Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
ein paar Scheiben Brot in einer Plastiktüte und ein paar verschrumpelten Äpfeln, die in einer Glasschale lagen. Der einzige Gegenstand in der Spüle war Jacobs Zahnprothesen-Glas.
»Also, werden Sie die Farm verkaufen?«, fragte Roby die Witwe.
Sie hatte sich eine Portion zimtbraunen losen Tabaks zwischen Unterlippe und Zahnfleisch geschoben und beförderte ihn an die gewünschte Stelle, bevor sie antwortete. »Ich denke nicht. Wenn man diejenigen, die man geliebt hat, im Boden bestattet, schuldet man ihnen etwas. Wir haben darüber gesprochen. Die Kinder werden wahrscheinlich verkaufen, wenn ich gestorben bin, aber das ist ihre Sache. Ich für meinen Teil werde, nachdem ich diese Welt verlassen habe, Jacob mit reinem Herzen wiedersehen.«
»Amen«, sagte Roby.
Marlene kam in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Sie beugte sich vor und wühlte in der untersten Ablage. Roby betrachtete die Kurven ihres Hinterns. Ein Tor zur Sünde, ohne Zweifel.
Sie schloss den Kühlschrank und drehte sich um. Sie hielt ein Glas süße Gurken in der Hand. »Hey, wisst ihr, was gut dazu passen würde?«
»Was?«, fragte Roby.
»Ein Stück von dem Fleisch, das Sie vor ein paar Tagen mitgebracht haben.«
Die Witwe blickte ihn mit zugekniffenen Augen an. »Welches Fleisch? Wir haben den Schinken bis auf den Knochen verputzt.«
»Oh, Roby weiß, wovon ich spreche.«
»Man nimmt seine Knochen mit«, sagte Roby, »wenn man übertritt. Man nimmt seine schlecht gewordenen Eier, die trockenen Brotkrümel und den verschimmelten Käse mit.«
Die Witwe trat mit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück. »Was um alles in der Welt ist los mit Ihnen?«
»Peggy Clemens weiß es. Das Ganze. Kein Teil des Tiers verschwenden.«
»Alfred!«, schrie die Witwe mit schwankender Stimme.
»Und Beverly Parsons. Sie weiß Bescheid. Barnaby ebenso.«
Marlene hielt das Gurkenglas in seine Richtung, als ob es ein Amulett wäre, mit dem man böse Geister fernhalten könnte. »Sie haben den Verstand verloren.«
Alfred kam in die Küche gerannt, hinter ihm Buck und Harold.
Roby fühlte, dass ihm der Schweiß aus den Poren trat wie Maden aus einer unter Strom stehenden Leiche. »Wer wird eure Kuchen backen?«, fragte er. »Wenn ihr sterbt, wer wird euch essen?«
»Gütiger Himmel, wir sollten den Sheriff rufen«, sagte Harold. Alfred und Buck näherten sich Roby von den entgegengesetzten Enden der Kücheninsel.
Das passierte jedes Mal. Roby wurde von einer Welle der Übelkeit gepackt und brach fast zusammen. Er griff nach dem Rand der Insel und konnte sich mit Mühe auf den Beinen halten. An den Rändern seines Sichtfeldes begann sich der Raum zu drehen; die Konturen der Welt lösten sich auf wie Zucker in warmem Wasser. Er fühlte, wie ihn Hände an den Armen packten und er dachte an Johnny Divine und den Koffer. Wer würde den Koffer transportieren, wenn es Roby nicht mehr gab?
Vorausgesetzt, Roby dürfte jemals gehen.
Er schüttelte die Hände ab und richtete sich zitternd auf. »Es tut mir leid, Leute. Hab mich gehen lassen. Die letzten Tage waren für uns alle nicht einfach.«
Die Witwe sah ihn prüfend an, als ob er ein Insekt auf einer Fensterscheibe wäre. »Anna Beth?«
Ihre jüngste Tochter stand direkt hinter ihr. »Ja, Mom? Soll Sarah noch die Polizei rufen?«
Die Witwe starrte Roby an. »Haben Sie getrunken?«
Roby bekämpfte die kleinen Blitze, die im grauen Inneren seines Schädels umherzuckten. »Ja. Ich muss mich entschuldigen. Erst ist Jacob gestorben, und dann Glenn Isenhour. Sie kennen ihn, oder?«
»Entfernter Verwandter«, sagte die Witwe.
»Nun, er war mein Cousin zweiten Grades. Zwei Todesfälle auf einmal, wahrscheinlich hat mich das zu sehr mitgenommen. Aber jetzt geht es mir besser.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Buck. »Sie sehen aus, als ob Sie eine lebendige Eidechse verschluckt hätten.«
»Ja. Ich brauch nur ein Glas Wasser und dann bin ich wieder wie neu.«
Er zwang sich dazu, nicht zu zittern, als er zum Spülbecken ging. Er füllte das Prothesen-Glas mit Leitungswasser und nahm vier große Schlucke.
»Sie sollten sich besser eine Weile hinlegen«, sagte die Witwe. »Sie sind ganz grün im Gesicht.«
»Ich schaff es schon bis nach Hause.«
»Ich fahr Sie«, bot Alfred an.
»Nein danke, ich hab Ihnen allen schon genug Probleme bereitet.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja. Mir geht’s schon viel besser. Musste nur etwas in den Magen kriegen.«
»Nun, seien Sie vorsichtig auf dem Weg nach Hause«,
Weitere Kostenlose Bücher