Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
hätte sich von Wally begleiten lassen sollen, aber es gab zu viele Löcher im Deich und zu wenige Daumen, mit denen man sie stopfen konnte.
    Sie wollte nach dem Schlüssel langen, als sie instinktiv den Türgriff probierte. Er ließ sich ohne Probleme drehen, das Geräusch des Riegels wie ein Revolverschuss im stillen Korridor.
    Was immer Janey auch trieb, es war nicht wert, deshalb die Tür abzuschließen.
    Violet öffnete die Tür ein wenig. »Miss Mays?«, rief sie in die Dunkelheit hinein.
    Kein Radio, kein Fernseher, kein Duschgeräusch, kein Schnarchen, kein leidenschaftliches Stöhnen, kein überraschtes Grunzen. Nur eine Stille, die der im Korridor Konkurrenz machte.
    Janey machte die Tür weiter auf und rief noch einmal. Sie spähte in den Raum und versuchte ihr Glück mit dem Lichtschalter. Nichts. Der Raum wurde von Dunkelheit beherrscht und Violet hatte das starke Gefühl, beobachtet zu werden, so als ob nachtaktive Raubtiere auf der Lauer lagen. Sie stand in der Türöffnung, ließ das Licht vom Korridor in den Raum fallen und hoffte, dass Janey aufwachen und nicht allzu mürrisch sein würde.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Violet und wünschte sich, dass irgendjemand vorbeikommen würde, und wenn es auch einer der fettärschigen SSI-Perverslinge wäre. Denn das Zimmer roch, als ob eine Beutelratte in den Wänden verendet wäre, und irgendetwas flatterte gegen die Decke – entweder Fledermäuse oder die größten Mutantenmotten der Welt. Violet entschied, dass sie ihre Pflicht getan hatte, und wollte den Raum wieder verlassen, als sie einen metallischen Schimmer wahrnahm.
    Sie schielte nach dem kurzen Rohr und dem größeren Teil dahinter.
    Ein Revolver? Auf dem Boden?
    Es gab nur eine begrenzte Anzahl von Gründen, warum ein Revolver dort offen herumliegen sollte, und keiner davon hatte etwas mit Blumen und Sonnenschein zu tun. Violet ging noch einen Schritt nach vorn und starrte in die Finsternis, fast überzeugt davon, dass sie Janey in einer Lache aus Blut und Hirn liegen sehen würde. Janey war keine potentielle Selbstmörderin, sie war eher die Art von verschrobener alter Schachtel, die 120 Jahre alt werden würde, nur um die Pflegerinnen im Altenheim in den Wahnsinn zu treiben.
    »Janey?«
    Als sich ihre Augen angepasst hatten, sah Violet, dass die Badezimmertür offen und der Vorhang der Küchenzeile zurückgezogen war. Also blieb nur das Bett...
    Das Bett war vom Hauptzimmer abgetrennt, aber es war genug davon sichtbar, dass Violet die zerwühlte, herunterhängende Bettdecke sehen konnte. Sie machte noch drei Schritte und hielt Ausschau nach einem bleichen Fuß.
    Mord ... ja, Leute mit Motiven gibt’s genug.
    Violet stoppte.
    Zum Beispiel mich.
    Janey würde den Verdacht einer Unterschlagung nicht für sich behalten. Sie gab vor, Getratsche zu hassen, aber ihre faltigen, rissigen Reptilienlippen liebten es, Gift und Galle zu spucken. Als Rhonda mit dem Toilettenpapier erwischt wurde, strahlte ihr Name in fetten Buchstaben von der Hausmitteilung. Und Janeys Entzücken war jedem einzelnen Satz zu entnehmen gewissen, bis hin zu der Feststellung, dass »Angestellte, für die das White Horse Inn nicht oberste Priorität besitzt, nicht lange Angestellte sein werden.«
    Violet war unschuldig. Sie konnte keiner Fliege etwas zu leide tun – außer sie landete auf dem Sirup ihres Pfannkuchens. Dann würde sie sie ordentlich zerquetschen, sie zerquetschen, zerquetschen, zerquetschen–
    Sie blickte zum Korridor zurück, von wo das leise Gemurmel sich nähernder Stimmen zu hören war. Sie durfte nicht in diesem Zimmer gesehen werden. »Motiv, Mittel und Gelegenheit«, wie es in den Fernsehkrimis hieß. Klar, gerichtsmedizinische Untersuchungen würden vielleicht irgendwann ergeben, dass sie die Waffe nicht abgefeuert hatte, aber bis dahin würde sie ihren Job verloren haben, durch die Anwaltskosten pleite sein und auf einer kalten Eisenpritsche umgeben von einsamen, verzweifelten Straftäterinnen schlafen müssen, anstatt sich an Philippe kuscheln zu können.
    Außerdem wartete Janeys Büro auf sie, und Violet hielt die goldene Eintrittskarte in ihrer Hand, mit schwitzender Haut um das Metall. Mit etwas Glück würde sie die Schubladen durchsuchen können, bevor irgendjemand Janeys Leiche fand.
    Sie ging in den Korridor zurück und hörte entferntes Lachen. Sie blickte in beide Richtungen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurde, und schloss die Tür. Sie pochte daran, bis

Weitere Kostenlose Bücher