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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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reichhaltigen Angebot vor dem Haus gütlich tat. Die Ratte ist in einem großen Riss in der Häuserwand verschwunden, als sie die Hunde gesehen hat. Die ganze Bude muss total rattenverseucht sein.
    Heute war der Hammer. Wir waren gerade bei unserer morgendlichen Gassirunde, als ich über einen Stapel Pfannkuchen gestolpert bin. Wer bitte lässt einen ganzen Pfannkuchenstapel für die Vögel draußen liegen? Ich stelle mir vor, wie die Bewohner
drinnen verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich mit slawischem Akzent fragen: »Varum vir haben so viele Ratten?« Am liebsten würde ich zurückbrüllen: »Weil ihr ihnen jeden Morgen ein Festtagsbrunch serviert!«
    Einer von uns beiden muss in naher Zukunft einen gutbezahlten Job finden, denn hier können wir definitiv NICHT bleiben.

    Da unser Viertel offiziell keinen richtigen Namen hat, haben wir uns auf »Schrott Town« geeinigt. Seit drei Wochen wohnen wir jetzt in Schrott Town, und bisher haben wir noch keinen einzigen unserer Hausnachbarn kennengelernt. Bill muss unbedingt die Parkplätze markieren, denn offensichtlich bekommt es unsere Mitbewohner einfach nicht hin, ihre Autos ohne Hilfe korrekt zu parken, weshalb wir den Caddy die Hälfte der Zeit auf der Straße abstellen müssen, was ÜBERHAUPT nicht geht.
    Vor allem die Leute im Erdgeschoss bereiten mir Bauchschmerzen. Die haben Wandteppiche vor den Fenstern und Grateful-Dead-Aufkleber auf der Tür, weshalb ich befürchte, es könnten Hippies sein. Außerdem drehen sie jedes Mal, wenn einer unser Hunde durch die Wohnung läuft, die Musik auf volle Lautstärke, weshalb ich mich frage, ob ihre Decke womöglich keine Trittschalldämmung hat. Was soll ich denn bitte tun, die beiden wie Mastkälber den ganzen Tag in ihre Box stecken? Hunde laufen eben manchmal rum, kommt damit klar. Wenn man im Erdgeschoss wohnt, muss man mit so was rechnen. Alles Roger, Leute?
    Die Hunde und ich poltern gerade auf dem Weg zu unserem abendlichen Verdauungsspaziergang die Treppe hinunter, als wir Hippie Nummer eins zum ersten Mal sozusagen geradewegs in die Arme laufen. Höflich stellen wir uns einander vor und machen ein bisschen sinnfreien Smalltalk, der rein gar nichts mit dem zu tun hat, was wir tatsächlich denken.
    »Hi, Bobby, ich bin Jen. Wie schön, Sie endlich kennenzulernen!
« Sie sind also der Vollidiot, der nur halb so viel Miete bezahlt wie ich und trotzdem dauernd meinen Parkplatz besetzt.
    Mit einem laschen, unaufrichtigen Händedruck entgegnet Bobby: »Ja, nett, Sie ebenfalls kennenzulernen. Wie gefällt es Ihnen hier?« Lieber Himmel, haltet ihr da oben eine Herde wildgewordener Wasserbüffel? Was soll der ganze Krach?
    »Ganz prima, danke. Ach ja, das sind Maisy und Loki. Wir geben uns alle Mühe, dass sie möglichst keinen Lärm machen. Ich hoffe, die beiden stören Sie nicht!« HA, HA, HA, ARSCHGESICHT! Wenn du deine Schrottmöhre weiter auf meinem Parkplatz abstellst, wirst du mal sehen, WIE laut wir erst sein können.
    »Ach, kein Problem, wir mögen Hunde.« Na, gefällt Ihnen der laaaange Spaziergang von Ihrer Parklücke unten an der Straße bis zum Haus? Warum versuchen Sie nicht mal, den Geräuschpegel ein paar tausend Dezibel runterzudrehen, dann stelle ich meinen Wagen womöglich woanders ab.
    »Und was machen Sie so beruflich?« Bei welchem Job kann man es sich bitte erlauben, so viel Gras zu rauchen, dass ich jedes Mal high werde, wenn ich in unser Arbeitszimmer gehe? 146
    »Ich bin Barkeeper, und meine Freundin Holly ist Dichterin.« Erwähnte ich schon, dass wir Yuppie-Abschaum wie Sie abgrundtief verabscheuen?
    Dann ist Holly wohl auch arbeitslos, was? Ich ziehe die Hunde an der Leine zu mir, um rauszugehen, und sage: »Die beiden wollen los. Dann bis demnächst!« Ich hoffe, ihr beiden steht auf Revuemusik, ich kaufe mir nämlich demnächst Steppschuhe.
    »Schön, dass wir uns endlich mal kennengelernt haben!« Die Rache ist mein, spricht der Nachbar unter Ihnen. Als er die Tür aufmacht, springt mir die zwei Meter hohe Bong auf dem Wohnzimmertisch ins Auge. Wie nett.
    Die Hunde und ich trotten die Straße entlang, und als uns ein
anderer Hund entgegenkommt, drehen wir ab und laufen an dem Mietshaus vorbei. Dort scheuchen wir einen Schwarm Vögel auf, der sich flatternd erhebt. Mein Blick wandert zum Menüangebot des heutigen Abends, und ich muss mit Entsetzen feststellen, dass sie sich um einen Haufen Hühnerknochen geschart hatten, was nur eins bedeuten kann - die Vögel in

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