GU Quickfinder Kinderkrankheiten
wurden. Bis vor 200 Jahren waren Pflanzen das einzige Heilmittel, das den Menschen zur Behandlung ihrer Krankheiten zur Verfügung stand. Namhafte Ärzte wie Hippokrates oder Paracelsus erkannten die Heilkraft der Pflanzen und machten sie sich zu Nutze.
Der Begriff Phytotherapie wurde erst im 19. Jahrhundert von dem französischen Arzt Henri de Leclerc eingeführt – zur Abgrenzung gegenüber der neuen chemischen Medizin.
Moderne Phytotherapie
Innerhalb der Arzneimittelindustrie spielt die Phytotherapie eine nicht unwesentliche Rolle. Die moderne Phytotherapie unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der traditionellen Pflanzenheilkunde. Während Letztere in erster Linie auf Erfahrungen beruhte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, ist die moderne Phytotherapie das Produkt wissenschaftlicher Forschungstätigkeit. Sie wird von vielen Schulmedizinern anerkannt. Pflanzliche Heilmittel müssen, genau wie synthetisch hergestellte Präparate, nach dem geltenden Arzneimittelgesetz zugelassen werden. Voraussetzung für die Zulassung eines pflanzlichen Medikaments ist der Nachweis von Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität. In der Regel sind dafür zahlreiche klinische Studien erforderlich.
Sie können also davon ausgehen, dass pflanzliche Präparate auf ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit hin getestet wurden. Diese wissenschaftlichen Untersuchungen werden zunächst experimentell im Zellsystem und in Tierversuchen durchgeführt. Erst wenn diese erfolgreich abgeschlossen wurden, erfolgen erste Studien am Menschen.
Wirkstoffe
Man hat herausgefunden, dass Pflanzen bestimmte Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen enthalten. Ihre Heilkraft beruht jedoch nicht auf einzelnen Wirkstoffen, sondern auf der Summe der enthaltenen Stoffe. Dazu zählen:
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind vor allem in Blütenpflanzen enthalten, sie werden bei Berührung frei und machen das Aroma der Pflanze aus. Sie wirken unter anderem krampflösend, desinfizierend sowie antientzündlich zum Beispiel bei Atemwegserkrankungen.
Gerbstoffe
Gerbstoffe schützen die Pflanze vor Fressfeinden. Sie sind adstringierend (zusammenziehend) und wirken bei Durchfall stuhlfestigend, bei Wunden desinfizierend.
Schleimstoffe
Schleimstoffe regen unter anderem die Schleimproduktion der Schleimhäute an. Sie werden bei Entzündungen der oberen Luftwege (beispielsweise Reizhusten) oder auch bei Magen-Darm-Infekten eingesetzt und bilden einen Schutzfilm über den Schleimhäuten.
Praktische Anwendung
Für die Behandlung von Kindern eignet sich die Anwendung von Phytotherapeutika in Form von Teezubereitungen.
Diese sind in der Regel gut verträglich.
Allerdings mögen Kinder oftmals die enthaltenen bitteren und scharfen Aromen nicht. Bessern Sie gegebenenfalls den Geschmack etwas mit Honig auf (nicht bei Säuglingen wegen Botulismusgefahr!). Er sollte allerdings erst nach leichtem Abkühlen des Tees, am besten kurz vor dem Servieren zugefügt werden, da er sonst fast die Hälfte seiner heilenden Wirkstoffe verliert.
Außerdem sollen Heiltees nicht länger als maximal drei bis vier Wochen gegeben werden, da es sonst zu schädlichen Nebenwirkungen kommen kann.
Am besten kaufen Sie frisch getrocknete Tees in der Apotheke oder in einem gut sortierten Kräuterladen. Ich rate vom „Selbersammeln“ in der Natur ab, da Sie dabei keine genauen sicher wirksamen und nebenwirkungsfreien Dosierungen erreichen können.
Bewahren Sie kleine Dosen der Kräuter an einem trockenen lichtgeschützten Ort auf (in Braungläsern). Und achten Sie auf altersgerechte Dosierung der Teedrogen, das heißt, für ein Kleinkind nehmen Sie die Hälfte der Menge, die bei der Standarddosierung angegeben ist. In der Regel reicht für ein Kind unter drei Jahren ½ TL auf ¼ Liter Wasser.
Standarddosierung
Überbrühen Sie 1 TL getrocknete Teedroge mit ¼ Liter kochendem Wasser, lassen Sie den Tee fünf Minuten zugedeckt stehen und seihen Sie ihn anschließend ab. Nun geben Sie Ihrem Kind täglich 2 bis 3 Tassen davon zu trinken. Falls die Dosierung von der Standarddosierung abweicht, ist dies an Ort und Stelle ausdrücklich vermerkt.
→ Bitte beachten Sie
→ Tees erst ab dem Kleinkindalter verabreichen
→ Anwendung im Zweifelsfall zuvor mit dem Kinderarzt absprechen
→ Tees nicht bei allergisch veranlagten Kindern einsetzen
Anis
ANWENDUNGSGEBIETE: Husten; Blähungen
WIRKUNG: entblähend; krampflösend
VERWENDETE TEILE: Anissamen
ANWENDUNG: Tee (siehe
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