichenwagen parkte. Sein Blick wanderte zu den fernen Sternen und dem gleichgültigen, toten Mond, der über ihm hing. Zumindest war Jacob da oben, seiner Last entledigt, ohne Sorgen, mit friedvollem Herzen. Auch dank Roby.
    Seine Hand wanderte in seine Tasche, suchte ein wenig darin herum und brachte dann den zähen, unförmigen Fleischbrocken zum Vorschein. Er steckte ihn in den Mund und kaute, dann schluckte er, ohne zu würgen, obwohl er bitter schmeckte.
    Er hatte noch Hunger.
    Genau wie immer.
    In dieser längst vergangenen Nacht, als er die Übereinkunft mit Johnny Divine getroffen hatte, hatte er nicht erkannt, wie leer man sich fühlen konnte.
    Oh, er würde alles nochmal genauso machen, wenn er die Möglichkeit hätte. Er bereute nichts. Denn als sein Pick-up von der Straße abgekommen und gegen den Baum geknallt war und er durch die Windschutzscheibe geflogen war und dann verblutend am Straßenrand lag, war Johnny Divine aus dem schwarzen Nichts gekommen und hatte ihm das Angebot unterbreitet.
    Wenn Roby irgendjemanden außer sich selbst geliebt hätte, hätte er es durchgezogen und wäre gestorben. Er wäre das Risiko eingegangen. Aber er hatte Angst gehabt.
    Es war ein faires Geschäft gewesen, von welcher Seite man es auch betrachtete. Er half verlorenen Seelen, ihren Weg zum Urteil zu finden, und das war etwas, worauf man stolz sein konnte. Aber trotzdem fühlte er sich immer so leer.
    Denn er hatte Johnny Divine sein Herz zum Tausch für sein Leben gegeben.
    Roby hatte keine Verwandten, die seinen Kuchen essen würden. Es gab niemanden, der ihm beim Übergang helfen konnte, niemanden, der ihn auf den Weg zum Urteil schicken konnte. Niemand hatte ihn jemals geliebt. Und er selbst hatte nie jemanden geliebt außer sich selbst.
    Alles, was er tun konnte, war, sein eigenes Herz aufzuessen und zu hoffen, dass er eines Tages voll oder leer genug sein würde oder was auch immer.
    Aber wie immer ließ ihn das ledrige Etwas, das er gegessen hatte, nur nach etwas Größerem hungern, ein Verlangen, das über das Fleisch hinausging.
    Er dachte daran, wie Glenn Claude Isenhour kalt und verloren im Haus lag. Ein Schamgefühl loderte in Roby auf wie eine Flamme und verdrängte seine selbstsüchtigen Wünsche. Die Familie Isenhour brauchte ihn. Vielleicht konnte er im Dienst für andere das finden, was in ihm selbst fehlte. Roby machte sich auf den Weg. Noch nie hatte der Mitternachtshimmel so endlos ausgesehen. Roby hielt seinen Rücken unter der Last des Opfers aufrecht, entschlossen zur Stärke. Sein eigenes Urteil konnte warten.
    Jetzt musste er einen Kuchen servieren – vor dem Begräbnis.
     
     
    ENDE
    Inhaltsverzeichnis

 
    Während einer Konferenz für paranormale Phänomene beschwört ein Mann den Geist seiner toten Frau herauf und schreckt dabei Dämonen in einem Spukhotel auf, in dem man nicht einmal den Engeln trauen kann.
     
      
    DIE RÜCKKEHR
     
    Scott Nicholson
     
     
    Originaltitel: Speed Dating with the Dead
    Aus dem Amerikanischen von Stefan Mommertz
     
    Copyright 2012 Scott Nicholson
    Published by Haunted Computer Books

Die Rückkehr
     
     
    Kapitel 1
     
    »Und hier ist das Zimmer, in dem es am meisten spukt, Mr. Wilson.«
    Das Messingschild an der Brust der Hausdame verkündete »Violet«, ein altmodischer Name, der im Gegensatz zu ihrem Hosenanzug von JC