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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Zimmer«, sagte sie laut und wurde durch die plötzliche Zerstörung der Stille aufgeschreckt. Sie wandte sich an das Zimmer, weil sie sich nicht an ihre Mutter wenden wollte. Ihre Mutter war zum jetzigen Zeitpunkt nur eine Idee, eine Erinnerung. Ein Traum von einem warmen, liebenden Schoß, Kreide und Lachen. Nichts, das man umarmen konnte, wenn die Nacht finster und kalt wurde, man sich den Knöchel abschürfte oder man ausflippte, nachdem man zum ersten Mal an einem Joint gezogen hatte.
    Sie lassen einen immer mit nichts zurück.
    »Was geht?«, sagte sie.
    Im Klartext: Mom, ich werde wirklich durchdrehen, wenn du hier bist.
    Vom Korridor her kamen Geräusche, bei denen es sich um das normale Geplapper einer Gruppe von Geisterjägern handelte, Klagen über die Organisation und das Versagen der Ausrüstung. Kendra war nicht mutig genug, die Tür zu schließen, denn dann würde sie alleine sein mit–
    Alleine mit ihren Gedanken und ohne Stift und Papier, hinter denen sie sich verstecken konnte.
    »Mom, wo bist du?«
    »Hey«, flüsterte jemand.
    Sie zuckte zusammen, obwohl das Flüstern ziemlich real klang.
    »Wer ist da?«
    »Ich«, sagte der Junge, und Bruce trat aus dem Schatten.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte sie, darum bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen. Für einen einzigen Herzschlag hatte sie gehofft – oder gefürchtet –, dass es doch ihre Mutter wäre.
    »Noch nicht lange«, antwortete er.
    »Musst du noch nicht im Bett sein?«
    »Daddy weiß nicht, wo ich bin.« Der Kopf des Jungen war nach vorne gebeugt und seine Haut sah in dem schwachen Licht fahl aus.
    »Du hast unseren Streit mit angehört, oder? Das machst du also, herumschleichen und andere Leute belauschen?«
    »Nein, mir ist nur langweilig.«
    »Gut, dann geh woanders hin dich langweilen.«
    »Deine Mutter ist tot.«
    »Hab ich bemerkt. Aber das geht dich gar nichts an.«
    »Hey, guckt, 218 ist offen«, sagte jemand auf dem Korridor.
    Bruce bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und knallte die Tür zu. Das Zimmer war jetzt fast völlig dunkel, ein wenig Licht kam von den Laternenmasten draußen.
    Sie konnte die Silhouette des Jungen nicht ausmachen, deshalb rief sie in Richtung Tür: »Warum hast du das getan, Knilch?«
    Er kicherte, als ob es sich um ein Spiel handelte. Jemand pochte von außen gegen die Tür.
    Kendra bewegte sich über den Teppich und stieß mit dem Schienbein gegen den Couchtisch. Sie unterdrückte einen Fluch und ging weiter zur Tür, wobei sie mit den Händen den Weg vor sich her fühlte. Die Stimmen von außerhalb der Tür klangen verärgert.
    »Sie ist verschlossen. Wir sollen doch hier jagen.«
    »Das ist die am schlechtesten organisierte Para-Konferenz, auf der ich jemals war.«
    »Zumindest haben die Geister ihren Spaß.«
    Kendra fühlte an der Tür entlang, bis sie den Türgriff gefunden hatte, dann drehte sie ihn und bereitete sich auf eine peinliche Situation vor. Stattdessen blockierte der Griff.
    Im Zimmer wurde es dunkler und Bruce machte hinter ihr ein seltsames Geräusch, eine Mischung aus ängstlichem Jaulen und leisen Glucksen. Sie zog an der Tür, verzweifelt nach Licht und frischer Luft verlangend und sich nach der Möglichkeit des Entkommens aus dem Zimmer sehnend. Sie klopfte an das Holz, was aber nicht viel Sinn machte, weil die Leute auf der anderen Seite ebenfalls klopften.
    Finger strichen ihr über das Haar. Der kleine Bengel belästigte sie, wollte Spielchen mit ihr spielen. »Hör auf, Bruce. Oder ich...«
    Was? Ihn verpetzen? Ihn verprügeln?
    Die Stimmen auf der anderen Seite der Tür entfernten sich, ganz so als ob die Geisterjäger aufgegeben hatten. »Wartet!«, rief Kendra. »Ich bin eingeschlossen.«
    Die Finger waren weg und nun gab es ein Quietschen, wie wenn Bruce auf das Bett geklettert wäre. Dann ächzten die Bettfedern rhythmisch, und sie konnte kaum seine Gestalt erkennen, als er auf und nieder sprang und eine Art Singsang von sich gab:
    »Tür versperrt, kein Schlüssel hier,
    Bleib und spiel mit Mami und mir,
    Tür versperrt, kein Schlüssel hier,
    Bleib und spiel mit Mami und mir. «
    »Ist deine Mami hier?«, rief Kendra.
    Er kicherte und kletterte vom Bett. »Nein, aber deine.«
    Dann krabbelte er unter das Bett. Sein gedämpftes Gelächter war fast noch unheimlicher als sein plötzliches Erscheinen. Der kleine Kerl war wahrscheinlich übergeschnappt, weil er die ganze Zeit hier im Hotel sein musste. Nichts Anderes zu tun, als nach geheimen

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